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Mecklenburg-Vorpommern
Michael Sack - der neue Mann an der Spitze der Nordost-CDU

Noch vor wenigen Wochen galt es als sicher, dass Philipp Amthor an die Spitze der CDU in Mecklenburg-Vorpommern rückt. Dann kamen die Lobbyismus-Vorwürfe gegen ihn und jetzt heißt der neue CDU-Vorsitzende im Nordosten Michael Sack. Er gilt als bodenständig, ein Mann von der Basis - und er gibt sich kämpferisch.

Von Silke Hasselmann | 08.08.2020
Schwerin: Michael Sack (r), der neue Kandidat für den Landesvorsitz der CDU Mecklenburg-Vorpommern, beantwortet bei einer Pressekonferenz die Fragen von Medienvertretern.
147 Delegierte haben für Michael Sack als neuen CDU-Chef von Mecklenburg-Vorpommern gestimmt (Jens Büttner/dpa-Zentralbild)
154 Delegierte nahmen an der Wahl teil und 147 von ihnen kreuzten das "Ja" für jenen Mann an, den noch vor sechs Wochen niemand auf dem Zettel hatte. Es war der kommissarische Landeschef Eckhard Rehberg, Chefhaushälter der Unionsbundestagsfraktion, der Michael Sack Ende Juni in Position gebracht hatte und nun fragen durfte:
"Nimmst du die Wahl an?" - "Ja, Eckhard, ich nehme die Wahl gern an. Vielen Dank!"
Michael Sack - das ist ein 46-jähriger Familienvater aus Vorpommern, studierter Bauingenieur, langjähriger Kleinstadtbürgermeister und seit drei Jahren Landrat von Vorpommern-Greifswald, dem zweitgrößten Landkreis Deutschland an der Grenze zu Polen.
Die laute, mitreißende Rede vor großem Publikum ist seine Sache nicht. Auch nicht medienwirksamer Streit um des Streites willen. Dafür steht er in dem Ruf, bodenständig, lösungsorientiert und uneitel zu sein. Attribute, die die wahlberechtigten Mecklenburger und Vorpommern in einem Jahr dazu bringen könnten, ihr Kreuz hinter die CDU zu setzen. Denn hatte es sich Michael Sack bislang offengehalten, ob er auch als Spitzenkandidat seiner Partei in den Landtagswahlkampf 2021 ziehen will, so setzte er am Abend in Güstrow eine deutliche Kampfansage ab.
Das Wappen von Mecklenburg-Vorpommern
Die CDU hofft, mit Michael Sack als Spitzenkandidat die nächste Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern gewinnen zu können (picture alliance/dpa/Foto: Jens Büttner)
"Ich will in die Staatskanzlei"
Mit einem Seitenhieb auf den Regierungsstil von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), den vor allem der Juniorregierungspartner CDU zunehmend als selbstherrlich-monarchistisch empfindet, erklärte er, er wolle, dass Frau Schwesig "nach der Landtagswahl als Ministerpräsidentin ihre Koffer packen" müsse.
"Ganz klar: Ich will Spitzenkandidat für die CDU in diesem Land Mecklenburg-Vorpommern werden und ich will in die Staatskanzlei. Das ist mein Wunsch und ich glaube, ich konnte das den Mitgliedern sehr gut in meiner Rede darlegen, dass das der richtige Weg ist für uns als CDU im Lande und ich hoffe und baue auf die Unterstützung dieser Truppe, dieser Mannschaft, die einfach die beste ist, die wir hier haben."
"Wir können gewinnen", sagt auch Philipp Amthor gegenüber dem Deutschlandfunk. Dass die CDU mit Blick in die Kommunalvertretungen und auf aktuelle Umfragen die einzige verbliebene Volkspartei in Mecklenburg-Vorpommern ist, sei ein gutes Vorzeichen. Eigentlich hätte der 27-jährige Bundestagsabgeordnete an diesem Abend auf dem Podest hinter dem Rednerpult stehen und Glückwünsche zur Vorsitzendenwahl annehmen sollen. Und wollen. Doch im Juni zog er seine Kandidatur zurück. Zu belastend waren die Vorwürfe geworden, in anrüchigen Lobbyismus verstrickt zu sein.
Amthor: "Natürlich, ich habe Michael Sack gewählt"
Dass staatsanwaltschaftliche Ermittlungen eingestellt sind und dass die Bundestagsverwaltung ihn diese Woche von Rechtsverstößen freigesprochen hat, dürfte es ihm leichter gemacht haben, auf dem Parteitag zu erscheinen und in erster Reihe neben Michael Sack Platz zu nehmen, aber eben nur als einfacher Delegierter. Doch das sei nicht der Hauptgrund gewesen, so Philipp Amthor.
"Natürlich, ich habe Michael Sack gewählt. Ich kenne und schätze ihn seit Jahren. Er ist mein Landrat. Er macht eine hervorragende Arbeit vor Ort bei uns in Vorpommern-Greifswald, und ich bin froh, dass wir das jetzt aufs ganze Land ausweiten. Er ist ein absoluter Wunschkandidat mit kommunaler Verwurzelung, und das wird unserer Partei gu tun. Was mein persönliches Erscheinen heute angeht, so ist das ja wohl eine Selbstverständlichkeit.
Ich habe meinen Rückzug von der Kandidatur für den Landesvorsitz ja gerade damit begründet, persönliche Ambitionen zurückzustellen zum Wohle der Partei. Genau dafür ist das heute auch ein guter und wichtiger Tag, und ich freue mich auf einen richtig guten Wahlkampf für die Landtags- und Bundestagswahl."
Kommunales Fundament als Stärke
Viele Parteitagsdelegierte hätten gern den jungen Amthor gewählt, betrachten nun Michael Sack aber nicht als Notlösung, sondern aufgrund von Erfahrung und Erdung sogar als den geeigneteren Parteichef und Spitzenkandidaten zu dieser Zeit - so wie dieser
Delegierte aus dem CDU-Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte:
"Ich denke, seine Stärke ist einfach sein kommunales Fundament, was er mitbringt. Seine jahrelange Erfahrung an der Basis - weit weg von Schwerin, weit weg von Berlin - nämlich in Vorpommern-Greifswald. Auch in einer der strukturschwächsten Regionen in der Bundesrepublik hat er seinen Mann gestanden, hat etwas bewegt."
Übrigens: Gleich nach der Wahl fuhr der neue CDU-Landeschef Michael Sack pausenlos seine Ellbogen aus. Eigentlich untypisch für ihn. Formte das neue Amt bereits einen neuen Charakter? Doch nein. Es sind Corona-Zeiten, und anders konnten ihm die Parteifreunde schlichtweg nicht zur Wahl gratulieren.
Frau: "Viel Kraft, Erfolg und mach weiter so!"
Michael Sack: "Dankeschön, vielen Dank!"