Donnerstag, 18. April 2024


»lyrix«-Jahresgewinner aus dem Ausland

Internationale Nachwuchsdichter treffen sich in Berlin.

01.04.2010
    Zusätzlich zu den dreizehn deutschen »lyrix«-Jahresgewinnern 2009stehen jetzt auch die zwölf Preisträger aus dem Ausland fest. Die Verfasser der ausgewählten Gedichte kommen aus nah- und ferngelegenen Ländern wie Polen, Portugal, Kirgisistan oder Brasilien. Gemeinsam mit den deutschen Jahresgewinnern werden sie im Juni zu einem verlängerten Wochenende mit Schreibwerkstatt und Preisverleihung nach Berlin eingeladen. Im Vorfeld der Schreibwerkstatt nehmen die Preisträger aus dem Ausland an einem mehrtägigen Sprachkurs teil, um ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen.



    Die »lyrix«-Preisträger 2009 aus dem Ausland in alphabetischer Reihenfolge:

    Beatriz Albuquerque aus Amadora, Portugal
    Deutsche Schule Lissabon, Jahrgang 1994
    »lyrix«-Monat: November
    Leitmotiv: Der Mond

    Mond

    Dort, wo ich bin,
    wo man alles sehen kann,
    bin ich glücklich.
    Durch das Fenster fliegen meine Träume,
    sie sind frei.
    Und ich sehe sie:
    weiß und glänzend,
    die Lampe des Himmels.
    Wie ein Freund, der dort immer gewesen ist.
    Und die Träume laufen,
    und dann fliege ich dorthin...
    Hier, wo ich bin,
    wo man alles sehen kann,
    die Sterne kommen zu mir, wie Freunde
    und erzählen mir Geschichten.
    Dort, woher ich komme,
    jetzt weiß ich,
    man sieht nicht alles...
    Ich sehe den Weg der Fantasie,
    der dir folgt,
    dir, dem Licht des Himmels.




    Tarik Bazdalic aus Zenica, Bosnien und Herzegowina
    Prva gimnazija u Zenici, Jahrgang 1990
    »lyrix«-Monat: Mai
    Leitmotiv: Irren ist menschlich

    Irren ist menschlich - Kollateralschaden

    Wenn ein Kind
    von einer Bombe stirbt,
    dann sagen sie:
    "Irren ist menschlich."

    Wenn eine Familie
    ihr Heim verlässt,
    dann sagen sie wieder:
    "Irren ist menschlich."

    Wie lange lassen wir das zu?
    Wie lange werden wir unsere Augen
    davor verschließen?

    Wie lange lassen wir diese Irrtümer zu?
    Wie lange...?
    Zu lange.




    Isabella Correa von Wallwitz aus São Paulo, SP, Brasilien
    Colegio Visconde de Porto Seguro, Jahrgang 1998
    »lyrix«-Monat: Oktober
    Leitmotiv: Veränderungen

    Veränderungen

    Ich steh vor dem Spiegel und finde mich nicht
    Was ist mit mir los?

    Warum sind mir die Hosen zu eng?
    Warum muss ich einen BH tragen?
    Was sollen diese Pickeln in meinem Gesicht?
    Was ist mit mir los?

    Warum kaufe ich gerne Kleider?
    Warum sehe ich nicht schöner aus?
    Warum schaut dieser Junge immer zu mir?
    Was ist mit mir los?

    Meine Mutter sagt, ich streite nur
    Mein Vater sagt, ich schreie nur
    Mein Bruder sagt, ich denke nur an mich

    Ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt
    Ich bin nicht mehr ich
    Wer bin ich?




    Edin Ibraljic aus Zenica, Bosnien und Herzegowina
    Prva gimnazija u Zenici, Jahrgang 1993
    »lyrix«-Monat: September
    Leitmotiv: Die Jahre von dir zu mir

    Die Jahre von mir zu dir

    Wenn der Uhrzeiger die Momente der Trauer bewegt,
    wenn ich einsam vor der Welt stehe,
    wenn ich entmutigt durch's Leben schreite,
    wenn ich einen Kampf ohne Waffe führe,

    Streckt mir eine Person durch die Kraft ihrer Liebe
    freundlich ihre Hand aus.
    Durch ihren zärtlichen Blick gibt sie mir ihre Liebe,
    durch ihr zärtliches Lächeln schenkt sie mir Glück.

