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Marrakesch
Trumps Wahlsieg legt Schatten über Klimakonferenz

Der Wahlsieg von Donald Trump überschattet den Beginn der Klimakonferenz in Marrakesch. Im Wahlkampf hatte der zukünftige Präsident der USA angekündigt, das Pariser Klimaabkommen neu zu verhandeln. Mit dem Ausstieg der USA könnte vor allem die Finanzierung zum Problem werden.

Von Georg Ehring | 11.11.2016
    Die Eröffnungssitzung des UN-Klimagipfels in Marrakesch am 7. November 2016. Von Links: Hoesung Lee, der Vorsitzende des IPCC, des Weltklimarats, die mexikanische Diplomatin Patricia Espinosa und der marrokanische Außenminister und COP22-Präsident Salaheddine Mezouar (dritter von Links).
    Die Eröffnung des Klimagipfels in Marrakesch. (EPA / Mohamed Messara)
    Klima-Unterhändler rund um den Globus stellen sich auf Gegenwind ein. Ab Januar werden die USA, der zweitgrößte CO2-Emittent, von einem Präsidenten regiert werden, der den menschengemachten Klimawandel als eine Erfindung der Chinesen bezeichnet hat. Für Abdeladim Lahfi, Unterhändler des Gastgebers Marokko, ist es an der Zeit, klar auf Gegenposition zu gehen.
    Die Zeit des Klima-Skeptizismus ist vorbei, betont er im Interview.
    "Es gibt jetzt genug Beweise. Für andere Positionen gibt es keinen Platz mehr – es ist einfach dringend, dass wir handeln."
    Und auch von der Forderung von Donald Trump, das Pariser Abkommen neu zu verhandeln, will Abdeladim Lahfi nichts wissen – jetzt stehe die Umsetzung an. In Marokko verhandeln die Delegierten aus über 190 Staaten zum ersten Mal über das Kleingedruckte des Pariser Abkommens – schließlich ist es erst wenige Tage zuvor in Kraft getreten. Einigkeit herrschte in Paris zum Beispiel darüber, dass der Vertrag nicht reicht, um die Erderwärmung wie verabredet deutlich unter zwei Grad zu halten, nach Möglichkeit sogar unter 1,5 Grad. Der Climate Action Tracker, ein Projekt verschiedener wissenschaftlicher Institutionen, kommt auf knapp unter drei Grad und das unter der Voraussetzung, dass alle versprochenen Klimaschutz-Maßnahmen auch umgesetzt werden. Die einzelnen Staaten sollen ihre Ziele deshalb demnächst verschärfen. Der übernächste Klimagipfel im Jahr 2018 soll darüber reden, Vorgespräche sollen in den nächsten Tagen auch in Marrakesch stattfinden.
    China bekennt sich zum Klimaziel
    Chinas stellvertretender Chef-Unterhändler Xie Ji bekannte sich am Donnerstag demonstrativ zum Klimaziel seines Landes, spätestens im Jahr 2030 den CO2-Ausstoß nicht mehr zu erhöhen. China habe seine Anstrengungen intensiviert, eine ganze Reihe von Städten betätige sich dabei als Vorreiter.
    "Viele Städte haben versprochen, ihr Ziel für den Gipfel des CO2-Ausstoßes vor 2030 zu erreichen. Ich habe den Eindruck, dass viele Städte versuchen, diesen Gipfel schon etwa um das Jahr 2020 zu überschreiten."
    Auch in Indien sei die Entwicklung derzeit sehr positiv, so Niklas Höhne vom New Climate Institute, das die Emissionstrends der einzelnen Länder analysiert. Indien habe zwar noch großen Nachholbedarf bei Industrialisierung und Energieerzeugung.
    "Trotzdem sehen wir derzeit eine positive Entwicklung, dass immer mehr erneuerbare Energien installiert werden und jetzt sogar dazu führen, dass Pläne für Kohlekraftwerke gestoppt werden. Das ist neu und hat Viele überrascht und wenn sich dieser Trend fortsetzt, dann könnte es wirklich dazu führen, dass Indien schneller ein Maximum an Emissionen erreicht als wir es noch lange gedacht haben."
    Klimawandel beeinflusst Flüchtlingsströme
    Gastgeber Marokko hat die Konferenz in Marrakesch als "Umsetzungs-Gipfel" bezeichnet. Vor allem für den afrikanischen Kontinent und seine vom Klimawandel bedrohte Landwirtschaft sollen Hilfen beschlossen werden. Unterhändler Abdeladim Lahfi zieht eine Verbindung auch zu den Flüchtlingsströmen aus manchen afrikanischen Ländern.
    "Wasser ist knapp geworden und Wüsten bilden sich. Das sorgt für viel Instabilität, denn es gibt Wanderungsbewegungen aus vielen Regionen auf dem Kontinent."
    Bei finanziellen Hilfen dabei, schauen viele Delegierte vor allem auf die USA. Sie hätten noch längst nicht alles Geld ausgezahlt, das sie zugesagt haben und der neue Präsident Donald Trump will die Zahlungen für die internationale Klimafinanzierung komplett stoppen – die Zeit drängt also.