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Aortenklappen sicher austauschen

Wie Ventile sorgen die Herzklappen dafür, dass das Blut im menschlichen Körper in die richtige Richtung fließt - immerhin bis zu 10.000 Liter Blut pro Tag. Doch immer mehr Menschen leiden an einem Schaden der sogenannten Aortenklappe. Herzspezialisten diskutieren auf einem Treffen in Berlin, wie man diese Herzklappen in Zukunft besser versorgen kann.

Von Marieke Degen | 30.06.2009
    Die Aortenklappe sieht aus wie ein Mercedesstern: Drei leicht dreiecksförmige Segel an einem Ring, die sich immer wieder öffnen und schließen. So leitet die Klappe das Blut von der linken Herzkammer in die Hauptschlagader, und gleichzeitig verhindert sie, dass das Blut wieder ins Herz zurückfließt. Bei älteren Menschen können die elastischen Segel jedoch verhärten. Die Herzklappe verengt sich. Trotzdem bemerke der Patient erst einmal nichts davon, sagt Roland Hetzer, ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin.

    "Die Aortenklappe kann, wenn sie erkrankt ist, lange Zeit unbemerkt bleiben, weil die linke Herzkammer lange Zeit diesen Fehler wettmachen kann durch mehr Muskelaufbau, das heißt die Kraft, die die linke Herzkammer aufbringen muss, um das Blut durch die Aortenklappe durchzutreiben, kann ständig gesteigert werden."

    Doch irgendwann bekommen die Patienten Atemnot und Herzschmerzen, manchmal werden sie sogar ohnmächtig, weil nicht mehr genügend Blut in den Körper gepumpt wird. Erkrankungen an der Aortenklappe machen den Löwenanteil aller Herzklappenfehler aus, und sie nehmen zu. Das hat ganz unterschiedliche Ursachen. Zum einen werden die Menschen immer älter. Roland Hetzer schätzt, dass die Aortenklappe bei jedem fünften über 80 Jahre nicht mehr richtig funktioniert. Es sind aber auch immer mehr jüngere Menschen betroffen, die zum Beispiel an einer Endokarditis erkranken, einer Entzündung der Herzinnenhaut, die durch Bakterien ausgelöst wird.

    "Diese Erkrankungen nehmen zu, zum einen hängt es damit zusammen, dass durch den weitverbreiteten Gebrauch von Antibiotika die Keime resistenter geworden sind, damit eher einen Patienten befallen und krank machen."

    Die Folgen seien verheerend, sagt Roland Hetzer.

    "Das führt dann dazu, dass tatsächlich eine schwere Zerstörung der Klappe auftreten kann, mit Abriss der Segel, mit Löchern in den Segeln, und auch mit der Möglichkeit, dass sich dort infizierte Thromben absiedeln, die dann abgeschwemmt werden und Embolien irgendwo im Körper, im Gehirn oder in der Niere oder sonstwo produzieren können."

    Wenn die Aortenklappe verengt oder zerstört ist, müssen die Patienten operiert werden. Meistens wird die defekte Klappe dann durch eine Prothese ersetzt. Das können Klappen aus Kunststoff sein, oder auch Herzklappen, die aus dem Herzbeutel von Kälbern geformt wurden - das biologische Material wird vom Körper gut vertragen. Doch während der Herzklappenersatz im Laufe der Zeit immer besser geworden ist, hat sich an den Operationsmethoden jahrelang kaum etwas geändert. Die Patienten müssen am offenen Herzen operiert werden, und das birgt große Risiken gerade für ältere Menschen. Herzchirurgen am deutschen Herzzentrum Berlin können die Aortenklappen jetzt auch minimal-invasiv austauschen, über einen Herzkatheter, das ist ein dünner Schlauch, der ins Herz eingeführt wird. Seit einem Jahr verfügt das Zentrum sogar über einen eigens eingerichteten Hybrid-OP: Ein Operationssaal, der zusätzlich mit einer Herzkatheteranlage ausgestattet ist. Die Ärzte können während der Operation das Herz durchleuchten, und die zusammengefaltete Ersatzklappe sicher durch die Gefäße lenken.

    "Diese Katheterklappen kann man entweder implantieren über einen Katheter, der in die Beinschlagader eingeführt wird, oder aber über einen kleinen Schnitt auf der linken Seite des Brustkorbs,worüber man die Herzspitze erreichen kann, und die Spitze der Herzkammer wird dann direkt punktiert und von da aus ist es nur ein kurzer Weg bis man eine solche Klappe an der Aortenposition positionieren kann, wo man die Klappe entfalten kann."

    In den letzten 14 Monaten haben die Ärzte des Herzzentrums so 130 Aortenklappen implantiert. Roland Hetzer hofft, dass in Zukunft auch die anderen Herzklappen minimal-invasiv operiert werden können. Erste Studien sind bereits angelaufen.