    Wenn ich allein bin und auf die Knie vor dem Leben falle,
    beleuchtet sie durch ihr Lächeln, fröhliches Gesicht
    und durch die Wärme ihrer Worte die Wege des Glückes.

    Eine Person ist schwer zu beschreiben,
    eine und einzigartige ist die Mutter.
    Meine Jahre sind für sie,
    ihre Jahre sind für mich.




    Tolkun Ismailova aus Naryn, Kirgisistan
    Mittelschule Nr. 2 (V.P. Chkalova), PASCH-Schule des Goethe-Instituts Almaty, Kasachstan, Jahrgang 1993
    »lyrix«-Monat: November
    Leitmotiv: Der Mond

    Der Mond

    Wenn die Strahlen der Sonne hinter dem Berg erloeschen, kommt die Nacht zu uns, Besitzerin der Schatten und erscheint zwischen den Wolken der Mond- der Zar der Stille, der Schein ueber uns, Augenzeuge des Altertums, aller Ereignisse der Zeit.

    Mond, Mond?
    du scheinst im Dunkel,
    Mond, Mond -
    du strahlst schöner als die Sterne,
    Mond, Mond -
    du allein leuchtest uns in der Nacht.

    Deine Strahlen fliessen in Strömen,
    erhellen das Tal mit silbernem Licht.
    Du bist in vielem und überall,
    der Kunst, der Wissenschaft, in Legenden und Gedichten.
    Du bist Symbol auf Wappen und Flaggen,
    du bist unser guter Begleiter.
    Mit leisem Lachen siehst du uns an
    und rufst uns in dein wolkenloses Land.

    Mond, wo versteckst du dich am Tag?
    Wie viele Geheimnisse bewahrst du?
    Was wissen wir noch nicht über dich -
    über dein Leben als Mond,
    über dich, Aufbewahrer,
    du Engel? unser?




    Renata Kocan aus Virovitica , Kroatien
    Gymnasium "Petar Preradović", Jahrgang 1993
    »lyrix«-Monat: Oktober
    Leitmotiv: Veränderungen

    Blau

    Als ich dich sah,
    in deine Augen blickte
    waren sie blau,
    und dein Hemd war blau.

    Als ich dich liebte,
    wurde mein rotes Kleid blau.

    Jetzt wenn ich dich nicht mehr sehe
    und nicht mehr liebe
    sind nur noch die Wände meines Zimmers
    blau.




    Nurlan Kubat aus Bischkek, Kirgistan
    Gymnasium von T. Satylganov, Jahrgang 1993
    »lyrix«-Monat: Februar
    Leitmotiv: Wie die Zeit vergeht

    Das Leben

    Wir tauschen unsere Uhren aus,
    Doch die Zeit geht ihren Weg.
    Das Leben ist manchmal ein Chaos,
    Denn wir wissen nicht, wie alles geht.

    Das Leben gibt's nur einmal,
    Da kann man alles nehmen.
    Es befindet sich überall,
    Was unsere Herzen wählen.

    Das Leben kostet Geld,
    Doch man kann nicht alles kaufen.
    Und jeder Schein zerfällt,
    Während still die Uhren laufen.

    Die Zeit vergeht, hallo ihr Falten,
    Ab heute seid ihr mit dabei.
    Irgendwann sind wir die Alten,
    Doch unsere Herzen bleiben faltenfrei.




    Mciej Kwiatkowski aus Radom, Polen
    PG 10 Radom, Jahrgang 1995
    »lyrix«-Monat: November
    Leitmotiv: Der Mond

    Der nächtliche Spaziergang

    Bin spazieren gegangen
    durch die graue und dunkle Welt
    durch die Leere und Stille
    Mit dem besten Freund
    jedes Künstlers,
    Mit dem Mond.

