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Mehr Zuschüsse für Gebäudedämmung

Auf lange Sicht zahlt sich die Hausdämmung für die Eigentümer aus. Trotzdem wird zu wenig energetisch saniert, das liegt auch am Dauerstreit zwischen Bund und Ländern um Kosten und Förderung. Nun will das Kabinett mehr Geld für energetische Gebäudesanierungen bereitstellen.

Von Dieter Nürnberger | 20.12.2012
    Es gibt mehr Geld für die Förderung bei der energetischen Gebäudesanierung – die Zahlen liegen auf den Tisch. Für die nächsten acht Jahre werden es jeweils 300 Millionen Euro mehr sein – somit erhöhen sich die Mittel auf jährlich 1,8 Milliarden Euro. Bislang waren es 1,5 Milliarden. Somit wird die Förderung für Modernisierer etwas aufgestockt – das heißt auch, es wird attraktiver, weil mehr Berechtigte in den Genuss der Förderung kommen können.

    So weit, so gut. Allerdings wollte heute – am Tag nach der Entscheidung der Bundesregierung – so richtig keine Euphorie aufkommen. Zum einen deswegen nicht, weil die jährliche Gesamtsumme auch schon mal höher war, 2009 nämlich. Und zum anderen, weil sich an der Struktur der Förderung im Wesentlichen nichts geändert hat.

    Hyewon Seo ist Expertin für nachhaltiges Bauen beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, vzbv. Sie erklärt, wer generell in den Genuss der Förderung kommen kann.

    "Zum einen betrifft dies Einzelmaßnahmen. Da werden bis zu zehn Prozent der Kosten gefördert: Fenster, Dämmung am Dach und an Außenwänden, ebenso an der Kellerdecke und zudem auch für die Erneuerung von Heizungsanlagen. Und es gibt die umfassende Sanierung: Da muss man größere Investitionen tätigen – da werden bis zu 25 Prozent Förderung gewährt."

    Geändert haben sich beispielsweise die Maximalsummen – bei Einzelmaßnahmen wie dem Austausch der Fenster können nun maximal 5000 statt bisher 3500 Euro als Zuschuss fließen. Bei einer umfassenden Sanierung sind 18.750 Euro die maximale Obergrenze.

    Die Anträge sollen ab Januar 2013 gestellt werden können – und wie bisher auch läuft dies über die staatliche Förderbank KfW. Man muss hinzufügen, dass es auch noch Länderprogramme für die energetische Gebäudesanierung gibt. Auch hier sollten sich Modernisierer informieren.

    Die halbstaatliche Deutsche Energieagentur dena äußerte sich am Vormittag ähnlich zurückhaltend wie der Verbraucherzentrale-Bundesverband. Generell wird natürlich jeder zusätzliche Förder-Euro begrüßt, doch müsste eigentlich mehr Geld in die Hand genommen werden.

    Das Klima- und Energiekonzept der Bundesregierung sieht ja vor, dass bis 2020 der Wärmebedarf um 20 Prozent sinken soll. Gegenwärtig modernisiert aber lediglich nur ein Prozent der Besitzer ihre Häuser pro Jahr, sagt vzbv-Expertin Hyewon Seo.

    "Da soll die Sanierungsrate von ein auf zwei Prozent verdoppelt werden. Davon sind wir weit entfernt. Wir müssen auch bedenken, dass in den vergangenen eineinhalb Jahren die Gebäudesanierung tatsächlich ins Stocken geraten ist. Dadurch nämlich, dass die Politik die steuerliche Förderung ins Spiel gebracht hat, diese aber de facto nicht verwirklicht wurde. Viele Investitionen wurden deshalb zurückgehalten, weil die Eigentümer auf die steuerliche Förderung gewartet haben."

    Politisch ist diese steuerliche Absetzbarkeit bekanntlich am Einspruch des Bundesrates gescheitert. Regierung und Opposition beschuldigen sich nun gegenseitig, Chancen bei der energetischen Sanierung verspielt zu haben. Die Deutsche Energieagentur dena und auch der Verbraucherzentrale Bundesverband hatten immer wieder diese direkte steuerliche Absetzbarkeit gefordert. Hyewon Seo:

    "Die steuerliche Absetzbarkeit war schon immer ein größerer Anreiz als eine Kredite- oder Zuschussförderung. 1,8 Milliarden Euro klingen erst einmal viel. Als das Energiekonzept der Bundesregierung veröffentlich wurde, haben wir gesagt, wir bräuchten für die Gebäudesanierung jährlich 5 Milliarden Euro. 1,8 ist davon nicht einmal die Hälfte. Es ist somit eine Minimalförderung für die Forcierung der energetischen Gebäudesanierung."

    Die Beteiligten hoffen nun zumindest auf eine Verlässlichkeit der zugesagten Mittel. Allerdings gibt es auch hier noch ein Fragezeichen. Denn die meisten der zugesagten Gelder speisen sich aus dem Energie- und Klimafonds der Bundesregierung. Dieser finanziert sich aber aus den Einnahmen des EU-Handels mit CO2-Verschmutzungsrechten. Und diese Einnahmen sind in letzter Zeit deutlich eingebrochen.