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Meditatives Marmelade-Kochen

Ob Aprikose-Lavendel, Himbeer-Koriander oder Erdbeer-Ingwer-Vanille, den Variationen sind keine Grenzen gesetzt - Hauptsache, der Früchtebrei blubbert im Topf. Inspirationen zum Einkochen.

Von Almuth Knigge | 26.08.2010
    Schuld ist wohl das Spülmittel. Eines Sommers, es muss gut acht Jahre her sein, da stand ich in der Küche, eine Schale voller duftender Aprikosen auf dem Tisch und wusch das Geschirr mit dem neuen Lavendel-Spüli. Und das hat so toll zusammen gerochen, das musste auch dufte zusammen schmecken.

    Gelierzucker hatte ich noch, weil ich auch vorher schon auf Marmeladenselbstversorgung umgestellt hatte, Lavendel war auf dem Balkon – der Weg zur Aprikosen-Lavendel-Marmelade nicht weit, auch wenn es kein direkter war. Im ersten Versuch konnte man den Lavendel nicht mal erahnen, der zweite schmeckte wie das Spülmittel selber, der dritte dann war eine Geschmacksexplosion – so unbescheiden kann man das wohl formulieren, auch wenn die Kreation wie nie die Marktreife erlangt hat. Marmelade-Kochen ist für mich seitdem eine Art meditativer Akt, wenn ich Früchte sehe, denke ich die Kräuter gleich mit, kaum etwas ist so befriedigend, wie das Blubbern des Fruchtbreis im Topf.

    Freunde und Kollegen lassen sich mehr oder weniger gerne beschenken, denn bei den ganzen Marmeladen-Experimenten kommen gut und gerne 50-70 Gläser im Jahr zusammen.

    Ich lasse die Masse mit dem Zucker und den Kräutern gerne mal ein paar Stunden stehen, auch mal über Nacht. Ich bilde mir ein, es schmeckt dann intensiver. Nachdem die ersten Chili-Versuche in einem Desaster geendet sind, weil ich die Kerne in der Marmelade gelassen hatte, tu ich die Gewürze jetzt immer in einen Teebeutel und koche sie mit.

    Diese Saison habe ich zum ersten Mal Sauerkirsch-Balsamico ausprobiert - aber nicht diese Creme benutzen, mit der jetzt alle die Teller dekorieren, sondern den echten Balsamico – mit der Marmelade kann man auch großartig Salatdressing verfeinern. Mein Klassiker aber ist neben Aprikose-Lavendel, Pflaume-Johannis, gerne mit Zimt, oder auch Rum oder Cognac, Himbeer-Koriander ist ein absoluter Renner, Gelbe-Pflaume-Cassis sieht traumhaft aus, wenn der Cassis die Marmelade quasi marmoriert, Erdbeer-Ingwer-Vanille kommt gut an, Apfel-Rosmarin geht nur, wenn der Rosmarin wirklich intensiv ist, Brombeer-Apfel steht im Herbst auf dem Programm – da könnte ich mir zum Beispiel gut eine Prise schwarzen Pfeffer zu vorstellen. Ich würde auch mal gerne Thymian ausprobieren, aber ich suche noch nach der passenden Frucht. Nektarine vielleicht, oder Granatapfel.

    Wovon ich übrigens Abstand genommen habe, ist, die Deckel mit Alkohol zu desinfizieren beziehungsweise den Wurstgeruch zu überdecken.

    Im Moment grabe ich noch in meinem Geschmacksgedächtnis, was man der guten Blaubeere zur Seite stellen könnte ... Vanilleschote, klar, Lavendel passt immer, ein wenig Orangenschale – ich weiß es nicht. Ein bisschen weiße Schokolade? Oder Marzipan? Von den Aromafläschchen vom Backen würde ich übrigens abraten, sei denn, man versucht sich an Stollenmarmelade. Aber sonst lautet das Motto – alles kommt ins Glas.