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Margarethe Loebenstein und Hedwig Bollhagen

Hedwig Bollhagen (1907 bis 2001) war Deutschlands bekannteste Keramikerin der Moderne. Seit 1934 waren ihre HB-Werkstätten in Marwitz bei Berlin ein erfolgreiches Unternehmen. Sie waren es in der Nazizeit, in der DDR, wo Hedwig Bollhagen auch nach der Verstaatlichung künstlerische Leiterin blieb, und sie wurden es erst recht mit der Reprivatisierung 1992. Nun wurde Hedwig Bollhagen als "älteste Jungunternehmerin Deutschlands" mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Von Rosemarie Mieder und Gislinde Schwarz | 04.01.2008
    Die HB-Werkstätten waren aus den Hael-Werkstätten hervorgegangen. Sie gehörten ebenfalls einer Frau, der Bauhausschülerin Margarete Loebenstein, einer deutschen Jüdin. Der nationalsozialistische "Angriff" bezeichnete ihre Kunst im Vergleich mit den Arbeiten Hedwig Bollhagens als "entartet". Im Sommer 1933 flüchtete Grete Loebenstein vor drohender Gestapo-Haft. Sie wurde gezwungen, ihren Betrieb billig abzugeben. Am 1. Mai 1934, vier Tage nach dem Verkauf, eröffneten die Werkstätten unter der künstlerischen Leitung Hedwig Bollhagens. Sie übernahm auch einen ganzen Teil des Produktdesigns.

    Hedwig Bollhagen tat nichts anderes, als viele ihrer Zeitgenossen, die sich auf Kosten jüdischer Mitbürger bereicherten. Trotzdem sprach sie bis zu ihrem Tode davon, dass sie per Zufall zu ihrem Betrieb gekommen war.

    Die Autorinnen haben 1992 und 1997 Interviews mit Hedwig Bollhagen geführt.

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