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Männerdomäne Fußball-Trainer

Auch im Sport ist die berufliche Gleichstellung von Männern und Frauen ein Thema. Doch eine Frau als Trainerin gab es in 50 Jahren Bundesliga-Geschichte noch nie. Ähnliches gilt für die Frauenfußball-Bundesliga, auch sie ist ein Ort für Männer – zumindest auf der Trainerbank.

Von Maximilian Heim | 30.03.2013
    Die Frauen-Fußball-Bundesliga kennt Bernd Schröder von Anfang an: Seit Jahrzehnten ist der mittlerweile 70-jährige Trainer von Turbine Potsdam – und amtierender Deutscher Meister. Nach dem seit 1990 sechsten Meistertitel im Mai letzten Jahres sagte Schröder:

    "Ich bin besonders stolz, weil es nicht einfach war, diesen Titel zu erreichen; vor allen Dingen weil wir ja zwischendurch ziemlich arg gerupft waren und es gab auch einige Dysbalancen – aber zum Schluss haben wir uns alle zusammengerissen und wir haben unsere ganze Erfahrung auf den Weg gebracht, um in der Endkonsequenz diesen Titel zu holen. Das ist für mich einmalig, das muss man erst mal nachmachen."

    Die Person Bernd Schröder ist fraglos erfolgreich, steht aber auch symbolisch für das Trainerwesen im deutschen Frauenfußball. Zwar ist Gleichstellung ein großes Thema unserer Zeit – doch davon ist in der Praxis wenig zu sehen, wie eine Deutschlandfunk-Auswertung der Trainer-Positionen in der Frauenfußball-Bundesliga zeigt.

    Seit der Spielzeit 2000/2001, also in den vergangenen zwölf Spielzeiten, hat es in der höchsten Damen-Spielklasse 136 Trainer und 35 Trainerinnen gegeben – drei Daten fehlen, was statistisch allerdings nicht relevant ist. Der Männeranteil auf der Trainerbank lag bei knapp 80 Prozent. Das heißt: Statistisch war nur jede fünfte Trainer-Stelle mit einer Frau besetzt. Mitgezählt sind Wechsel im Saisonverlauf sowie im Lauf der Jahre bei verschiedenen Vereinen angestellte Übungsleiter.
    Die 20-prozentige Quote bestätigt sich auch in einem anderen Detail: Bei 28 Trainerwechseln während der vergangenen zwölf Spielzeiten wurde nur sechsmal eine Frau als Nachfolgerin eingestellt. 22 Mal dagegen folgte einem entlassenen Coach ein Mann im Amt.

    Und die Statistik zeigt weitere Auffälligkeiten: Prägende Frauen im Trainergeschäft, wie beispielsweise Monika Staab beim 1. FFC Frankfurt, Nicole Werner beim FFC Heike Rheine oder Bayern Münchens Sissy Raith waren mehrere Jahre an einen Bundesligaverein gebunden. Einen wirklichen Markt oder gar das bei den Herren oft zitierte Trainerkarussell scheint es für Übungsleiterinnen in der Frauen-Bundesliga nicht zu geben. Bei den Männern gibt es vergleichbare Fälle: Der bereits zitierte Bernd Schröder ist seit über 40 Jahren Trainer von Turbine Potsdam.
    Und ein weiterer Eindruck drängt sich auf: Viele ausgebildete Trainerinnen ziehen die Arbeit für den Verband einer Anstellung in der Bundesliga, im Vereinsfußball vor.
    Tina Theune und Silvia Neid, die ehemalige und die aktuelle Bundestrainerin, sind die bekanntesten Beispiele dafür. Auch Anouschka Bernhard gehört in diese Kategorie. Von 2000 bis 2002 hatte sie in der Bundesliga gearbeitet. 2009 erwarb sie dann die offizielle Trainerlizenz – als Zweitbeste ihres Jahrgangs. Doch statt in der Bundesliga arbeitet Bernhard heute im Juniorinnenbereich des DFB.

    In Sachen Gleichstellung bleibt daher ein wenig erbauliches Fazit. 24 Vereine hat es in den vergangen zwölf Jahren in der höchsten Frauen-Spielklasse gegeben – ein Drittel davon ist während seiner Bundesliga-Zugehörigkeit kein einziges Mal von einer Frau trainiert worden. Ein Befund, der sich in der aktuellen Saison so deutlich zeigt wie nie: Im Moment sind alle Trainerbänke der Frauenfußball-Bundesliga von Männern besetzt.