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Lufthansa fliegt rote Zahlen ein

Dass Fluggesellschaften zum Jahresbeginn nicht brillieren können, ist nicht weiter unüblich. Entsprechend gnädig reagiert die Börse jetzt auf die roten Zahlen bei der Lufthansa. Weiterhin muss sie viel Konkurrenz fürchten.

Von Brigitte Scholtes | 02.05.2013
    Das erste Quartal war wie häufig ein schwieriges für die Lufthansa. Der Winter war lang, die Treibstoffkosten hoch – und dann kam noch der Streik der Bodenmitarbeiter am 21. März hinzu. So konnte sich die Kranichlinie nicht aus den roten Zahlen befreien – im Gegenteil: Mit 359 Millionen Euro war der operative Verlust genauso hoch wie ein Jahr zuvor. Das Konzernergebnis fiel mit minus 459 Millionen Euro sogar noch schlechter aus, das erklärte Finanzvorstand Simone Menne heute mit außerplanmäßigen Abschreibungen – vor allem 64 Millionen Euro an Abfindungen für ausscheidende Mitarbeiter. Restrukturierungskosten also, die die Lufthansa tragen muss, weil sie mit ihrem Programm "Score" die Effizienz verbessern möchte. So verwies Simone Menne auch auf die langfristigen Wirkungen:

    "Die Kosten sind einmalig, die Ergebnisverbesserungen sind jedoch nachhaltig. Nimmt man diese Fortschritte zusammen mit der soliden, aktuellen Geschäftsentwicklung, können wir zuversichtlich in das Jahr schauen. Die Nachfrage und Preisentwicklung sind solide, nach heutigem Stand sinken die Treibstoffkosten."

    Lufthansa bleibe also auf Kurs. Dabei hat aber auch geholfen, dass die Flugzeuge voller waren. Denn die Kapazitäten wurden straffer gemanagt. Das Unternehmen will im laufenden Jahr den operativen Vorjahresgewinn von mehr als 524 Millionen Euro übertreffen. Das Effizienzprogramm soll mittelfristig helfen und das operative Ergebnis sich bis 2015 auf 2,3 Milliarden Euro erhöhen. Im ersten Quartal sei man mit der Umsetzung von "Score" gut vorangekommen, nicht nur bei den Töchtern Austrian Airlines und Swiss, sagte Simone Menne:

    "Im Mai werden die Ergebnisse zur Umgestaltung von administrativen Bereichen der Lufthansa-Passage veröffentlicht. Die Umstellung der Germanwings macht planmäßige Fortschritte. Und gestern haben wir auch mit verdi uns auf einen Tarifabschluss einigen können, der wichtige Beiträge zu Score enthält."

    Denn gestern hatten sich Lufthansa und verdi auf einen Tarifvertrag für die 33.000 Beschäftigten am Boden geeinigt. Danach soll es gestaffelte Lohnerhöhungen geben, drei Prozent mehr für die Mitarbeiter in der Passage, je 4,7 Prozent mehr für die in den Bereichen Wartung, Fracht und IT-Technik. Denn hier läuft das Geschäft besser. Außerdem verzichtet das Unternehmen auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende März 2015. Dieses Ergebnis hat auch die Aktionäre erfreut. So meint Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank:

    "Das ist immer eine Beruhigung. So ein Tarifabschluss kommt immer erst mal gut an, weil es ein bisschen Unsicherheit rausnimmt. Es gab Lohnerhöhungen, die mehr oder weniger so berechnet wurden. Und vor allen Dingen: Die Streikgefahr hört jetzt auf."

    Doch die Ruhe könnte nur kurz währen: Denn bis Mitte Mai möchte die Gewerkschaft Cockpit ein verhandelbares Angebot für die 5000 Piloten. Sie fordern 4,6 Prozent mehr Geld für dieses Jahr und eine rückwirkende Erhöhung um 5,2 Prozent für das vergangene Jahr. Hier könnte also bald der nächste Streik drohen.


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