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Maschinenbau
China als Konkurrent und Antreiber

Werkbank des Westens, Billiglohnland – das waren lange Zeit westliche Klischees über China. Doch auf Arroganz folgt nun das böse Erwachen. Denn die Volksrepublik hat zum Angriff auf die Industrienationen angesetzt und will der etablierten Konkurrenz das Fürchten lehren. So etwa auch dem deutschen Maschinenbau.

Von Michael Braun | 18.02.2014
    Beim Umsatz liegt China längst vorne: Mit 678 Milliarden Euro ist China der größte Maschinenbauproduzent der Welt, fast dreimal so groß wie die deutsche Konkurrenz. Die aber liegt beim Export weltweit vorne. Die Frage ist, wie lange noch?
    "Die sind uns eng auf den Hacken"
    "Die sind uns eng auf den Hacken. Und wir kämpfen um unsere Vormachtstellung. Aber China hat Fahrt aufgenommen."
    Sagt Reinhold Festge, der Präsident des Maschinenbauverbandes. Der hiesige Maschinenbau besorgt rund 16 Prozent des weltweiten Maschinenexports. Danach kommen die Amerikaner, auf Rang drei, schon mit einem Anteil von gut elf Prozent, die Chinesen. Ihr Anteil hat weltweiten Maschinenexport hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.
    Der Branchenverband wollte wissen, wie eng die Chinesen am Marktführer dran sind. Die Münchner Euro Asia Consting hat mehr als hundert chinesische Maschinenbauer nach ihren Plänen und Strategien befragt. Die Ergebnisse haben teils etwas Beruhigendes:
    "Sie sehen, dass die Chinesen – und das ist anders als es vor einigen Jahren der Fall war -ganz realistisch sich einschätzen und sagen: Der Technologieabstand im Vergleich zu den deutschen Maschinenbauern ist auf jeden Fall noch signifikant."
    Signifikanter Technologieabstand zu deutschen Maschinenbauern
    Sagt Daniela Bartscher-Herold von der Beratungsfirma. Bei Pumpen und Kompressoren stimme das aber schon nicht mehr. Und außerdem haben die Chinesen den Deutschen das Geheimnis ihres bisherigen Erfolges entlockt: Sie haben den Service nach dem Verkauf einer Maschine verstärkt. Das fiel leicht in China selbst, weil chinesische Hersteller näher dran sind, schneller und vor allem billiger. Dabei sei herausgekommen,
    "dass die Chinesen erstmalig entdeckt haben, dass man über die Serviceerreichbarkeit und über den Kundenkontakt, die Kundennähe eben auch Folgeaufträge und Zusatzgeschäft generieren kann."
    Das gelte vor allem für Maschinen, die von der technischen Auslegung her nicht hoch kompliziert, nicht perfekt, nicht Hightech, sondern dem örtlichen Verwendungszweck angepasstes Mittelmaß sind. Dieses Marktsegment dürfe der deutsche Maschinenbau nicht den Chinesen überlassen. Der Präsident des Branchenverbandes hob das Studienergebnis hervor,
    "dass das größte Potenzial für den deutschen Maschinenbau in China in dem mittleren Technologiesegment liegt. Auf dieses Segment müssen die deutschen Unternehmen ihr Angebot verstärkt ausrichten. Das kann auch einmal Mut zum "good enough" bedeuten."
    "Gut genug" müsse oft reichen
    Good enough – gut genug für den Zweck, das müsse oft reichen. Die Spitze der Technologiepyramide sei zu klein, um dort als Marktführer zu überleben. Auch Frau Bartscher-Herold riet der Branche:
    "Wenn wir es schaffen, dieses mittlere Marktsegment plus das Randthema Service dezidiert aufzugreifen, dann haben wir auch eine Entwicklung in Richtung Vollsortiment geschafft, was uns auch vor Übernahmen durch die Chinesen langfristig schützen kann."
    Dem Rat zu folgen, dürfte aber ein Balanceakt werden. Denn wer ein "made in Germany" kauft und dann technisches Mittelmaß bekommt, könnte enttäuscht sein. Eine Mehr-Marken-Strategie und deutlich differenzierte Preise müssen dann wohl sein.