Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Luxembourg Times
Neue Online-Zeitung für Anglophone

Die "Luxembourg Times" erscheint seit November online und versteht sich als digitales Angebot an die englischsprachige Gemeinde in Luxemburg. Sie richtet sich in erster Linie an Unternehmen und Geschäftsleute. Die Online-Zeitung will sich nicht durch Werbung, sondern vor allem durch Abonnements finanzieren.

Von Tonia Koch | 03.01.2018
    Online-Auftritt der "Luxembourg Times"
    Die "Luxembourg Times" erscheint nur online. (Deutschlandradio / Nadia Sattar)
    Über die Hälfte der knapp 600.000 Einwohner Luxemburgs sind Ausländer. Sie arbeiten bei Banken, Investmentgesellschaften, den europäischen Institutionen. Und auf dem Luxemburger Kirchberg, wo ständig neue Büropaläste in die Höhe wachsen, wird immer mehr Englisch gesprochen, die Lingua franca der Finanzwelt. Für diese Klientel sei die Online Zeitung "Luxembourg Times" entwickelt worden, sagt der Generaldirektor der Verlagsgesellschaft St. Paul, Paul Peckels:
    "Wir haben das Produkt Luxembourg ganz speziell auf die Business- und die Finance-Community ausgerichtet."
    Sowohl sprachlich als auch inhaltlich, ergänzt Jim Robinson, Chefredakteur bei der Luxemburger Times: "Wir möchten sozusagen Luxemburg für alle englischsprachigen Leute entmystifizieren. Bislang bekommen sie ausreichend Informationen auf Deutsch oder auf Französisch und wenn im Parlament eine Debatte über die Steuerreform läuft, dann kriegen sie es sofort mit. Aber in Englisch müssen die, die es betrifft mitunter bis zu drei Wochen warten, bis Unternehmen einen entsprechenden Newsletter veröffentlichen."
    Robinson ist Amerikaner, hat für die "Financial Times" und andere Wirtschaftsmagazine gearbeitet und ist im Februar von London nach Luxemburg gekommen. Noch sei auch für ihn das - gemessen an London - ziemlich kleine Luxemburg ein Rätsel: "Es ist anders und auch ein kleiner Kulturschock, aber ich mag es, es ist nicht so furchtbar geschäftig…"
    Redaktion schaut auf den lokalen Markt
    Sieben Redakteure bilden das Redaktionsteam. Einige hat er direkt aus London mitgebracht. Vorboten des Brexit, ein Thema, das sie ihn ganz sicher begleiten wird, mutmaßt Hannah: "Der Finanzsektor hier wird sich verändern, da wollen wir dabei sein."
    Die Aufmacher der letzten Tage waren stark europäisch geprägt: Wettbewerbsthemen in Zusammenhang mit dem Fahrdienstleister Uber oder Steuerfragen am Beispiel von Ikea. Aber die Redaktion, die von sieben Uhr morgens bis zehn Uhr abends besetzt ist, werde vor allem auf den lokalen Markt schauen und sich auf Branchenberichterstattung etwa über die Banken oder allgemeine Unternehmensberichterstattung konzentrieren. Damit das gelingt, ist die Times-Belegschaft in räumlicher Nähe zur Wirtschaftsredaktion des "Luxemburger Wortes" angesiedelt.
    "So können wir möglichst viele Themen abdecken und unsere Ressourcen bestmöglich einsetzen", so Robinson.
    Angebot soll über Abos finanziert werden
    Robinson geht von bis zu 100.000 potenziellen Nutzern aus, die über Interesse und ausreichend Sprachkenntnisse verfügen. Noch ist die Online-Zeitung im Netz frei zugänglich, aber schon bald soll die kostenlose Schnupperphase für die Kunden enden, ab dann soll sich das digitale Angebot über Abonnements finanzieren.
    Paul Peckels:
    "Ab Januar ist das ein Standardpreis für den Normalleser von zehn Euro pro Monat und ein Großteil der Abos wird aber als corporate-Abo verkauft, an Banken, Versicherungen, usw."
    Eine Finanzierung über Anzeigen ist ein Problem, das sämtliche Medien in Luxemburg haben - ganz gleich ob es sich um Printmedien, Rundfunk und Fernsehen oder eben auch die neuen Online-Formate handelt:
    "Der luxemburgische Markt ist sehr klein und es ist sehr kompliziert, im Online-Bereich mit dieser kleinen Reichweite ein vernünftiges Geschäftsmodell aufzubauen", so Peckels.
    Staat unterstützt die Presse
    Aber der luxemburgische Staat lässt seine Pressorgane nicht im Stich. Schon seit Jahrzenten subventioniert er die Printpresse mit sehr viel Geld, um Medienpluralität im Land sicher zu stellen. 2016 wurden insgesamt 7,5 Millionen Euro an die Verlage ausgeschüttet. Auf diese Weise können sich allein fünf verschiedene nationale Tageszeitungen auf dem Markt halten. Und bereits im vergangenen Jahr hat das Parlament entschieden, dass die Pressehilfe auf Online-Produkte ausgedehnt wird. Dafür stehen zunächst 100.000 Euro zur Verfügung. Allerdings handelt es sich um eine provisorische Regelung, die in absehbarer Zeit überarbeitet werden soll.