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Macron bei Trump
Herzlich im Umgang - inhaltlich weit auseinander

Emmanuel Macron ist der erste Gast, für den Donald Trump einen offiziellen Staatsbesuch ausrichtet. So herzlich sich die beiden beim Treffen in Washington zeigten, so weit sind sie in vielen politischen Fragen auseinander: etwa beim Atom-Vertrag mit dem Iran oder dem Handel mit Europa.

Von Jan Bösche | 24.04.2018
    Emmanuel Macron und Donald Trump mit ihren Frauen Melania Trump und Brigitte Macron
    Ein Geschenk aus Frankreich: Macron und Trump pflanzen im Beisein der First Ladys einen Baum im Garten des Weißen Hauses (imago / Zuma Press)
    Der Besuch begann mit demonstrativer Herzlichkeit: Die beiden Präsidenten-Ehepaare schlenderten durch den Garten des Weißen Hauses, pflanzten einen Baum. Dann flogen sie zum Landsitz des ersten Präsidenten George Washington, für ein Abendessen. Es gab Seezunge, gefüllte Pasta, Schokoladen-Soufflee. Das Protokoll zog alle Register, um zu zeigen: Hier treffen sich zwei Präsidenten, die sich mögen. "Wir haben ein besonderes Verhältnis, weil wir beide Außenseiter sind. Wir sind nicht Teil des klassischen politischen Systems", sagte Emmanuel Macron vor seinem Besuch.
    "Einen unheimlich guten Verhandler am Tisch"
    Immerhin: Macron ist der erste Gast, für den Donald Trump einen offiziellen Staatsbesuch ausrichtet. Neben dem ganzen Pomp geht es aber auch inhaltlich zur Sache. Bei aller zur Schau getragener Einträchtigkeit: Inhaltlich liegen Trump und Macron in vielen Fragen weit auseinander. Und auf schnelle Zugeständnisse darf Macron nicht hoffen. Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte: "Wir haben einen unheimlich guten Verhandler am Tisch. Das sind zwei Anführer, die sich sehr respektieren, die eine großartige Freundschaft pflegen. Beide haben großes Interesse zu tun, was am besten für ihr Land ist."
    Da ist zum Beispiel der Atom-Vertrag mit Iran, getragen von den USA, mehreren europäischen Staaten, China und Russland. Sanders sagte, Präsident Trump habe immer wieder klar gemacht, dass der den Vertrag für einen schlechten Deal hält. Daran habe sich nichts geändert. Macron warb dagegen dafür, den Vertrag zu bewahren. Bei Fox News sagte er: "Lasst uns den Vertrag behalten, er ist besser als eine Situation wie mit Nordkorea. Ich bin aber nicht zufrieden mit der iranischen Situation. Ich will gegen ihre Raketen kämpfen, Irans Einfluss in der Region begrenzen."
    "Man führt keinen Handelskrieg gegen seinen Alliierten"
    Da deutet sich eine mögliche Kompromiss-Linie an, ein Zusatz-Abkommen vielleicht - die Frage ist, ob Trump sich darauf einlässt. Im Mai läuft die nächste Frist aus, bis zu der sich Trump entscheiden muss, ob die USA im Atom-Vertrag bleiben.
    Bei einem weiteren Thema ist offen, ob Trump und Macron ihre Meinungsverschiedenheiten beiliegen können: Trump schimpft immer wieder über den Handel mit Europa, er hat Strafzölle auf Stahl und Aluminium angekündigt. Macron sagte: "Ich hoffe, er wird diese neuen Zölle nicht einführen und eine Ausnahme für die Europäische Union machen. Man führt keinen Handelskrieg gegen seinen Alliierten."
    Macron hat viel Zeit, Trump von diesen Gedanken zu überzeugen. Zum Beispiel bei ihrem Gespräch im Oval Office. Oder beim Großen Staats-Dinner heute Abend im Weißen Haus.