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Mein Klassiker
DJ Westbam und der einzig wahre Plattenspieler

Ohne ihn wäre Westbam vielleicht nicht zu dem DJ geworden, der er heute ist. Hätte vielleicht nicht mit der Mayday in Dortmund eine der größten Techno-Veranstaltungen initiiert. Hätte überhaupt nicht als DJ auflegen können. Denn was Maximilian Lenz, also Westbam, geprägt hat, ist ein Plattenspieler. Und zwar ein ganz bestimmter.

Von Ina Plodroch | 28.04.2015
    DJ Westbam rockt den Deutschlandradio-Stand.
    "Der 1210er-Plattenspieler von Technics war ein ganz geniales Meisterwerk von einem Plattenspieler", erzählt DJ Westbam. (Deutschlandradio / Christian Kruppa)
    "Hallo, mein Name ist Westbam. Und ich bin von Beruf DJ und seit neuestem auch Romancier des Buches "Die Macht der Nacht". Und der Klassiker, über den ich heute sprechen will, mein großer Klassiker meines Lebens ist der Technics 1210er. Ein legendärer Plattenspieler.
    Der 1210er-Plattenspieler von Technics war ein ganz geniales Meisterwerk von einem Plattenspieler, ohne das die Geschichte der DJ-Musik wahrscheinlich ganz anders gelaufen wäre."
    Erste Begegnung in Münster
    "Ich habe ihn kennengelernt bei meinem ersten Gig in Münster im Odeon, 1983. Damals hat eigentlich noch kaum ein DJ so wirklich gemixt. Aber der Plattenspieler - man kannte sich vom Sehen, wie man so schön sagt - und der stand in vielen Diskotheken damals schon rum. Und der wurde vor allem deshalb so gerne benutzt, weil der tierisch schwer war und tierisch robust. Und über den gab es schon in den frühen 80ern wahre Mythen. 'Der kann runter fallen - geht nicht kaputt. DJs können mit dem Kopf drauf knallen – geht nicht kaputt. DJ kann sein Bier drüber kippen – geht nicht kaputt'."
    Die erste Platte, die ich auf dem Technics Plattenspieler habe laufen lassen, war "Bela Lugosi's Dead" von Bauhaus. Und das war quasi an meinem allerersten Abend, und die Chefin kam schon rein, und der hintere Saal, wo getanzt wurde, war noch nicht auf und sie sagte: 'Kannste schon mal was auflegen?' Und dann habe ich "Bela Lugosi" gespielt.
    Und dieser Plattenspieler ist quasi in der Welt des Hip-Hop, in der Welt des Disko-Mix, in den ganzen 80er-Jahren hindurch schon immer wichtiger geworden. Und in den 90ern setzte er sich dann komplett durch. Weil dann quasi die DJ-Superstars das alle gemacht haben – alle haben gemixt. Jeder benutzte immer nur diesen Plattenspieler."
    "Dass ich selber mixen kann, habe ich zufällig entdeckt"
    "Dass ich selber mixen kann, habe ich zufällig entdeckt, dadurch, dass ich 1983 zwei Platten hatte. Nämlich Yazoo Situation und Freeez I.O.U. Das waren so Elektropop-Stücke damals und die hatten beide rein zufällig 120bpm. Und ich ließ die eine laufen und startete die andere ein, und weil die nun mal genau im Takt natürlich laufen, und genau dasselbe Tempo hatten, liefen die jetzt synchron, und ich stand wirklich staunend daneben und dachte: unglaublich. Es funktioniert, sie laufen von alleine. Und das hat mich eigentlich auf die Reise geschickt. Dass ich gedacht habe: So muss das ab jetzt immer sein.
    Aber ich mache das nicht mehr auf der Bühne. Man sagt ja immer: Die Technik schreitet fort. Kurz nachdem alles auf digital umgeschaltet war, wusste schon keiner mehr, wie die Kunst des Plattenspieler-Aufstellens funktioniert."