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Lufthansa verteidigt Standortschließungen

Die Lufthansa forciert nach einem Rückgang des operativen Gewinns ihre Sparbemühungen. Dafür streicht sie ihren Aktionären die Dividende und plant außerdem, zwei Standorte ganz zu schließen. Darunter auch ihren offiziellen Hauptsitz in Köln.

Von Christian Bremkamp | 20.02.2013
    Enttäuschung auf der einen, Erklärungsversuche auf der anderen Seite. Zwar habe man die Schließung des Kölner Standorts schon seit Längerem als "Bedrohung am Himmel" gesehen, so die Kölner Wirtschaftsdezernentin Ute Berg, dass 2017 nun aber wirklich Schluss sein könnte, das mache dann doch betroffen:

    "Wir haben natürlich im Vorfeld auch alles versucht, diese Entscheidung zugunsten Kölns zu beeinflussen. Aber da es hier um eine strukturelle Entscheidung des Konzerns ging und nicht um eine Standortfrage, hatten wir als Kommune da keine Chance."

    Eine strukturelle Entscheidung, mit der die Lufthansa ihre Sparbemühungen weiter vorantreiben will. Das Ergebnisniveau des Konzerns müsse deutlich gesteigert werden, so Unternehmens-Sprecher Christoph Meier:

    "Um unseren Finanzbedarf für die anstehenden Investitionen aus eigener Kraft zu verdienen. Denn die Investitionen von heute sind die Ergebnisse von morgen. Wir handeln hier also auch verantwortlich gegenüber den rund 118tausend Mitarbeitern weltweit indem wir heute die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen."
    In diese "erfolgreiche Zukunft" soll auch mit neuen Flugzeugen geflogen werden. Weshalb Lufthansa schon bald 108 Maschinen bestellen will – vom Kurz- bis zum Langstreckenjet.

    Geld für neue Flugzeuge aber kein Geld für Standorte und Mitarbeiter? Das entzürnt Gewerkschafter, weswegen ver.di-Vorstandsmitglied Christine Behle heute bereits ankündigte:

    "Am 26. Februar starten unsere Tarifverhandlungen. Wir sind eigentlich in der Endgeld-runde. Aber durch diese Nachrichten werden sich die Prioritäten nochmal verschieben und ich kann sagen, dass sich aus einer nicht einfachen Runde eine wird, die mit Sicherheit auch mit Streikmaßnahmen begleitet werden wird."

    Nimmt man die Vorgängerin der heutigen Lufthansa, die "Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf", hinzu, hat das Unternehmen seit 1953 seinen Hauptsitz in Köln, zunächst in der alten Universität, ab 1970 dann in einem Hochhaus am Deutzer Rheinufer.

    Weil aber schon vor Jahren immer mehr Abteilungen nach Frankfurt verlagert wurden, zog die Hauptverwaltung 2006 in einen kleineren Bau nahe dem Messegelände.

    Deren Mitarbeiter, wie auch die am Standort Norderstedt, müssen nun um ihre Jobs bangen.

    Kleiner Trost für Köln: Die Lufthansa-Tochter Germanwings wird wohl auch in Zukunft ihre Zentrale in Köln behalten.