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Malariabekämpfung in Uganda

Manche Länder setzen nach wie vor auf den Insektenvernichter DDT - zum Beispiel Uganda, wo das Malariaproblem so groß ist, wie in kaum einem anderen afrikanischen Land. Das Problem mit den Nebenwirkungen von DDT allerdings auch.

Von Marc Engelhardt | 27.04.2011
    Auf Bosco Acopes Farm im Norden Ugandas ist es still. Keine Spur von dem geschäftigen Treiben, das früher hier herrschte, sagt der Bauer, der unter einem Mangobaum im Schatten sitzt. Früher, das ist gerade einmal drei Jahre her. Da baute der 48-jährige Bio-Baumwolle und Öko-Sesam an, die nach Europa exportiert wurden:

    "Die Ernte habe ich zu einem guten Preis verkauft. Von den Einnahmen konnten wir uns Arztbesuche leisten und die Schulgebühren für meine Kinder. Jetzt sind wir knapp bei Kasse. Selbst für den Haushalt reicht es oft nicht mehr."

    Was den einstigen Biobauern an den Rand des Ruins getrieben hat, ist ein Insektizid, das in Europa schon lange verboten ist: DDT. Ugandas Regierung entschied sich vor drei Jahren, DDT im Inneren von Zehntausenden Häusern an Wände sprühen zu lassen. Das Gift soll Mücken vernichten, die Malaria übertragen. Doch im Norden Ugandas vernichtete die Sprühaktion vor allem das Geschäft von Bauern wie Bosco Acope:

    "Man hat mich nie über die Gefahren von DDT aufgeklärt. Eines Tages kamen Männer und sagten, sie müssten mein Haus aussprühen. Sie drohten, mich verhaften zu lassen, wenn ich mich weigere. So ging es allen hier. Niemand im Dorf wusste etwas."

    Nach dem DDT-Einsatz weigerten sich die Exporteure, die Bio-Produkte aufzukaufen - aus Angst vor Rückständen. 16.000 Biobauern verloren über Nacht ihre Existenz, so der Umweltaktivist Ellady Muyambi:

    "Wir konnten es kaum fassen, dass das DDT ausgerechnet in den Regionen Ugandas eingesetzt wurde, wo es besonders viele Biobauern gab. Es mutet an wie ein gezieltes Vorgehen gegen diejenigen, die ökologische Landwirtschaft betreiben."

    Muyambi hat die Regierung im Verdacht, die konventionelle Landwirtschaft propagiert. Er ließ den DDT-Einsatz vorerst gerichtlich stoppen - doch da war der Schaden schon geschehen. Inzwischen wurde das Verfahren eingestellt und Myers Lugemwa, der in Ugandas Gesundheitsministerium für Malariakontrolle zuständig ist, lässt bereits neue DDT-Einsätze prüfen:

    "DDT ist schließlich fast dreißig Mal billiger als vergleichbare Insektizide. Und früher wurde DDT auch in Europa und Amerika angewendet - es gibt also keinen Grund, warum wir es nicht tun sollten."

    Dabei warnen Wissenschaftler, das hochgiftige DDT stehe in dem Verdacht, Krebs zu erregen und das Erbgut zu schädigen. Dass das Mittel nicht nur Mücken, sondern auch andere Insekten sowie Vögel, Fische und Säugetiere schädigt oder tötet, ist ebenso bekannt wie die Tatsache, dass DDT Jahrzehnte braucht, bis es abgebaut ist. Die Wirkung im Kampf gegen Malaria ist hingegen umstritten, nicht zuletzt wegen vieler Resistenzen. Der Arzt Kale Dixon etwa, der in seinem Hospital in der Regenzeit bis zu 30 Malaria-Erkrankte am Tag behandelt, hat seit dem DDT-Einsatz keine Verbesserung bemerkt.

    "Es gab keine Ergebnisse, die Malariarate blieb praktisch gleich. Das DDT hat nichts bewirkt."

    Zudem gibt es vollbiologische Alternativen, etwa Bakterien, die Mücken schon im Larvenstadium vernichten, oder Pilze, die wie DDT gesprüht werden können. Doch die bekommen derzeit noch keine Chance, kritisiert Michael Brander von der Schweizer Stiftung Biovision, die die Suche nach Alternativen fördert:

    "Es fehlt der politische Wille. Das ist grundsätzlich ein Problem, und auch etwas, was wir in Nord-Uganda gehört haben mit der klaren Aussage, dass zum Beispiel ökologisch nachhaltige Alternativen gar nicht angeschaut wurden und auch nicht geprüft."

    Keine guten Nachrichten für den Biobauern Bosco Acope:

    "Ich wünschte mir, unsere Regierung würde mit dem DDT-Einsatz aufhören und stattdessen Moskitonetze verteilen, damit mein Geschäft nicht leidet."