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Mekka
Mehr als 700 Tote bei Massenpanik

Bei einer Massenpanik am Rande der islamischen Pilgerfahrt Hadsch sind in der Nähe von Mekka in Saudi-Arabien nach jüngsten Angaben mehr als 700 Menschen ums Leben gekommen. Der Iran macht den Organisatoren schwere Vorwürfe.

24.09.2015
    Sanitäter und weitere Helfer legen einen Verwundeten in einen Krankenwagen.
    Ein verwundeter Pilger wird in einen Krankenwagen getragen. (AFP / STR)
    Die Opfer seien zerquetscht worden. Das teilte der saudi-arabische Zivilschutz mit. Mehr als 700 Menschen wurden verletzt. 220 Krankenwagen und 4.000 Rettungskräfte sollen im Einsatz sein. Reuters-Korrespondenten zufolge wurden Zugangsstraßen abgeriegelt. Der Zivilschutz teilte mit, man unternehme alles, um die Pilger auf alternative Strecken umzuleiten, damit sich keine weiteren Menschenansammlungen bilden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat den Angehörigen der Opfer sein Beileid ausgesprochen.
    Zu dem Unglück kam es am Vormittag in der Nähe des Ortes Mina, wo die Gläubigen am dritten Tag der Wallfahrt symbolisch den Teufel steinigen. Dabei werden Kieselsteine auf drei Steinwände geworfen. Die Pilger waren auf dem Weg zu der großen, mehrstöckigen Dschamaratbrücke. Diese wurde eigens dafür gebaut, den Druck der Massen zu mildern und Pilger davor zu schützen, niedergetrampelt zu werden. Eigentlich sollen die Menschen nun so geleitet werden, dass sich ihre Wege nicht mehr kreuzen. Trotzdem kam es an einer Kreuzung plötzlich zu einem Stau, wie der Zivilschutz erklärte. Daraufhin sei die Massenpanik ausgebrochen.
    Der Iran gab Saudi-Arabien die Mitschuld an dem Unglück. "Die Saudis haben ohne Grund einen Teil der Route der Pilger blockiert, was zu dem Andrang und letztendlich auch der Tragödie führte", sagte der Leiter des Auswärtigen Ausschusses im Parlament. Der schiitische Iran und das sunnitische Saudi-Arabien konkurrieren um die Vorherrschaft in der Region. Unter den Toten sind mindestens 43 Iraner.
    Zwei Millionen Pilger erwartet
    In Mekka kommt es während der Pilgerfahrt immer wieder zu Unglücken. Erst wenige Tage vor Beginn der diesjährigen Wallfahrt waren mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen, als ein Kran bei einem schweren Unwetter auf die Große Moschee stürzte; 2006 waren bei einer Massenpanik rund 350 Gläubige gestorben.
    Nach Angaben saudischer Medien haben sich in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Menschen auf die Pilgerfahrt nach Mekka gemacht, unter ihnen fast 1,4 Millionen aus dem Ausland. Die Pilgerfahrt, der Hadsch, ist eine der fünf Säulen des Islam. Jeder gläubige und gesunde Muslim muss einmal im Leben mitmachen und dabei den Weg nachvollziehen, den der Prophet Mohammed einst ging. Nicht wenige Pilger sparen über viele Jahre, um sich die Reise leisten zu können. Sie werden anschließend als Anerkennung mit dem Titel "Hadschi" geehrt.
    (bor/cc)