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Mehmet Scholl
Fußball-Experte und ARD trennen sich

Die ARD und ihr Fußball-Experte Mehmet Scholl trennen sich. Neun Jahre war der ehemalige Fußballprofi im Ersten zu sehen. Allerdings war es Ende Juni wegen der Doping-Berichterstattung des Senderverbunds beim Confederations-Cup in Russland zum Streit gekommen.

Von Bastian Rudde | 10.08.2017
    Fußball DFB-Pokal Halbfinale Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt am 25.04.2017 im Borussia-Park in Mönchengladbach Mehmet Scholl Foto: Revierfoto Foto: Revierfoto/Revierfoto/dpa | Verwendung weltweit
    Ausgeschollt: Die Wege der ARD und ihres Fußball-Experten Mehmet Scholl trennen sich. (Revierfoto)
    Neun Jahre lang war Mehmet Scholl Fußball-Experte der Sportschau – auch beim Confederationscup diesen Sommer in Russland.
    "Deutschland war im Halbfinale, Confed-Cup hat gezündet!"
    Doch zu den Halbfinalspielen war Scholl plötzlich nicht mehr auf Sendung. Daraufhin sprach die ARD von Meinungsverschiedenheiten, kündigte eine interne Klärung an, sagte aber nicht, worum genau es in der Meinungsverschiedenheit gegangen war. Das machte Scholl selbst vor wenigen Tagen in seiner Radiosendung "Mehmets Schollplatten" im Bayrischen Rundfunk. Er bestätigte, dass sich der Streit um die Dopingberichterstattung der ARD gedreht hatte. Scholl kritisierte einen ARD-Sender, den er allerdings nicht beim Namen nannte.
    "Keine Story für schönen Tag"
    "Wir bestehen ja aus ganz vielen verschiedenen Sendern: BR, SWR, WDR, NDR. Und immer, wenn ein gewisser Sender das Programm macht, fangen wir grundsätzlich mit negativen Stories an. Also das kann das Fußballfest schlechthin sein und wir machen mit einer negativen Story auf! Und an diesem Tag war dieser Sender wieder am Start und ich hab den Ablauf gelesen und die erste Geschichte war tatsächlich eine fünf Jahre alte Dopingenthüllung über russisches Doping. Eine ganze Mannschaft gedopt, die haben natürlich nichts gewonnen, und ich hätte mich dazu äußern sollen. Und da habe ich, aufgrund dieser langen Geschichte, habe ich gesagt: Nein, ich möchte, dass die Story für diesen schönen Tag draußen bleibt. Und da haben die gesagt, ne, die bleibt nicht draußen, ich darf mich nicht ins Programm einmischen. Und da habe ich gesagt, okay ich gehe, und dann bin ich gegangen."
    Trotz dieses Vorfalls schienen die Zeichen zunächst auf weitere Zusammenarbeit zu stehen. Doch jetzt, kurz nach Scholls Äußerungen im BR, verkündete die ARD, dass sich beide auf eine Vertragsauflösung geeinigt hätten und bedankte sich bei dem 46-Jährigen. Scholl sei eine Bereicherung gewesen und habe einen tiefen Einblick in den Fußball ermöglicht. Zu diesem Einblick gehörte auch, dass der Ex-Bayern-Profi und Ex-Nationalspieler die Wirkung von Doping im Fußball leugnete – so wie auch andere Szenegrößen vor, mit und nach ihm. Eine Äußerung, die ihm viel Kritik einbrachte. Tenor: Scholl, ein Schönredner, der Doping verharmlost.
    "So ein Käse!"
    Das sagte Scholl dazu kürzlich im BR. "Doping ist das Schlimmste überhaupt. Das macht den Sport kaputt, den Sportler kaputt, macht die Glaubwürdigkeit kaputt. Aber an diesem Tag hatte die Story da nix verloren. Die hätte man auch in der Tagesthemen spielen können oder drei Wochen später."
    Wer Scholl nun in der Sportschau ersetzt, ist nicht bekannt. Die ARD scheint prinzipiell aber auch ohne ihn auf das Sendeformat mit einem Experten im Studio zu setzen. Während der Halbfinals des Confed-Cups sprang Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger ein.