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Meister-BAföG
Gleichstellung zum Studenten-BAföG

Das Meister-BAföG unterstützt die Gesellen auf dem Weg zur Meister-Prüfung. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat nun angekündigt, die Unterstützung auszubauen. So soll nicht nur der grundsätzliche BAföG-Satz erhöht werden, sondern auch der Erlass bei Bestehen der Prüfung.

Von Christiane Habermalz | 14.10.2015
    Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU)
    Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) (picture alliance / dpa / Ole Spata)
    Ausbildung oder Studium? Mehr als die Hälfte der deutschen Schulabgänger entscheiden sich derzeit für die Hochschule - kein Wunder, die Arbeitslosigkeit von Akademikern ist niedrig, und sie verdienen, trotz mancher prekärer Situation Einzelner, im Schnitt 80 Prozent mehr als ein Handwerker mit einer Berufsausbildung. Es sei denn, er oder sie qualifiziert sich weiter zum Meister. Das bedeutet aber: Eine mehrjährige selbstfinanzierte Ausbildung, für die die Berufstätigkeit oft unterbrochen oder reduziert werden muss. Nur zehn Prozent der Meister-Kurse werden von den Betrieben bezahlt. Um diese Lücke zu schließen, wurde vor 20 Jahren das Meister-BAföG eingeführt. 1,7 Millionen Menschen wurden laut Angaben des Bundesbildungsministeriums seitdem mit einem Unterhaltssatz gefördert. Mit dem Inkrafttreten der BAföG-Novelle am 1. August 2016 soll nun neben dem BAföG für Studierende auch das Meister-BAföG erhöht werden: Von monatlich derzeit 697 Euro auf 760 Euro. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka will das Meister-BAföG aber noch darüber hinaus verbessern, erklärte heute ihr Sprecher Rüdiger Fischer:
    "Dazu haben wir heute konkret im Kabinett beschlossen, dass beispielsweise der Zuschussanteil zum Unterhaltsbeitrag auf künftig 47 Prozent erhöht werden soll. Auch beim Darlehensanteil wollen wir die Bedingungen verbessern. Wer zur Prüfung geht und diese besteht, bekommt zukünftig 30 Prozent seines Restdarlehens als Erfolgsbonus erlassen. Das ist ein wesentlicher Beitrag dazu, das Meister-BAföG in Zukunft noch attraktiver zu machen."
    Meisterkurse attraktiver machen
    In diesem Punkt aber hätte sich der Zentralverband des deutschen Handwerks mehr erwartet. Schon jetzt würden bei erfolgreicher Meisterprüfung 25 Prozent des Darlehens erlassen. Ein höherer Schuldenerlass sei aber ein wichtiger Anreiz, sagt Volker Born, Leiter der Abteilung berufliche Bildung im Zentralverband des Deutschen Handwerks.
    "Wir dürfen eines nicht vergessen, es handelt sich hierbei um Berufstätige, die in der Regel schon Familie haben, diese Familie unterstützen, ernähren müssen, aus dem Berufsleben eventuell zum Teil herausgehen in der Vorbereitung auf eine Meisterprüfung. Und dort ist das ein sehr wichtiger Aspekt."
    Grundsätzlich jedoch sei es wichtig, dass sich die Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung auch in der Förderung abbilde - und da sieht Born die Bundesregierung mit dem Gesetzentwurf auf dem richtigen Weg. Es bestehe ein großes Interesse daran, die Meisterkurse attraktiver zu machen:
    "Denn wir müssen im Handwerk in den nächsten zehn Jahren 200.000 Betriebsnachfolgen sicherstellen. Das heißt also, das sind unsere Meister der Zukunft, die wir heute dafür vorbereiten müssen."
    Grüne erwarten mehr bei Weiterbildung
    Zusätzlich will der Gesetzentwurf das Meister-BAföG öffnen für Studienabbrecher und Bachelorabsolventen, um ihnen den Umstieg in eine berufliche Ausbildung zu erleichtern. Dieser Ansatz sei wichtig, aber gehe nicht weit genug, kritisierten die Grünen im Bundestag. Man habe von einer Großen Koalition in puncto Weiterbildung mehr erwartet - denn ein großer Teil der Bevölkerung sei immer noch von Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen ausgeschlossen.
    "Die Menschen, die eigentlich nicht an Weiterbildungen teilnehmen, sind vor allem die Menschen mit geringerer Qualifikation. Es sind ganz, ganz häufig Frauen, vor allem in so typischen "Frauenberufen". Es sind dabei sehr, sehr viele alleinerziehende Frauen. Und es sind auch viele Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Migrationshintergrund," kritisiert Beate Walter-Rosenheimer, bündnisgrüne Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung der Grünen-Fraktion im Bundestag. Die jetzt geplante Öffnung des Meister-BAföG sei da höchstens ein erster Schritt.