Dienstag, 16. April 2024

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Meteorologie
Vom "Wolkengucken" zur modernen Wissenschaft

Heute verrät die Wetter-App, wie sich das Wetter in den nächsten Tagen entwickelt. Vor 200 Jahren setzten die Menschen auf Bauernregeln oder den berühmt-berüchtigten Hundertjährigen Kalender. Die Meteorologie ist eine junge Wissenschaft, mit deren Entstehung sich Peter Moore in seinem neuen Buch "Das Wetter-Experiment" beschäftigt.

Rezension von Dagmar Röhrlich | 23.10.2016
    Die ZDF-Wetterkarte mit der Wetterprognose des Diplom-Meteorologen Gunter Thiersch, aufgenommen im April 1994 im ZDF-Sendezentrum in Mainz.
    Der ZDF-Wetterbericht aus dem Jahr 1994. In den letzten 20 Jahren hat sich die Wissenschaft der Meteorologie enorm weiter entwickelt. (picture-alliance / dpa / Erwin Elsner)
    "Cirrus", "Cumulus", "Nimbus" und "Stratus" - diese Bezeichnungen für Wolken sind heute selbstverständlich. Doch Luke Howard, der sie im frühen 19. Jahrhundert entwickelte, ist in Vergessenheit geraten.
    Ein anderer der frühen Meteorologen war der Seemann und Wissenschaftler Francis Beaufort. Er ordnete den Wind - entwickelte eine Scala, die von 0 (gleich Windstille) bis 13 (Orkan) reicht.
    Zu den Pionieren zählt auch Robert FitzRoy - seines Zeichens zuvor Kapitän der HMS Beagle, des Schiffs, mit dem Charles Darwin die Welt umreiste. Ab 1854 leitete er den Vorläufer des britischen Wetteramts, führte auf den Schiffen den Einsatz von Barometern ein, damit die Kapitäne die Zeichen des Wetters besser deuten konnten.
    Und da ist James Glaisher vom Greenwicher Observatorium, der in einem Ballon in den Himmel aufstieg, um die Atmosphäre zu erforschen.
    Wilde Abenteuer und erbitterte Fachdiskussionen
    Howard, Beaufort, Glaisher und FitzRoy - sie sind nur eine kleine Auswahl der Protagonisten aus dem ausgehenden 18. und dem 19. Jahrhundert, die der britische Sachbuchautor Peter Moore in seiner Wissenschafts- und Kulturgeschichte der Meteorologie vorstellt. Es ist ein facettenreiches und faszinierendes Buch darüber, wie aus dem "Wolkengucken" eine moderne Wissenschaft wurde.
    Es beschreibt die wilden Abenteuer, die die Männer zu bestehen hatten. Forschung war damals sehr viel mehr als heute eine strapaziöse und oft nicht ungefährliche Angelegenheit.
    Es erzählt auch von den oft erbitterten Fachdiskussionen, die uns heute manchmal bizarr erscheinen. Und weil im 18. und 19. Jahrhundert etliche der Probleme wurzeln, mit denen die Menschheit heute kämpft, fehlt auch nicht der Appell, den Klimawandel einzudämmen.
    Dank Moores großem erzählerischem Können lässt sich das Buch lesen wie ein guter Roman. Das richtige, wenn die Herbststürme kommen.
    Buchinfo:
    Peter Moore: "Das Wetter-Experiment - Von Himmelsbeobachtern und den Pionieren der Meteorologie"
    Übersetzer: Michael Hein
    Mare Verlag, Hamburg 2016, 560 Seiten, 26 Euro, ISBN 978-3866482371