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"Manche haben gesagt, das wäre Zeitverschwendung"

Die Bundeswehr hat ihren Freiwilligendienst gestartet, in dem neue angehende Soldaten ausgebildet werden sollen. Einer davon ist der 19-jährige Paul Jericho. Im Interview spricht er über seine Motivation für diesen Schritt sowie über die Reaktionen seiner Mitmenschen.

Paul Jericho im Gespräch mit Silvia Engels | 04.07.2011
    Silvia Engels: Noch vor einem knappen Jahr rechnete der damalige Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg vor, dass nach Auslaufen der Wehrpflicht bis zu 10.000 Freiwillige pro Jahr für den Dienst bei der Bundeswehr zu gewinnen seien. Sein Nachfolger de Maizière halbierte diese optimistische Schätzung dann auf 5000, und auch diese Erwartung wurde mit dem heutigen Dienstbeginn für die neuen Freiwilligen noch etwas unterschritten. Knapp 3500 könnten es sein. Wir bleiben noch etwas bei dem Freiwilligendienst bei der Bundeswehr. Einer derjenigen, die heute ihren Dienst antreten, ist Paul Jericho. Er ist 19 Jahre alt, kommt aus der Nähe von Brandenburg an der Havel und er ist nun am Telefon. Guten Tag, Herr Jericho!

    Paul Jericho: Guten Tag.

    Engels: Weshalb haben Sie sich freiwillig gemeldet?

    Jericho: Ich bin jetzt fertig mit dem Abitur und bin mir noch nicht zu 100 Prozent sicher, was ich in der Zukunft machen möchte, und bevor ich irgendein Studium beginne, nur damit ich nicht zu Hause bin, wollte ich was Sinnvolles machen, und da habe ich gedacht, dass die Bundeswehr eine sinnvolle Option ist, erst einmal, um ein Jahr zu überbrücken, aber auch, um mögliche Optionen offenzuhalten, bei der Bundeswehr oder halt woanders dann meinen weiteren Werdegang zu gehen.

    Engels: Alternativen, die es ja auch gibt, das freiwillige soziale Jahr, oder der Bundesfreiwilligendienst, der ja den Zivildienst ablöst, das kam für Sie nicht in Frage?

    Jericho: Nein. Die Bundeswehr war für mich schon immer interessant gewesen - was heißt, schon immer, aber schon, seitdem ich jetzt ein bisschen älter bin. Den Grundwehrdienst hätte ich auch angetreten, wo es noch Pflicht war, habe ich mir so gesagt, und seitdem es jetzt freiwillig war, habe ich trotzdem gesagt, dass ich das machen möchte.

    Engels: Und, Herr Jericho, die Überlegung – das klang so ein bisschen an -, dass Sie vielleicht sich auch nach diesem Dienst freiwillig bei der Bundeswehr als Zeitsoldat verpflichten, die ist auch im Hinterkopf?

    Jericho: Im Hinterkopf ist es, geplant ist es momentan noch nicht, aber ich werde sehen, wie es mich hier anspricht, ob ich hier Möglichkeiten habe, um hier weiter zu bleiben, oder halt doch dann nach einem Jahr dann aufhöre. Aber das steht noch nicht fest, das entscheide ich jetzt in den nächsten Monaten.

    Engels: Wovon hängt das ab? Was denken Sie, was muss stimmen, was muss unbedingt Teil dieses Dienstes sein?

    Jericho: Na ja, ich bin mir selber noch nicht so sicher, was ich später machen möchte, und deswegen kann ich jetzt auch noch nicht so genau sagen, wovon das abhängt. Das muss ich dann selber herausfinden mit der Zeit, das kann ich Ihnen jetzt noch nicht so beantworten.

    Engels: Wie hat denn Ihr Bekanntenkreis, wie hat denn Ihre Familie diese Entscheidung beurteilt? Was haben die gesagt?

    Jericho: Nun ja, es waren geteilte Meinungen. Am Anfang hat erst mal jeder so gesagt, dass es jetzt nicht die beste Möglichkeit ist, also nicht die beste Sache, bloß halt, weil es für mich der einfachste Weg war. Deswegen waren sie nicht so davon überzeugt. Aber als ich dann meine Meinung dazu gesagt habe, konnte ich doch einige meiner Angehörigen davon überzeugen, dass das der momentan beste Weg für mich ist.

    Engels: Was waren denn das für Gegenargumente? Ging es da auch darum, dass man in den heutigen Zeiten schnell eine Ausbildung beenden soll, um im Berufsleben dann auch fit zu sein?

    Jericho: Na ja, manche haben gesagt, das wäre Zeitverschwendung, dass, wenn ich jetzt bei dem Jahr bleibe, das nur verschwenden würde, weil die sagen, man sollte jetzt gleich anfangen zu studieren oder eine Ausbildung anfangen, wenn man noch jung ist, weil umso älter man wird, umso schwieriger wird das. Aber ich bin der Meinung, dass man mit 20 oder 21 Jahren immer noch jung genug dafür ist, um eine Ausbildung anzufangen.

    Engels: Dann danken Wir Ihnen für Ihre Einschätzungen. Das war Paul Jericho, er tritt heute als einer von über 3400 Freiwilligen seinen neuen Dienst bei der Bundeswehr an. Viel Erfolg dafür!

    Jericho: Danke schön.