Macrolotto Zero

Chinatown in der Toscana

Von Ulrike Klausmann · 09.06.2014
"Chinesen raus" steht an Mauern und Hauswänden in Prato, der alten Textilindustriestadt nordöstlich von Florenz. Dort leben offiziell etwa 15.000 Migranten aus China; die Dunkelziffer soll weit höher sein. Jetzt gibt es erste Anzeichen der Annäherung.
Immer wieder berichten die Medien von skandalösen Verhältnissen im Bezirk Macrolotto Zero, wo Arbeiter in den Fabrikschuppen wohnen, in denen sie für niedrigsten Lohn bis zu 16 Stunden am Tag arbeiten. Aufsehen erregte die Brandkatastrophe in einer solchen Fabrik Ende 2013, bei der sieben Menschen starben. Viele italienische Bewohner Pratos werfen den "Cinesi" vor, dass sie mit ihren Billigprodukten, die sie unter dem Label "Made in Italy" weltweit verkaufen, die heimische Wirtschaft ruinieren.
Doch Prato profitiert von den Unternehmen und auch von den vielen Geschäften in dem Viertel rund um die Via Pistoiese, das inzwischen als die größte Chinatown Italiens gilt. Und es gibt erste Schritte der Annäherung an die angeblich unnahbare Minderheit: Künstler wie die Regisseurin Cristina Pezzoli wagen mit interkulturellen Projekten den Dialog.