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Mehrwertsteuersatz auf Fahrkarten sinkt
Bahn frei für billigere Tickets

Der Klimakompromiss im Vermittlungsausschuss macht's möglich: Bahnfahren soll ab Januar 2020 billiger werden. Die Bahn will die Mehrwertsteuersenkung auf Fahrkarten, die Teil des Klimapakets ist, an die Kunden weiterreichen. Allerdings sollen die reduzierten Preise nur für Fahrten ab 50 Kilometer Länge gelten.

Von Sebastian Engelbrecht | 16.12.2019
Ein ICE der Deutschen Bahn aus München fährt in den Hauptbahnhof ein.
Klimakompromiss im Vermittlungsausschuss - Bahnfahren wird billiger (Annette Riedl/dpa)
Schon von Januar an soll das Bahnfahren billiger werden. Der Mehrwertsteuersatz für Bahnfahrkarten soll dann von 19 auf 7 Prozent sinken. Bahnchef Richard Lutz hat versprochen, dass die Steuersenkung 1:1 bei den Kunden ankommen soll. Die Bahn verzichtet also auf Preiserhöhungen. Sie rechnet mit fünf Millionen zusätzlichen Reisenden im Fernverkehr pro Jahr, wenn die Tickets tatsächlich billiger werden sollten. Der reduzierte Steuersatz soll nur für Fahrkarten von 50 Kilometer Entfernung an gelten.
Der Vorsitzenden der Linkspartei, Katja Kipping, ist das nicht genug. Sie wünscht sich ein Signal der Bundesregierung, gerade nach der Klimakonferenz in Madrid, die beschämend geendet habe. Kipping forderte gegenüber dem Deutschlandfunk eine kostenfreie Bahncard 50 für alle Bürgerinnen und Bürger, denn: "Das reicht doch nicht aus, wenn die Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent geht, das war längst überfällig natürlich."
Von Subventionen sollen alle profitieren
Stattdessen soll die Bundesregierung nach den Vorstellungen der Linken-Vorsitzenden darauf verzichten, Elektroautos zu subventionieren: "Diese Subvention von 4.000 Euro, von der profitieren ja nur Menschen, die das Geld haben, sich jetzt ein Elektroauto, also so im Wert von 30.000 Euro zu leisten. Und da muss man sagen: Viele Menschen in diesem Land werden nicht das Geld haben für ein Elektroauto und werden deshalb nie in den Genuss der Subventionierung kommen. Und da würde ich sagen: Dann lieber das Geld in ein Angebot, wovon alle profitieren."
Gegenwärtig kostet eine Bahncard 50 rund 255 Euro im Jahr für die zweite Klasse. Damit erhalten Reisende einen Rabatt von 50 Prozent auf die sogenannten "Flexpreise" und von 25 Prozent auf Sparpreise. Kipping sähe die Bundesregierung in der Pflicht, eine kostenlose Bahncard zu finanzieren. Zurückhaltend äußerte sich in diesem Zusammenhang Sigrid Nikutta, die Chefin des Nahverkehrsunternehmens BVG in Berlin. Sie wechselt im Januar zur Deutschen Bahn und wird dort für den Güterverkehr zuständig sein. Nikutta sagte dem Deutschlandfunk: "Es wird sehr gern nach Preissenkungen gerufen oder kostenlosem Verkehr. Die Frage, wer das finanzieren soll und wer auch den Ausbau finanzieren soll, die sollte meines Erachtens im Vordergrund stehen."
Neue Züge
Unterdessen kündigte Berthold Huber aus dem Bahn-Vorstand an, das Unternehmen werde in den kommenden Jahren mehr als 12 Milliarden Euro in neue Züge investieren. In die Modernisierung der Fernverkehrszüge sollen bis ins Jahr 2026 etwa 8,5 Milliarden fließen. Für die fünf großen S-Bahnsysteme in Deutschland will die Bahn 2,7 Milliarden Euro ausgeben. Mit einer weiteren Milliarde finanziert die Bahn in den kommenden zwei Jahren modernere Regionalzüge. Sie will 350 Neufahrzeuge beschaffen.
Dass eine Reise mit der Deutschen Bahn mitunter beschwerlich sein kann, erlebte am Wochenende auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg. Sie war auf der Reise von Zürich Richtung Kiel und hatte in einem ICE zunächst keinen Sitzplatz gefunden. Der Grund: Ein Zug war ausgefallen. Daraufhin verschickte sie per Twitter ein Bild, wie sie im ICE-Waggon im Gang auf dem Boden sitzt. Die Deutsche Bahn hielt dagegen, Greta sei später zwischen Kassel und Hamburg "freundlich und kompetent" betreut worden – auf einem Sitzplatz in der Ersten Klasse.