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Mein Klassiker
"Kein Statussymbol, sondern eine Herzenssache"

Der deutsche Schauspieler Lenn Kudrjawizki ist aktuell als böser Russe im vierten Teil der "Transporter"-Actionserie zu sehen, in dem wieder haufenweise Autos zerlegt werden. In Wirklichkeit bevorzugt Kudrjawizki die leise Art der Fortbewegung: Sein "Klassiker" ist das alte Diamant-Fahrrad seines Vaters.

Aufgezeichnet von Elmar Krämer |
    Der Schauspieler Lenn Kudrjawizki bei der Premiere von "Jack Ryan: Shadow Recruit" im Vue Leicester Square in London.
    Der Schauspieler Lenn Kudrjawizki bei der Premiere von "Jack Ryan: Shadow Recruit" 2014 in London. (imago / Future Image International)
    "Mein Name ist Lenn Kudrjawizki, ich bin Musiker, Schauspieler, Regisseur und mein Klassiker ist mein Diamant-Fahrrad.
    Dieses Fahrrad begleitet mich schon ziemlich ziemlich lange, weil es das Rad meines Vaters ist, was er kurz vor der Wende sich angeschafft hat und damit jeden Tag zur Arbeit fuhr und ich fand damals schon dieses Rad großartig. Und als mein Vater leider aus dem Leben schied, hab ich dieses Fahrrad in unserem Landhaus unters Dach gehängt, damit die Räder sich nicht auslatschen und dann hing es dort 20 Jahre und ich habe es vor zwei Jahren runtergeholt, restauriert und mit diesem Fahrrad fahre ich jeden Tag durch die Stadt.
    Und damit auch meine Kindheit, meine Jugend durch die Straßen. Und das ist so was von großartig, weil mich begleitet Geschichte dann sozusagen jeden Tag in meiner Fantasie.
    Metallic-Fahrrad, Diamant, 28er-Rahmen und der Rahmen ist was ganz spezielles, weil der wurde damals noch in der DDR benutzt für die Rennräder, die bei der Friedensfahrt gefahren sind, dass heißt, wenn ich jetzt auf das Fahrrad einen Bocklenker mache, könnte ich damit vielleicht noch mal eine Friedensfahrt fahren, wenn es die noch gäbe.
    Das Logo des Fahrradherstellers Diamant auf einem historischen Emailleschild
    Das Logo des Fahrradherstellers Diamant auf einem historischen Emailleschild (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
    Ich habe alles original gelassen - lassen können, bis auf die Felgen und natürlich alles, was mit Gummi zu tun hatte musste ausgetauscht werden, aber das Gros des Fahrrads ist komplett original, einschließlich der Griffe, was mir am Wichtigsten war. Weil die mein Vater angefasst hat und damit fuhr er halt jeden Tag zur Arbeit und das ist ein Gefühl, wenn ich den Lenker anfasse, gibt es da eine Verbindung, die durch meinen Körper geht.
    Es ist jetzt nicht für mich ein Statussymbol, wenn man so will, sondern es ist eine Herzenssache. Ich pflege dieses Fahrrad, ich halte es sauber, ich halte es ganz, sodass auch alles funktioniert, dass es mir einfach Freude macht, damit durch die Stadt zu düsen.
    Und das ist für mich ein Stückweit auch ein Gefühl von Freiheit, weil ich fahre einfach wahnsinnig gerne Fahrrad und das eben auch über längere Strecken und das hält mich gesund, das macht meinen Geist gesunder oder noch gesunder oder hält es gesund und das ist ein wunderbares Gefühl.
    Also ich hab schon hier und da bemerkt, dass, wenn ich das Fahrrad vor einem Café angeschlossen habe, dass dann so Blicke kamen, wo ich gedacht habe, warte mal kurz, ich kette das mal ein bisschen doller an, weil die Blicke waren verdächtig.
    Ich glaube, das wird positiv aufgenommen, weil es eben auch noch den alten Ledersattel hat und den alten Lenker, einfach weil... es ist ein gepflegtes Rad und ich glaube, alles was irgendwie so ein bisschen Geschichte und irgendwie auch gepflegte... ein bisschen Liebe mit sich bringt, wird auch gerne wahrgenommen."
    "The Transporter Refueled" von Luc Besson mit Lenn Kudrjawizki ist seit Anfang September in den deutschen Kinos zu sehen.