14.02.2012
Rauchverbote im öffentlichen Raum führen nicht dazu, dass zum Ausgleich mehr zu Hause geraucht wird. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums. Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich die in vielen europäischen Ländern verschärften Rauchergesetze auf das Raucherverhalten auswirken. Dabei zeigte sich, dass im Schnitt jeder vierte Raucher die gesetzgeberischen Vorgaben zum Anlass nahm, auch in den eigenen vier Wänden auf das Rauchen zu verzichten. In Deutschland waren es sogar 38 Prozent. Die Forscher befragten mehr als 4000 Raucher in Irland, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden jeweils vor und nach der Einführung von Rauchverboten in den Ländern. Die Studie ist Magazin Tobacco Control erschienen. //[luh]//
Die Gesundheitsgefahren von Luftverschmutzung betreffen nicht nur die Atemwege. Forscher aus den USA haben herausgefunden, dass eine erhöhte Feinstaubbelastung auch dem Gehirn schaden kann. Demnach erleiden Menschen, die verschmutzter Luft ausgesetzt sind, häufiger einen Schlaganfall. Umweltmediziner der Harvard University untersuchten mehr als 1700 Patienten, die in den vergangenen zehn Jahren einen Schlaganfall erlitten hatten. Waren die Kranken zuvor nachweislich erhöhten Feinstaubbelastungen ausgesetzt, bekamen sie häufiger einen Infarkt der Hirnarterien durch eine verringerte Durchblutung. Vor allem Ruß und Stickstoffdioxid erhöhten das Schlaganfallrisiko deutlich. Diese Form von Feinstaub wird vor allem durch Autos und Lkws verursacht. Die Studie ist im Fachmagazin "Archives of Internal Medicine" erschienen. //[luh]//
Pagerank nennt Google ein spezielles Programm, mit dem der Suchdienst die Bedeutung von Internetseiten gewichtet. Dabei wird untersucht, wie stark einzelne Seiten im Netz mit anderen verlinkt, also verbunden sind.
US-Chemiker haben den Pagerank-Algoritmus für ein ganz neues Einsatzfeld angepasst. Sie fanden heraus, dass sich das Programm hervorragend eignet, um die Reaktionen großer organischer Moleküle im Computer zu simulieren. Statt der Links im Internet, bildet die Software die Verteilung von Wasserstoffbrücken ab, die bei allen Stoffwechselprozessen in biologischen Systemen eine zentrale Rolle spielen. Die Studie ist im Magazin "Journal of Computational Chemistry" erschienen. //[luh]//
Durch strenge Gesetzgebung in Europa sinken seit Jahren die Quecksilberemissionen. Dennoch steigt zugleich bei Süßwasserfischen aus Seen die Quecksilberbelastung. Norwegische Forscher haben jetzt eine mögliche Erklärung für diese paradoxe Entwicklung gefunden: Durch verbesserte Luftreinhaltung gibt es heute weniger sauren Regen. Der gestiegene pH-Wert des Wassers vieler Seen führt dazu, dass mehr organischer Kohlenstoff aus dem Boden darin gelöst wird. Der Kohlenstoff wiederum reagiert mit Quecksilber, das normalerweise im Wasser nicht löslich ist. Dabei entsteht Methylquecksilber. Diese Verbindung wird leicht von Organismen aufgenommen und in der Nahrungskette angereichert. Die Studie ist im Magazin Environmental Science Technology erschienen. //[luh]//
Mediziner aus den USA haben erstmals Patienten nach einem Herzinfarkt mit Stammzellen behandelt, die direkt aus den betroffenen Herzen stammen. Dabei zeigte sich, dass sich mit der Therapie der geschädigte Herzmuskel zum Teil regenerieren kann. Die Forscher isolierten aus kleinen Gewebeproben des Herzmuskels der Patienten die darin enthaltenen Stammzellen und vermehrten sie. In einem zweiten Eingriff spritzten sie Millionen dieser Stammzellen zurück an die Stellen des Herzmuskels, die infolge des Infarkts vernarbt waren. Bei Untersuchungen nach einem Jahr zeigte sich, dass der vernarbte Anteil der Herzmuskeln im Durchschnitt der Fälle um die Hälfte zurückgegangen war. Das Ergebnis stellt eine gängige Lehrmeinung infrage, wonach einmal zerstörtes Herzgewebe sich nicht mehr regenerieren kann. Noch ist unklar, ob sich die neue Therapie im klinischen Alltag bewährt. Die Studie, die im Fachmagazin "The Lancet" erschien, beruht nur auf 25 Patienten. Das Hauptziel bestand darin, die Sicherheit der Behandlung nachzuweisen. Als nächstes planen die Forscher eine sogenannte Phase-2-Studie mit mehreren hundert Probanden. //[luh]//
Quelle: The Lancet, doi: 10.1016/S0140-6736(12)60195-0
