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"Mein Akku ist komplett aufgeladen"

Eigentlich ist er Kindergärtner. Doch seit über einem Jahr müssen die Knirpse auf Stefan Honig verzichten, denn der Songwriter ist auf Tour. Und das recht erfolgreich: Mit neuem Album und professionellem Booking im Rücken will sich Honig nun durchsetzen.

Von Christoph Sterz | 08.11.2012
    Gefühlvolle Lieder von Männern mit Bart und Gitarre - das hört man öfter mal, doch der Düsseldorfer Stefan Honig kann mehr, als nur Gefühlsduselei in sanfte Klänge zu kleiden, er packt den Zuhörer, wenn auch oft erst beim zweiten Hören, und besonders mit seinen leisen Liedern.

    Stefan Honig hat noch bis vor einigen Monaten als Kindergärtner gearbeitet, Anfang des Jahres hat er gekündigt, aber nicht, weil er seinen Beruf als Erzieher nicht mochte.

    "Wenn ich den ganzen Tag mit den Kindern was mache, dann fühlt sich das für mich nicht an wie ein Job, den ich irgendwie abarbeite, sondern ich habe das Gefühl, ich kann deren Leben in einer gewissen Weise positiv beeinflussen, was dann auch wiederum positiv auf mich zurückkommt. Und das ist ja bei der Musik ähnlich, nur dass man sich bei der Musik nicht aussuchen kann, ob's finanziell auch reicht oder nicht."

    Im Moment reicht's, sagt Stefan Honig; sogar besser, als erwartet - eigentlich wollte er nur ein Jahr aus seinem Beruf aussteigen, doch auch weil er in der Zwischenzeit einen Plattenvertrag ergattert hat, hat er seine Zeit als Profimusiker verlängert.

    "Menschen leben auf dieser Welt immer mit Risiko und viele leben von der Hand in den Mund und ohne, dass sie einen Rentenplan haben. Also, wenn das jetzt nicht klappt, heißt das nicht, dass ich nächstes Jahr auf der Straße lebe oder so. Ich kann immer wieder in meinen Job zurück, aber ich kann auch einfach mal was riskieren und auch mal mit irgendwas auf die Schnauze fallen. Aber dann weiß ich wenigstens, dass ich's probiert habe."

    Und das macht er mit Musik, die unaufgeregt und angenehm klingt. Die elf Titel auf dem Album "Empty Orchestra" fangen oft leise und zart an und entwickeln sich dann, sind mal mehrstimmig, mal mit Bläsern und Pauken - und nicht immer nur melancholisch und bedächtig, wie etwa das Eröffnungsstück "Sleep Driver".

    "Ich denke, das ist auch so ein Klischee, das jeder sagt. Aber für mich ist es halt, seit ich 16 bin, hatte ich nie ein anderes Hobby, als die Musik zu machen und für mich ist das so ein bisschen wie die Luft zum Atmen. Es ist auf jeden Fall mein bester Schutz vor einer Depression, dass ich halt mein Zeug mit Musik rauslassen kann und auch die Möglichkeit habe, damit viel zu reisen, die Welt zu entdecken. Für mich ist das einfach das beste Mittel, um ein glücklicher Mensch zu sein."

    Stefan Honig war zuletzt für fünf Wochen in den USA, vorher hat er schon in China und Polen gespielt, und auch in Luxemburg, der Schweiz, Österreich und den Niederlanden versucht Honig sein Glück. Was aber, wenn sich das Album nicht wie geplant verkauft und sich kaum jemand zu den Konzerten verirrt?

    "Es gibt immer Konzerte, wo keiner ist. Da habe ich schon Millionen von gespielt, von den Konzerten. Aber dafür kann ich jetzt halt in ganz Deutschland spielen mit meiner Band und es werden Leute kommen. Und solange man alle drei Gigs einen Auftritt hat, wo es mal wieder so richtig einen mitreißt und die Leute so sind, wie man sich's vorstellt, dann ist alles gut. Und ich habe dieses Jahr schon so viele so traumhafte Gigs gehabt. Mein Akku ist komplett aufgeladen. Ich kann eine Menge Scheiß-Gigs vertragen, bevor das zum Problem wird."

    Doch zur großen Enttäuschung wird es wohl eher nicht kommen, denn das, was Stefan Honig bietet, hat Tiefgang - und ist mehr als nur Gesang mit Gitarre und Bart.

    Mehr Informationen

    Stefan Honig ist ab Oktober in vielen Städten zu sehen, zum Beispiel am 22. Oktober in Köln, einen Tag darauf in München, am 27. Oktober in Berlin und am 7. November in Hamburg. Alle Termine sind zu finden unter honigsongs.de