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Marathon-Panne in Kassel
Der Zeit hinterher

Die Schnellsten haben beim Marathon in Kassel verloren. Die fünfköpfige Spitzengruppe ist gar nicht ins Ziel gekommen. Grund: ein falsch fahrendes Zeitmessauto hat sie vom Weg abgebracht.

Von Andrea Schültke | 02.10.2017
    Spitzengruppe beim Marathon in Kassel.
    Die Spitzengruppe beim Kassel-Marathon hat sich verlaufen. (imago)
    Einen Tag danach – ein verwunderter Pressesprecher: "Ich kann mir fast nicht erklären, wie das passieren konnte". Thomas Werner von der Polizei Kassel sagte dem Deutschlandfunk, ein Polizeiwagen und ein Motorrad seien vor der Spitze des Feldes gefahren, um die abgesperrte Strecke zu sichern. Als die Polizei abbog, sei das Zeitmessfahrzeug aber nicht gefolgt, sondern geradeaus weitergefahren.
    Auch Marathon-Chef und Rennleiter Winfried Aufenanger hatte am Tag danach noch keine Erklärung. "Der Uhrenfahrer kannte die Strecke, er hat schon im vergangenen Jahr das Zeitmessauto gefahren", betonte Aufenanger.
    Die Spitzengruppe wurde disqualifiziert
    Der Organisator steht auch am Tag nach dem Vorfall zu seiner Entscheidung, die Spitzengruppe zu disqualifizieren. Er übernimmt dafür die Verantwortung, genauso wie für den Irrlauf: "Deshalb haben wir mit den Betreuern vereinbart, dass wir die Athleten so behandeln, als wären sie nach 2:15 ins Ziel gekommen. Das war in etwa so die Zeit, die sie bei 15 Kilometer entgegenliefen und ich hab den Eindruck, nachdem wir die Athleten hier verabschiedet haben, dass man mit dieser Regelung einverstanden ist ", so der Marathon-Veranstalter gestern Abend in der Hessenschau.
    Vier Läufer aus der Spitzengruppe waren extra für den Kassel-Marathon aus Kenia eingeflogen worden. "Die auch mit einem Geldbetrag ihre Familie unterstützen können, und da sage ich aus moralischer Verpflichtung eigentlich, dass man hier zu einer Entschädigung kommt", so Aufenanger.
    Mögliche Schadenersatzforderung?
    1.500 Euro habe jeder der vier Athleten bekommen, bestätigte er gegenüber dem Deutschlandfunk. Dass für die vier Kenianer nun keine Zeit für den Kassel-Marathon in den Ergebnislisten steht, sieht der Organisator nicht als Nachteil für mögliche zukünftige Verpflichtungen der Läufer aus Afrika bei anderen Marathons. Eine mögliche Schadenersatzforderungen der Athleten schließt Winfried Aufenanger aus.