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Mehr Transparenz bei Spritpreisen

Mit dem offiziellen Startschuss für die Markttransparenzstelle Kraftstoffe werden Daten über Spritpreisänderungen erhoben, die die Autofahrer auf verschiedenen Internetseiten abrufen können. Allerdings bedeutet das nicht zwingend, dass durch die neuen Vergleichsmöglichkeiten die Preise purzeln werden.

Von Andreas Kolbe | 12.09.2013
    Ein Cent teurer hier, zwei Cent günstiger dort – das lästige Rumkurven auf der Suche nach der günstigsten Tankstelle gehört ab sofort der Vergangenheit an. Mithilfe des Bundeskartellamts können Autofahrer sich nun im Internet jederzeit über die aktuellen Spritpreise in Ihrer Umgebung informieren.

    "Die Unternehmen wissen jetzt schon von jeder Tankstelle in Deutschland, wie hoch der Preis dort ist. Die Verbraucher wussten bisher nicht, wie hoch der Preis bei den Tankstellen ist, die bei ihnen um die Ecke liegen, die sie aber nicht sehen können. Dieses Ungleichgewicht beseitigen wir jetzt. Wir stellen hier aus meiner Sicht auch eine gewisse Waffengleichheit her",

    … sagt der Chef des Bundeskartellamts, Andreas Mundt. Am Mittag gab er den offiziellen Startschuss für die sogenannte Markttransparenzstelle Kraftstoffe. Das ist ein Computersystem, bei dem alle rund 14.500 Tankstellen in Deutschland jede Preisänderung bei Super, E10 oder Diesel innerhalb von fünf Minuten melden müssen.

    "Stand heute ist, dass wir die Preise von 13.100 Tankstellen zur Verfügung stellen. Es sind also noch nicht alle Tankstellen verfügbar. Es werden aber stündlich und täglich mehr. Und wir sind zuversichtlich, dass wir die übrigen Tankstellen in kurzer Zeit erfasst haben werden."

    Die vom Kartellamt erhobenen Daten können die Autofahrer ab sofort auf verschiedenen Internet-Seiten abrufen. Vier Portale wurden bereits zum Start von der Behörde zugelassen. Neben der Internetseite des ADAC sind das clever-tanken.de, mehr-tanken.de und spritpreismonitor.de.

    In den kommenden Tagen und Wochen würden weitere Anbieter folgen, auch mit entsprechenden Benzinpreis-Apps für Mobiltelefone oder integriert ins Navigationssystem, sagte Mundt. Insgesamt hätten rund 100 Anbieter die Nutzung der Benzinpreisdaten beim Kartellamt beantragt.

    Allerdings sollten sich die Verbraucher nicht zu große Hoffnungen machen, dass die neuen Vergleichsmöglichkeiten die Spritpreise insgesamt purzeln lassen. Die Benzinpreisstelle sei kein Wundermittel, sagte ein Referent der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Autofahrer müssten selbst abwägen, ob sich der Umweg zu einer billigeren Tankstelle lohne.

    Auch Kartellamts-Chef Mundt räumt ein, dass der Kraftstoffmarkt träge sei – und dass sich Preisänderungen nur dann durchsetzen können, wenn die Autofahrer konsequent die günstigsten Tankstellen ansteuerten.

    "Wir wissen auch, dass manche Bereiche mit einer gewissen Sorge auf die Markttransparenzstelle blicken. Nehmen Sie als Beispiel die Autobahntankstellen. Wenn Sie als Verbraucher ahnen, dass es 100 Meter neben der Autobahn preiswerter ist, dann fahren Sie nicht so sicher ab dorthin, wie wenn Sie es wissen und auf Ihrem Navigationsgerät wirklich sehen."

    Bis Anfang Dezember wird die Markttransparenzstelle erst einmal im Probebetrieb laufen. Spätestens dann sollen alle Tankstellen erfasst und auch ein breites Angebot an Vergleichsportalen verfügbar sein.