Diese neue Theorie präsentierten russische Forscher in den Proceedings der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA, "PNAS". Unter Urzeit-Biologen entfachten sie damit eine Debatte. Bisher galten Heißwasserquellen in der Tiefsee als vermutliche Brutstätte des Lebens. Die Forscher weisen in ihrer Studie aber darauf hin, dass die chemische Zusammensetzung des Zellplasmas von Zellen nicht so recht zu den chemischen Bedingungen im Meer passe. Eine größere Übereinstimmung fanden sie bei der Analyse oberflächlicher Tümpel rund um heiße Geysire und Schlote – wie es sie heute zum Beispiel im Yellowstone-Nationalpark gibt. Dort herrschen ähnlich hohe Konzentrationen an Zink, Mangan, Phosphor, Kalium und Natrium wie im internen Milieu von Zellen. Nach Ansicht der Forscher konnten sich die ersten zellulären Organismen nur dort entwickeln, wo auch außerhalb ihrer Zellhülle ein passendes chemisches Umfeld herrschte. Einige Fachkollegen bezeichnen diese Annahme allerdings als falsch. //[luh]//
Quelle: PNAS - doi: 10.1073/pnas.1117774109
13.02.2012
Das Erbmolekül DNA muss zunächst abgeschrieben werden - in das Botenmolekül RNA. Chinesische Forscher des Genomforschungszentrums Peking haben die Gesamtheit der RNA-Moleküle eines Menschen genauer untersucht und festgestellt: Nach der Abschrift der DNA passieren zuweilen noch Änderungen. Im RNA-Molekül werden einzelne Bausteine ausgetauscht – in diesem Fall ist dies insgesamt 22.688 Mal passiert. Die Pekinger Forscher gehen davon aus, dass es sich nicht um Abschreibefehler handelt. In 93 Prozent der Fälle würde Adenosin durch Inosin ersetzt – das als Guanosin gelesen werde, berichten die Genomforscher im Fachblatt "Nature Biotechnology". Warum einzelne Bausteine ausgetauscht werden, ist noch ein Rätsel, ebenso wie dieser Prozess gesteuert wird. Allein schon der Befund aber, dass RNA-Moleküle noch einmal verändert werden, bringt ein zentrales Dogma ins Wanken – nämlich dass RNA eine reine Abschrift der DNA ist. //[mawi]//
Quelle: Nature Biotechnology
US-amerikanische Forscher haben die Wirkung von Nanopartikeln auf menschliche Zellen und auf Hühner erforscht. Für ihre Experimente nutzten sie 50 Nanometer große Partikel aus Polystyrol. Dieser Kunststoff wird in Lebensmittelverpackungen verwendet und gilt bislang als ungiftig. Allerdings könnten die Styrol-Kügelchen die Aufnahme von Eisen im Magen-Darm-System stören, schreiben die Forscher der Cornell-Universität in Ithaca im Fachblatt "Nature Nanotechnology". Bekamen Hühner Nanopartikel direkt in den Dünndarm verabreicht, nahmen die Hühner durch den Darm weniger Eisen auf als normal. Wurden sie über mehrere Wochen mit Nanopartikeln gefüttert, kam es zu Veränderungen an der Darmschleimhaut. Die Folge: die Eisenaufnahme stieg. Im Zellversuch an menschlichen Zellen der Darmschleimhaut führte eine hohe Dosis der Teilchen ebenfalls zu einem gesteigerten Eisentransport. Die Forscher betonen, dass weitere Studien notwendig sind, um gesicherte Rückschlüsse auf die Wirkung von Nanopartikeln ziehen zu können. //[mawi]//
Quelle: Nature Nanotechnology, doi: 10.1038/nano.2012.3
Und zwar mitunter stärker als konventionelle Treibstoffe aus Erdöl. Zu diesem Ergebnis, berichten Medien heute, kommt eine Untersuchung der EU-Kommission. Demnach schneiden nur Biokraftstoffe aus Zuckerrohr, Zuckerrüben oder Mais klar besser ab als herkömmliche Kraftstoffe. In der Studie wurden auch die indirekten Folgen der Herstellung von Biokraftstoffen für deren Ökobilanz berücksichtigt – also etwa die Brandrodung von Regenwaldflächen zum Anbau von Biokraftstoffen. Die Biospritbranche warnte vor voreiligen Schlüssen: Die Studie beruhe auf Annahmen, die nicht realistisch seien, hieß es seitens des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). In Deutschland gebe es strenge
Nachhaltigkeitskriterien. So dürften für den Anbau weder Regenwälder noch Torfmoore oder sonstige schützenswerte Flächen verwendet werden. //[mawi]//
Der Klimawandel hat zu einer dramatischen Verschiebung der Artenzusammensetzung bei den Algen im Nordatlantik und der Nordsee geführt. In den vergangenen 50 Jahren seien die einst dominierenden Dinoflagellaten stark zurückgegangen. Kieselalgen hingegen hätten sich stark vermehrt, berichten Forscher der britischen Swansea University im Fachblatt "Nature Climate Change". Ursache für das Phänomen sei einerseits die Erwärmung des Meerwassers und andererseits die Zunahme von Wind über der Meeresoberfläche. Beide Faktoren verstärkten sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Beide Algengruppen gehören zu den einzelligen Planktonorganismen, die an der Basis der Nahrungskette in den Ozeanen stehen. Die Arten-Verschiebung habe damit auch Auswirkungen auf größere Tiere wie Fische und Wale. Graeme Hays von der Universität Swansea sagte: "Stellen Sie sich vor, Sie blicken morgens in ihren Garten hinaus und das gesamte Gras ist plötzlich durch Büsche ersetzt Biologische Veränderungen in dieser Größenordnung haben wir im Nordatlantik gefunden." //[mawi]//
