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Lungenentzündung
Hillary Clinton muss kürzer treten

Die Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei hat eine Lungenentzündung und muss Wahlkampftermine streichen. Die erneuten Spekulationen über Hillary Clintons Gesundheitszustand könnten Donald Trump zugutekommen.

Von Thilo Kößler | 12.09.2016
    Nach der Gedenkveranstaltung für die Opfer der Anschläge vom 11. September wird Hillary Clinton von Sicherheitsbeamten zu ihrer Tochter gebracht.
    Nach der Gedenkveranstaltung für die Opfer der Anschläge vom 11. September wird Hillary Clinton von Sicherheitsbeamten zu ihrer Tochter gebracht. (AFP/ Brendan Smialowski)
    Als Hillary Clinton am frühen Nachmittag das Apartmenthaus ihrer Tochter in der New Yorker City verließ, versuchte sie noch den Eindruck zu erwecken, als sei rein gar nichts geschehen: Sie winkte in die Kameras, wandte sich Passanten zu, streichelte ein Mädchen. Und präsentierte sich so minutenlang einem Millionenpublikum, das sich bereits ernste Gedanken über ihren Gesundheitszustand machte.
    Clinton muss Wahlkampfprogramm straffen
    Erst Stunden später stellte sich heraus: Hillary Clinton ist tatsächlich gesundheitlich angeschlagen – sie leidet unter einer Lungenentzündung und muss ihr dicht terminiertes Wahlkampfprogramm aus Reden, Interviews, Besuchen, Spendenveranstaltungen und so weiter möglicherweise gründlich straffen: Die Ärzte haben ihr Ruhe verschrieben – was das für den Wahlkampf bedeutet, der neun Wochen vor dem Wahltermin auf Hochtouren läuft, lässt sich noch gar nicht absehen.
    Hillary Clinton hatte am Morgen noch die Gedenkveranstaltung für die Opfer der Anschläge vom 11. September am Ground Zero besucht. Es war ein äußerst heißer und schwüler Spätsommertag in New York, und Hillary Clinton stand 90 Minuten mit zahlreichen Ehrengästen an der Gedenkstätte. Während selbst hochrangige Politiker in ihrer unmittelbaren Nähe immer wieder zur Wasserflasche griffen, nahm Hillary Clinton offenbar keinen Schluck zu sich. Dann wandte sie sich ab und verließ mit ihren Sicherheitskräften die Veranstaltung. Zunächst hieß es, sie sei – so wörtlich – überhitzt gewesen und dehydriert.
    Sie habe sich unwohl gefühlt und sei zu ihrer Tochter Chelsea gebracht worden, wo sie sich schnell erhole. Stunden später verließ sie dann das Apartment und wurde nach dem kurzen Schaulauf vor wartenden Kameraleuten in ihr Haus in den mondänen New Yorker Vorort Chappaqua gebracht.
    Ärztin diagnostiziert Lungenentzündung
    Doch dann ließen sich weitere Details nicht mehr unterdrücken: Erst tauchte ein Video auf, das Hillary Clinton strauchelnd und unsicheren Schrittes zeigt, wie sie von Helfern gestützt in ihren gepanzerten SUV gebracht wird. Dann gab ihre Ärztin Lisa Bardack, bekannt, dass sie bereits am Freitag bei der 68-Jährigen eine Lungenentzündung diagnostiziert habe, nachdem sie immer wieder einen starken Hustenreiz infolge einer Allergie verspürt habe.
    Nun muss Hillary Clinton kürzer treten – ihre Ärztin hat ihr dringend angeraten, den strammen Terminplan zu ändern.
    Das könnte Donald Trump zugutekommen, der im Wahlkampf immer wieder den Gesundheitszustand Hillary Clintons thematisiert hatte und dabei andeutete, dass seine Kontrahentin nicht die Konstitution habe, um die Strapazen des Präsidentenamtes durchzustehen. Der 70-jährige Donald Trump spielte damit auch auf eine Ohnmacht an, die Hillary Clinton im Jahre 2012 nach einer Viruserkrankung erlitten hatte.
    Schwächeattacken wie diese sind bei der physischen und psychischen Belastung wie in diesem amerikanischen Wahlkampf gewiss kein Wunder – allerdings wird er in der amerikanischen Öffentlichkeit auch stets als Test für die Belastbarkeit der Kandidaten gesehen. Die Fragen nach ihrem Gesundheitszustand dürften Hillary Clinton also in den verbleibenden Wochen bis zu den Wahlen begleiten.