Von Jens Brüning

21.07.2008
Der Leipziger Künstler und Malerei-Professor Neo Rauch beklagt sich in der FAZ über seine Arbeitsbedingungen an der Hochschule in Leipzig. Der Linguist und Philosoph Noam Chomsky zieht in der "Frankfurter Rundschau" eine lakonische Bilanz des Irak-Krieges und der Besatzung. Und die "Süddeutsche" hat sich den Zaun, der die USA vom armen Süden trennt, genauer angesehen.
"Das ist die beste Geschäftsidee seit der Erfindung von Google", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Evelyn Roll meint damit jenes Verfahren, bei dem man gegen Überweisung von 999 US-Dollar sein umfassendes, aus einem Gentest gewonnenes Krankheitsbild frei Haus geliefert bekommt:

"Diabetes, Grüner Star, Prostatakrebs, Asthma, Herzinfarkt, Multiple Sklerose, Koffeinüberempfindlichkeit, Fettsucht, Neigung zu Alkoholmissbrauch, Muskelperformance und Beschaffenheit des Ohrenschmalzes."

Peter Igelhoff, der bekannte Kabarettist meiner Kindheit, pflegte in dem Zusammenhang zu singen: "So schreitet die Wissenschaft fort." Und er meinte es, wie Evelyn Roll, nicht positiv.

Kunst ist auch Wissenschaft. Darum kann man sie an Hochschulen und Universitäten erlernen. In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG beklagt sich der Malerei-Professor Neo Rauch, der seit 2005 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst zu Leipzig lehrt, über die Arbeitsbedingungen:

"Wenn es so läuft, dass der Professor im Zickzackkurs durch den Nieselregen von Studentenbude zu Studentenbude unten schüchtern per Handy fragen muss, ob er hochkommen darf oder ob es gerade nicht passt, dann ist das sehr unbefriedigend für beide Seiten."

Offenbar gibt es an der Leipziger Hochschule zu wenige Lehr-Ateliers. Neo Rauch jedenfalls will nicht mehr lebenslang Professor sein unter diesen Bedingungen. Und außerdem hat er festgestellt:

"Ich wurde mit der Professur in eine Erwachsenenrolle hineingedrängt."

Kurzum:

"Es sind die vielen Mikropartikel, die sich zu Störfäden verweben."

Darum wird er künftig unentgeltlich unterrichten, aber immer bloß fünf Meisterschüler auf einmal, und der Mensch, der Neo Rauch auf dem Lehrstuhl folgt, wird sich bereits nach sechs Jahren umorientieren müssen.

Fünf Jahre ist es her, dass die Armee der Vereinigten Staaten von Amerika mit einigen Verbündeten dem Schurkenregime von Saddam Hussein im Irak ein Ende bereitete. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU zieht der emeritierte Linguist und Philosoph Noam Chomsky diese Bilanz:

"Wir haben euer Land überfallen, um es zu besetzen und exklusiven Zugriff auf eure Rohstoffe zu bekommen."

Nun stellt sich kurz vor dem Abschluss von Verhandlungen zwischen dem irakischen Ölministerium und vier westlichen Petroleumfirmen heraus, dass die amerikanischen Ölgesellschaften sich künftig ohne Konkurrenz aus China oder Russland an den irakischen Ölquellen bedienen können, stellt Professor Chomsky fest und fragt:

"Was schulden wir dem irakischen Volk dafür, dass wir sein Land zerstört haben?"

In der Tageszeitung DIE WELT reflektiert Wolfgang Schivelbusch, Kulturhistoriker und Publizist mit Wohnsitzen in New York und Berlin, im Gespräch mit Eckhard Fuhr "die aktuelle Finanzkrise, den Hunger und die Illusionen der Zivilgesellschaft." Die Tendenz des sehr langen Gesprächs wird deutlich, wenn wir folgende Sätze aus dem Zusammenhang reißen:

"Machtentfaltung hat etwas mit Libido zu tun. Und Ziele wie Emanzipation und Humanität sind sehr libidofern. Man müsste einen Weg finden, bei den Menschen libidinöse Energien freizusetzen."

Den libidinösen Energien von Menschen, die begehren, aus dem Elend ins Gelobte Land zu gelangen, wird im Süden der Vereinigten Staaten eine Mauer in den Weg gebaut. Jörg Häntzschel hat sie sich für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG einmal aus der Nähe angeschaut.

"In Brownsville schneidet der Zaun mitten durch den Campus der University of Texas."

Gewinner sind hier die, die schon im Irak einen guten Schnitt gemacht haben:

"Halliburton unterstützt die Nationalgarde beim Zaunbau. Wackenhut ist mit seinen weiß-roten Bussen für den Transport der Festgenommenen zuständig."

Um nur zwei Beispiele zu nennen.

Es besteht keine Gefahr, dass die Betreiber dieser Anlage von denen, die sie zu überwinden trachten, eine sms der Art bekommen, die Hendrik Werner in der WELT bissig geißelt:

"SDEDG - schön, dass es dich gibt."