Quelle: Nature Climate Change, doi:10.1038/nclimate1388
10.02.2012
Das berichtet die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf zwei ungenannte Nasa-Wissenschaftler. Demnach wolle die Nasa am Mars-Programm mehr als 200 Millionen Dollar einsparen. Die mit der Esa gemeinsam geplanten Missionen 2016 und 2018 sollten daher absagt werden. Die Landung 2016 soll unter anderem Aufschluss geben über die Atmosphäre des Mars und Daten für künftige Landemissionen sammeln. 2018 sollen zwei Marsrover auf dem Roten Planeten landen; das Fahrzeug der Esa soll über einen Bohrer verfügen, um Proben zu sammeln. Das Nasa-Budget soll kommende Woche vorgelegt werden. Die Planetenforschung soll dem Bericht zufolge um 300 Millionen Dollar gekürzt werden. //[gät]//
Quelle: AP
Und es hat ein Teil seines Erbguts – das ungefähr 50 Gene umfasst – in den vergangenen 20 Jahren verloren. Das schreibt ein internationales Forscherteam in "PLoS Genetics". Die Wissenschaftler hatten die Veränderungen mehrerer //Mycoplasma gallisepticum//-Stämme untersucht, die zwischen 1994 und 2007 gesammelt wurden. Das Bakterium befällt vor allem Geflügel, wechselte in den USA in den 90er-Jahren jedoch auf Singvögel über. Die starben reihenweise an der Infektion. Wie die Wissenschaftler schreiben, zeigt ein Vergleich der Proben, dass sich das Bakterium in einem unerwarteten Tempo veränderte. Unter anderem verlor es die Gene für sein Immunsystem. Die Forscher führen das auf fehlende Bakterienfeinde im Organismus der Singvögel zurück. //[gät]//
… beschreiben Forscher des Scripps-Forschungsinstituts und der Universität Glasgow in "Science". Wie alle Lebewesen leiden auch Pflanzen unter kurzwelliger UV-Strahlung. Allerdings haben sie ein aufwändiges Reparatur- und Schutzprogramm in ihrem Erbgut verankert, was durch das UVR8-Protein aktiviert wird. Das Protein selbst ist dabei ein sogenanntes Dimer – ein aus zwei identischen Teilen aufgebautes Molekül. Die beiden Teile werden nur durch eine schwache Bindung zusammengehalten, trifft kurzwelliges UV-Licht auf die Zellen, löst sich diese Bindung, und die einzelnen Protein-Teile aktivieren dann die Schutzprogramme auf dem Erbmolekül. Diesen Teil des Pflanzenschutzes wollen die Wissenschaftler nun genauer untersuchen. //[gät]//
Quelle: Science
Das ist das Ziel eines britischen Automobilclubs. Die Idee ist, dass einem Fahrzeug ein digitaler Fahrtenschreiber eingebaut wird. Der zeichnet das gefahrene Tempo auf, registriert knapp genommene Kurven oder scharfe Bremsungen. Das Gerät erhält auch einen Zugang zur Satelliten-Navigation, um die gefahrenen Straßen zu protokollieren. Die Auswertung dieser Daten soll dann zeigen, wie vorsichtig oder riskant der Fahrer oder die Fahrerin unterwegs waren– und die Prämie entsprechen dem Verhalten anpassen. Auch ein weiterer Nutzen wäre denkbar, so ein Sprecher des Clubs gegenüber der BBC: So könnten Temposünder zum Beispiel einen strengen Verweis von ihrer Versicherung erhalten. //[gät]//
Quelle: BBC
Vor rund drei Wochen rief der britische Mathematiker und Träger der Fields-Medaille Timothy Gowers in seinem Blog dazu auf, den Elsevier-Verlag zu boykottieren. Als Grund gab der Wissenschaftler an, der holländische Verlag verhindere den Austausch von Forschungsergebnissen, verkaufe seine Journale zu teuer, zwinge Bibliotheken, Fachjournale im Paket zu kaufen und unterstütze Regeln, die es ermöglichen, mit Steuergeld finanzierte Forschungsergebnisse geheim zu halten. Bis heute haben sich diesem Boykott mehr als 4800 Wissenschaftler angeschlossen, nur jeder Fünfte ist Mathematiker, 900 von ihnen aber Biologen oder Mediziner. Der Verlag gibt unter anderem die Journale "Cell" und "The Lancet" heraus. Welche ein Ergebnis der Boykott haben kann, ist unklar. Timothy Gowers selbst hofft, das Ergebnisse mathematischer Forschung künftig ohne große Verlage publiziert werden. //[gät]//
Quelle: <a href="http://www.nature.com/news/elsevier-boycott-gathers-pace-1.10010"> Natu