    Durch die Himmelsgewölbe hat er mich geführt,
    Alle Sterne konnte ich sehen.
    Als ich Durst hatte,
    Gab er mir Eingebung zu trinken,
    Erleuchtete mich heller noch als die Sonne.

    Und dann ... weiß nicht mehr
    Was war los, weiß nicht mehr.
    Er ist einfach ... fortgegangen
    Etwas zu leise, so zu bescheiden,
    Etwas zu plötzlich, das ist sicher.
    Ich merkte nur das Licht,
    Die aufwachende Sonne.




    Félicia Marques aus Odivelas, Portugal
    Deutsche Schule Lissabon, Jahrgang 1994
    »lyrix«-Monat: Oktober
    Leitmotiv: Veränderungen

    Der Tag

    Ein Tag wie jeder andere
    Ich hab' dich kennen gelernt
    Meine Augen... deine Augen
    Mein Lächeln... dein Lächeln
    Haben sich getroffen

    Bei mir hat sich alles verändert
    Es war nicht mehr
    Ein Tag wie der andere
    Sondern der Tag
    Den ich nie vergessen werde

    Es hat sich alles verändert
    Bei mir... Bei dir
    Bei uns




    Veronika Mihálová aus Nová Bana, Slowakei
    František-Švantner-Gymnázium, Jahrgang 1993
    »lyrix«-Monat: Januar
    Leitmotiv: Tagträume

    Wenn ich träume

    Ich bin ein Spiegel,
    der Wahrheit sagt.
    Ich bin Regen,
    der trockene Wüste zum Leben bringt.
    Ich bin eine Schneeflocke,
    die ohne andere nichts ist.
    Ich bin ein graues Bild,
    das Farben braucht.

    Ich bin ein roter Luftballon,
    der frei über dir schwebt.
    Ich bin ein geheimnisvoller Mond
    und erleuchte deinen Weg.
    Ich bin eine Nachtigall
    und erfreue deine Tage.
    Ich bin eine Träne,
    die von deinem Auge fällt
    und streichle dein Gesicht.




    Haris Poturković aus Zenica, Bosnien und Herzegowina
    Prva gimnazija u Zenici, Jahrgang 1993
    »lyrix«-Monat: September
    Leitmotiv: Die Jahre von dir zu mir

    Die Jahre von dir zu mir

    Ich danke dir für jede Sekunde,
    und gebe dir jede Stunde,
    mein Leben, mein Herz.
    Denn du bist mein ganzer Schmerz,
    mein ganzer Stolz,
    mein größter Besitz.

    Ich gebe dir die Jahre von dir zu mir,
    von mir zu dir,
    von damals bis heute,
    vom Januar
    bis zum Dezember.
    Und eines will ich nur zurück,
    dein Lächeln
    und dein Glück.




    Beatriz Rodrigues Rocha Pereira da Silva aus Portela, Portugal
    Deutsche Schule Lissabon, Jahrgang 1994
    »lyrix«-Monat: Februar
    Leitmotiv: Wie die Zeit vergeht

    Zeitgefühl

    Was bedeutet Zeit?
    Ist Zeit unendlich?
    Woher kommt eigentlich Zeit?
    Warum kann man Zeit nicht sehen?

    Man kann Zeit weder sehen
    noch berühren
    Man weiß nur,
    dass es Zeit gibt
    Sekunden, Minuten
    Stunden, Tage,
    Wochen, Monate
    Jahre...
    Sind Sekunden wirklich Sekunden?
    Sind Monate wirklich Monate?
    Was bedeutet "für immer"
    oder "Die Zeit läuft"?
    Was ist Zeit??
    Zeit ist alles und nichts
    Zeit bedeutet viel und wenig
    Zeit ist gleichzeitig wichtig und unwichtig
    Man wird Zeit nie vergessen
    Aber auch nie sich daran erinnern
    Zeit ist ein Gefühl
    Das Zeitgefühl.