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Männer in Burka
Filmsatire "Jacky im Königreich der Frauen"

Riad Sattouf hat zwar schon einen Film gedreht, aber bekannt geworden ist er mit einer Comic-Serie für Charlie Hebdo. Sattouf erzählt eine Geschichte über eine verkehrte Welt: Die Frauen herrschen. Männer hingegen sind devot, verschleiert und warten zu Hause, um ihren Frauen jederzeit sexuell zu Willen zu sein.

Von Josef Schnelle | 19.02.2015
    "Die Aufgabe unserer geliebten Colonelle ist es die ausländischen Pervertisten zu zerstören, denn das Reich des Bösen schläft nicht. Gemüsefresser und Pferdeschänder lauern an jeder Ecke. Den Krieg gegen das Perverse führt die Colonelle mit harter Hand. Ihr größter Trumpf ist dabei die Elitekampftruppe "Panzerponys" - unverzichtbar auf ihrer Mission für Frieden und Freiheit. Ihre Feinde schießt sie in Stücke. Zögert nicht die perversen Feiglinge zu töten." - "Colonell bildschön, ich will ihr Pferdchen sehen. Colonell bildschön. Ich kann nicht widerstehen."
    Riad Sattouf hat zwar schon einen Film gedreht, aber bekannt geworden ist er mit einer Comic-Serie für Charlie Hebdo. Und so liegt der Vergleich nahe: Kann man die groben Striche einer Karikatur ins Kino übertragen? Das hat Sattouf nun versucht mit einer Geschichte über eine verkehrte Welt. Die Frauen herrschen. Männer hingegen sind rot verschleiert und warten zu Hause auf ihre Ehegespinste, denen sie den landesüblichen Schleimbrei zubereiten und ihren Frauen sexuell jederzeit zu Willen sein müssen.
    Nicht einmal Lesen und Schreiben können sie und vertreiben sich ihre Zeit mit allerlei "Männerkram". Sie sind putzsüchtig und devot. Doch Jacky in einem abgelegenen Dorf will sich nicht damit abfinden. Er strebt zu Höherem. Er will die Kronprinzessin, die Colonelle, für sich erobern. Im diktatorische geführten Staat Bunbunne, in dem die Frauen Uniformen tragen und finster dreinschauen als wären sie geradewegs aus Nordkorea importiert worden.
    Männer sexistisch unterdrückt
    Die Männer werden sexistisch unterdrückt und für die geringsten Vergehen gegen die Staatsraison aufgeknüpft. Nur wenn sie sich den Pferdchen gegenüber freundlich zeigen, denen die absurde Staatsreligion gewidmet ist, können sie auf ein besseres Leben hoffen. Den Ponys allein ist das Gemüse vorbehalten, das sonst niemand essen darf. Es gibt ja den Schleim für alle, der in jeder Wohnung aus der Rohrleitung kommt. Doch scheint sich alles zu ändern. Die schöne Thronfolgerin Colonelle soll endlich mit ihrem "großen Dödel" verheiratet werden. Jacky ist sowieso verliebt und befragt das Orakel des heiligen Pferdchens.
    "Pferdchen sprich zu mir. Sieh wie rein meine Seele ist. Vertreib meine schlechten Gedanken. Sag mir, dass die Colonelle mich erwählen wird. Sag mir, dass ich ausreichend schön und rein bin." - "Ich habe das Pferdchen gehört. Ich schwörs. Es hat zu mir gesprochen. Es hat mir gesagt wer der nächste "Große Dödel" ist." - "Nun sag wer es ist." - "Es hat mir gesagt, dass Du es sein wirst Vergio mein großer Bruder."
    Inzwischen sind wir in dieser überdrehten Satire nach Monty-Python-Art schon im Märchen gelandet. Jacky gerät dementsprechend an den bösen Stiefonkel der seine Söhne herausputzt und Jacky eher als männliches Aschenputtel behandelt.
    "Und der hier?" - "Ist einfach da." - "Mal sehn. Eine Versuchung sind Sie. Ich weiß gar nicht welchen ich wählen soll." - "Wir haben noch den ganzen Abend Colonell."
    Intoleranz und Gewaltherrschaft
    Es kommt zu einem unerwarteten Liebesunfall, der auch die Ordnung der Dinge in Bunbunne nicht so lässt, wie sie sind. Eine Revolution gegen die mutterrechtlichen Gesellschaft liegt in der Luft. Riad Sattouf hatte diese Story schon lange vor den traurigen Ereignissen bei Charlie Hebdo geschrieben und verfilmt. Trotzdem wirkt sein Film wie ein aktueller Kommentar zu Intoleranz und Gewaltherrschaft.
    Er ist konsequent, aber überdreht und klischeefreudig. Wie ein Comic eben. Eine zum abendfüllenden Film aufgeblasene Karikatur ist das. Und ohne dass die sehr überraschende Schlusspointe verraten werden muss kann man sagen: Auch Trashfilme können Vergnügen bereiten. Was kann die Satire? – Alles. Sie bringt sogar Möhren, Fleisch und Fisch zusammen. In einem Traum vom anderen Leben.
    "Geräusche anzuhören ist Blasphemerie." – "Geräusche anzuhören ist Blasphemerie. Genau wie das Essen von Gemüse. Der Schleim ist für uns." – "Hörst Du mir zu wenn ich mit Dir spreche. Im Ausland essen die Leute Möhren und Fleisch. Sie hören Musik. Und es gibt sogar welche unter ihnen, die sich von Fisch ernähren. Weißt Du was Fisch ist? Entspann Dich mal etwas bevor wir zwei abhauen."