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Medizinstudentin erfindet Geheimschrift nach Noten

Christiane Licht, Medizinstudentin in Münster, mag Musik und interessiert sich für Geheimschriften. Sie hat sich gefragt: Wieso müssen verschlüsselte Botschaften eigentlich immer auch danach aussehen? Und erfand eine Geheimschrift aus Noten.

Von Eva Wolk | 08.06.2011
    Eine kleine Komposition von Christiane Licht – wer würde vermuten, dass es sich dabei um eine verschlüsselte Botschaft handelt?

    "Die Grundidee war, die häufigste Note in deutschen Musikstücken mit dem häufigsten deutschen Buchstaben zu verschlüsseln. Der häufigste deutsche Buchstabe ist bekannt, das ist das E, gefolgt vom N, vom A ... A. Bei der Suche im Internet nach der häufigsten Note gab es nichts. Es hatte noch niemand geforscht, was die häufigste Note in Bach-Stücken ist oder die häufigste Note in Volksliedern. Und dann habe ich mich daran gemacht, Noten zu zählen gemacht – und habe 40.000 Noten von Hand gezählt, bei Bach, Vivaldi und Mozart, um wirklich zu wissen, was die häufigste Note ist. Und ich hab also alle Noten, die gezählt worden sind, addiert, und geguckt, welche Note ist denn hier die häufigste. Und das war das D2 ..."

    Damit es aber nicht zu einfach wird, hat Christiane die Verschlüsselung dann doch ein bisschen komplizierter gestaltet. Zum Beispiel hat sie die Note D2 eben nicht dem Buchstaben "E" zugeordnet, sondern dem Leerzeichen. Und außerdem legte sie eine bestimmte kleine Notenkombination fest, die den Anfang und das Ende der verschlüsselten Nachricht kennzeichnet.

    "Das ist sehr sinnvoll, weil man kann die geheime Nachricht in bestehende Musikstücke einbauen zum Beispiel, also man kann sagen, ok, ich spiele jetzt eine Variation von Mozarts Sonate – und schon hat man die Nachricht übermittelt, und niemandem fällt es auf, weil es im Stück eingebettet ist. Und man kann auch drum herum komponieren. Also man kann sein eigenes Werk aufbauen und sagen, hier schicke ich dir das Notenblatt, guck mal drüber, das ist mein neues Lied, wie gefällt dir das denn ... Und niemand bekommt es mit."

    Eine Idee mit riesigem Potenzial – nicht bloß für Geheimdienste oder Drehbuchschreiber.

    "Eine Anwendung wär´ im Schulunterricht, um Kinder zu motivieren, Musiktheorie im Musikunterricht zu lernen, weil das ist doch eher ein trockenes Thema: Viertelnoten, ganze Noten, halbe Noten – wozu muss ich das lernen? Weil man damit eine Geheimsprache basteln und sich unterhalten kann, und dann macht das Ganze, glaube ich, sehr viel mehr Spaß ..."

    Und jetzt die Auflösung der von Christiane eingangs gespielten verschlüsselten Botschaft. Sie lautet: "Campus und Karriere im Deutschlandfunk"! Noch mal hören?