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Melting-Pot Mazedonien
Ein junges Land auf der Suche nach der eigenen Identität

Ein mächtiger Triumphbogen, eine pompöse Statue von Alexander dem Großen und jede Menge Gebäude mit antiken Säulen: Wer durch Skopjes Innenstadt bummelt, könnte denken, die mazedonische Hauptstadt sei reich an historischen Bauwerken. Zeugnisse einer glorreichen, antiken Vergangenheit. Aber all die vermeintlich historischen Prunkbauten sind nur wenige Jahre alt.

Von Leila Knüppel | 09.01.2016
    Flagge Mazedonien
    Als "Hauptstadt of Kitsch" bezeichnen Kritiker die Stadt Skopje. (AFP/Tomislav Georgiev)
    Sie zeugen vor allem von einem: dem Versuch der nationalkonservativen Regierung, die antike Vergangenheit des Landes zu beschwören und der jungen Nation eine Identität zu geben. Dafür ernten sie reichlich Spott. Als Hauptstadt of Kitsch bezeichnen Kritiker Skopje. Disney-Themenpark der Antike nennen sie das große Bauvorhaben.
    Auch für Mazedoniens Nachbarn Griechenland ist die Vereinnahmung antiker Helden wie Alexander des Großen eine Provokation. Selbst schon der Name des Landes, Mazedonien, geht den Hellenen zu weit; heißt doch eine griechische Provinz ebenso. Athen wirft Mazedonien vor, sein historisches Erbe zu rauben.
    Aber auch die bulgarischen Nachbarn hören nicht auf, die mazedonische Eigenständigkeit anzuzweifeln: Für sie besitzt Mazedonien keine eigene kulturelle Identität - und ihre Sprache, so behaupten viele, sei ein Dialekt des Bulgarischen.