Donnerstag, 28. März 2024

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In Berlin gibt es vielleicht bald ein Religionsfach mehr: Das zumindest hofft die Buddhistische Gesellschaft der Hauptstadt, die kürzlich einen Antrag auf Religionsunterricht bei der Senatsschulverwaltung einreichte. Buddhismus würde dann zunächst an zwei Berliner Schulen gelehrt werden. Der Unterricht wäre ein Pilotprojekt; das auch Modell für andere Bundesländer sein könnte, hofft der Dachverband der buddhistischen Gemeinschaften - die "Deutsche Buddhistische Union". Sie ist optimistisch, zumal auch die Islamische Föderation Berlin und das Kulturzentrum Anatolischer Aleviten ihren Religionsunterricht erteilen dürfen. In Berlin leben rund 5000 schulpflichtige Kinder und Jugendliche aus buddhistischen Familien. Religionsunterricht ist in der Hauptstadt kein ordentliches Lehrfach. Es wird von den Kirchen und Religionsgemeinschaften in eigener Verantwortung erteilt. Von den 351.000 Berliner Schülern haben zur Zeit 90.500 evangelischen, und über 24.000 katholischen Religionsunterricht; 31.500 Schüler nehmen am Lebenskundeunterricht des Humanistischen Verbandes Deutschlands teil. Die Islamische Föderation unterrichtet rund 1.500 Kinder an 15 Schulen und alevitischen Unterricht erhalten 60 Schüler an bis jetzt sieben Berliner Schulen... Über Bildungswege und Lerninhalte an brandenburgischen Grundschulen können sich Eltern in einer druckfrischen Broschüre des brandenburgischen Bildungsministerium informieren. Vielversprechender Titel: "Sechs Jahre - Gemeinsam viel Neues"... Die Broschüre gibt Auskunft über Neuheiten des Grundschulwesens - zum Beispiel über die Möglichkeit, nach der vierten Jahrgangsstufe in eine Leistungsprofilklasse zu gehen und dann das Abitur schon nach zwölf Jahren zu machen oder über die Arbeit in speziellen Lerngruppen der Klassenstufen fünf und sechs, die stärker auf Leistung setzen und mehr auf Interessensschwerpunkte der einzelnen Schüler eingehen. Die Broschüre wird über die Schulämter an die Schulen geliefert oder ist über die Website des erhältlich... In Schleswig-Holstein werden Schüler möglicherweise bald von einer "mobilen Eingreiftruppe" elterlicher Hilfslehrer unterrichtet. Darüber denkt jedenfalls die Bildungsministerin des Landes Ute Erdsiek-Rave von der SPD nach. Warum nicht kurzfristig Unterrichtslöcher mit Hilfe von engagierten Eltern stopfen, wenn wieder einmal Stundenausfall droht, fragt sich die Ministerin. Selbst wenn Eltern nicht den fehlenden Mathelehrer ersetzen können, kann bei Unterrichtsausfall die Zeit zumindest sinnvoll genutzt werden - zum Beispiel mit Vorlesestunden...Für Schulleiter, so die Ministerin, gebe es viele Möglichkeiten, sich etwas einfallen zu lassen - und zwar ohne, dass gleich eine ausdrückliche Weisung des Ministeriums notwendig würde...Und zum Schluss kriegen hier heute Musiklehrer einen Rüffel - von der Geigen-Virtuosin Anne-Sophie Mutter. Sie hat sich bitter über den Musikunterricht an Deutschlands Schulen beklagt. Der sei nämlich oft peinlich, langweilig und lieblos zusammengestellt. Musik werde zum "Kaugummi-Fach" degradiert und als meist nicht prüfungsrelevant viel zu wenig ernst genommen. Die frühe Musikerziehung bleibe oft beim "Geräuschemachen stecken", klagte die 39jährige Weltklasse-Musikerin. "Nur rasseln und trommeln" - das sei Erstklässlern "wohl kaum zuzumuten", kritisierte das ehemalige "Wunderkind" Anne-Sophie, das bereits mit 13 Jahren unter Herbert von Karajan aufgetreten war.

Von Agnes Steinbauer | 27.12.2002