Mittwoch, 24. April 2024

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Mein Klassiker
"Bach tut mir sehr gut"

Luise Kinseher ist seit Anfang der 1990er-Jahre Kabarettistin und Schauspielerin. Franz Xaver Bogner entdeckt die bayerische Volksschauspielerin für die Fernsehserien "Café Meineid" und "München 7". Doch eigentlich ist Luise Kinseher mit eigenen Soloprogrammen als politische Kabarettistin bekannt. Einen Klassiker kann sie nur schwer festlegen, denn das hänge von Lebensphase und Stimmung ab, sagt sie.

Aufgezeichnet von Andi Hörmann | 26.04.2016
    Die Kabarettistin Luise Kinseher beim Bayerischen Kabarettpreis 2014
    Die Kabarettistin Luise Kinseher beim Bayerischen Kabarettpreis 2014 (dpa / Daniel Karmann)
    Ich bin die Luise Kinseher: Ich bin Kabarettistin aus München. Und mein Klassiker ist ganz schwer festzulegen.
    Ich bin ein großer Jazz-Fan: Ich finde dann auch mal wieder Miles-Davis-Livemitschnitte genial. Und dann ist mir das aber auch wieder zu kompliziert als Musik. Dann kann ich durchaus auch mal Adele hören oder so. Frauenstimmen: Barbra Streisand höre ich auch wahnsinnig gerne.
    Mein Klassiker ist ganz schwer festzulegen, weil man in jeder Lebensphase eine andere Musik braucht: Dinge, die einem Kraft geben, die einen bestätigen in seiner momentanen Stimmung. Und das war zum Beispiel in meiner Jugendzeit HAIR.
    Da war die Musik sehr viel schuld daran, dass ich bis heute immer noch so einen kleinen Protestierer in mir habe, dass ich in mir einen kleinen Hippie habe. Love, Peace & Happiness - Feeling, das ist so bei mir als Grundstimmung immer vorhanden.
    "Es ist ein sehr pazifistisches Musical. Es spielt im Central Park in New York, wo Hippies eine esoterische Weltflucht pflegen. Es geht da sehr viel gegen das Establishment, also gegen die althergebrachten Lebensweisen. Die sind da ziemlich revoluzerisch und scheißen sich halt nichts - auf gut Deutsch.
    "Let The Sunshine". Das ist einfach ein wahnsinniges Gute-Laune-Lied.
    Und dann dieser Hit "Aquarius", der so die romantische Vorstellung hat, dass wir in ein neues Zeitalter gehen: Liebe und Frieden. Ich finde es selber auch noch immer eine schöne Hoffnung.
    Ich bin aber auch ein sehr großer Klassik-Fan, vor allen Dingen Johann Sebastian Bach, und der ist ja eigentlich das Gegenteil. Die Brandenburgischen Konzerte, die sechs Konzerte, die sind das, die bei mir jetzt nicht bewirken, dass ich in meinen Emotionen bestärkt werde oder in meiner Wildheit aufgestachelt werde, so wie bei HAIR, sondern das ist genau das Gegenteil: Die Brandenburgischen Konzerte höre ich oft, die sortieren mich, die bringen mich in die Ruhe. Es bringt Entspannung und vor allen Dingen Klarheit und einfach wieder so ein Rückbesinnung auf die Stille in einem selber. Da sind für mich die Brandenburgischen Konzerte ein unglaublich toller Türöffner in diese Welt.
    Man kommt in eine Stille, in eine Klarheit. Man kommt in die Welt hinter den Gefühlen.
    Beim Putzen, aber auch beim Arbeiten, beim kreativ arbeiten, da ist das ganz toll, wenn das im Hintergrund läuft. Da habe ich das Gefühl, ich werde da hin getragen, wo dann auch tatsächlich Kreativität entstehen kann.
    Normal ist ja Musik: Der Tag ist schön, mal legt tolle Musik auf. Man freut sich, es läuft im Hintergrund, es ist einfach Musik. Aber Bach hat eine Bedeutung. Bach macht etwas mit mir, was mir sehr sehr gut tut.