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Made in Germany
Schatten auf dem Image der deutschen Wirtschaft

Das Vertrauen in die Marke "Made in Germany" ist nicht nur in USA, sondern weltweit zurückgegangen, wie New Yorker Agentur Edelman in ihrem sogenannten "Trust Barometer" feststellt. Ein Grund: Die vielen Skandale und der schlechte Umgang damit. Das Vertrauen kann aber wieder zurückgewonnen werden.

Von Antje Passenheim | 28.10.2019
Die US-Flagge spiegelt sich im VW-Zeichen eines Autos.
Was Image deutscher Marken hat weltweit gelitten - auch durch den Dieselskandal in den USA (dpa/picture alliance/Friso Gentsch)
"Made in Germany? Well, I like the cars, Benz and everything."
Die Autos sind beliebt. Doch Made in Germany hat ernsthaft Probleme. Das sagt die Studie der Agentur Edelmann. Das Vertrauen in die Marke ist gerade in entwickelten Volkswirtschaften gesunken. Dort vertrauten vor einem Jahr noch 59 Prozent der befragten Bürger weltweit der deutschen Wirtschaft. Im Juli waren es nur noch 44 Prozent.
Vertrauensabsturz in nur fünf Jahren
Seit fünf Jahren ist das der Trend, sagt David Bersoff von der Agentur in New York: "Vor fünf Jahren hatten noch 63 Prozent Vertrauen in die Marke Deutschland - das sank auf 44 Prozent. Es zeigt, wie das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft von 2014 bis heute gesunken ist."
Und das in Schlüsselmärkten wie Großbritannien, Frankreich und den USA. Nur 29 Prozent der Amerikaner sagen, dass die Werte deutscher Unternehmen ihren eigenen entsprechen – viel weniger als vor einem Jahr.
Es sind vor allem die Skandale, die Made in Germany zugesetzt haben. Dieselgate, die Deutsche Bank, die Klage gegen Bayer und Monsanto sind nur einige. Einen Fehler verzeiht das Image, meint Bersoff. Aber keine Never-Ending-Story:
"Dieselgate kam 2015 auf. Wäre es gleich richtig gehändelt worden, wäre das nicht so ein Problem gewesen. Aber es kam immer noch ein Detail hinzu. Und so lebt der Skandal immer weiter."
Je öfter die Leute sie hörten, umso mehr präge sich die negative Geschichte bei ihnen ein. Die Folge ist ein Imageverlust. Doch das Vertrauen in ein Unternehmen oder eine Wirtschaft hänge an drei weiteren Fragen, sagt Bersoff:
"Erfüllen die Produkte ihre Anforderungen? Kümmert sich die Firma gut um ihre Kunden? Und dann hilft noch das Vertrauen darin, dass eine Marke sich gut in der Welt verhält, dass ein Unternehmen nicht nur Profit machen will, sondern ein Akteur sein, der die Welt zum Guten verändert."
Politische und soziale Korrektheit zählt
Das machen die Ranking-Führer offenbar besser: Zu ihnen gehören die Schweiz, die Niederlande und Kanada. Hohe Umweltstandards, gute Behandlung der Mitarbeiter, hohe Verlässlichkeit der Produkte. Das machten deutschen Firmen zwar auch - redeten aber nicht genug drüber.
Will die Marke Deutschland wieder ganz oben mitspielen, müssen vor allem die Firmenchefs etwas dafür tun, rät die Agentur: Sie müssten in der Öffentlichkeit sichtbar werden - nicht nur als Profitjäger, sagt David Bersoff:
"Es kommt draußen so an, als wären die Chefs deutscher Firmen sehr eindimensional aufgestellt, lediglich am Gewinn orientiert, dass sie auf einer Insel leben, nicht an der Gemeinschaft interessiert sind. Bosse sehen sich als Business-Führer, nicht aber als Gesellschaftsführer."
Und daran müssten sie noch arbeiten - wollten sie Made in Germany zu neuem Glanz verhelfen.