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Meto Handauszeichner
Damit jedes Produkt sein Preisschild hat

Wenn es schnell gehen muss, kommt im Einzelhandel auch heute noch der Handauszeicher für Preisschilder zum Einsatz - etwa im Weihnachtsgeschäft oder bei Sonderangeboten. Den ersten Klebe-Etiketten-Spender dieser Art brachte 1959 die Firma Meto in den Handel.

Von Simon Schomäcker | 23.11.2018
    Preislabels mit kontinuierlich ansteigenden Preisen auf einer Pizzapackung.
    Klebe-Etiketten, die auf allem haften, werden von Handaufzeichnern aufgebracht (dpa / picture alliance / Ulrich Baumgarten)
    Klebe-Etiketten, die auf allem haften, was im Laden zu finden ist. Aufgebracht von Handauszeichnern, die aussehen wie große Klebeband-Spender mit Scherengriff. Seit 1959 gehören sie fest zum Einzelhandel. In dem Jahr brachte die Firma Meto aus Hirschhorn bei Heidelberg die ersten Auszeichner auf den Markt. Nach fast sechzig Jahren funktionieren sie noch immer nach dem gleichen Prinzip, erklärt Marketingleiter Klaus-Jürgen Ehret.
    "Es gibt eine Befestigung für die Rolle, die Rolle wird durch das Gerät geführt, das Etikett wird herausgezogen und wird vorher durch den Druckkopf oder das Druckwerk entsprechend bedruckt."
    Vor hundert Jahren: Start mit der Post
    Angefangen hat alles schon viel früher, erläutert Geschäftsführer Peter Sperl.
    "Im Februar 1918 wurde die Meto Schnürungs-GmbH in Köln von Adolf Metzger und Oskar Kind gegründet. Und der Name Meto ist ein künstliches Wortgebilde aus den ersten drei Buchstaben des Namens Metzger und O von Oskar Kind. Begonnen hat alles mit der Herstellung von Verpackungsapparaten mit Drahtbindetechnik und Heftapparaten für die Reichspost."
    Es waren die Bombenschäden des Zweiten Weltkriegs, die das Unternehmen von Köln nach Süddeutschland umziehen ließen, fährt Sperl fort:
    "Daraufhin hatte Herr Kind begonnen, nach einem neuen Standort zu suchen – und ist auf den Standort Hirschhorn am Neckar gestoßen, wo einmal von den Gebäuden, aber auch dann nach dem Krieg von den Arbeitskräften her die Voraussetzungen gegeben waren, um das Unternehmen wieder neu zu gründen."
    Etiketten-Vorbild USA
    Die Rhein-Neckar-Region galt damals schon als vielversprechender Wirtschafts-Standort. Schnell ging es hier auch mit der Firma Meto wieder bergauf. In den frühen Fünfzigern kamen Spendergeräte für Verpackungs-Klebestreifen ins Programm. Zum Klebe-Etikett war aber erst noch eine Reise nach Übersee nötig, betont Peter Sperl:
    "Oskar Kind war nach einer Amerika-Reise 1959 zurückgekommen – und hatte daraufhin seine Ingenieure mit der Entwicklung eines Hand-Etikettiergerätes beauftragt, das er in den USA gesehen hatte, damit man eben in einem Arbeitsgang Etiketten bedrucken und spenden konnte. Dieses Produkt hat dann in der Folgezeit den Handel revolutioniert. Denn man konnte mit diesem Produkt schneller, rationeller und sicherer arbeiten."
    Handarbeit am Handauszeichner
    Heute ist die Produktion von Handauszeichnern auf die zwei Meto-Standorte verteilt: Die Kunststoff-Gehäuse entstehen im Zweigwerk im malaysischen Kuala Lumpur. Der Rest passiert in Hirschhorn. Im vorderen Teil der Fabrikhalle stehen mehrere Regal-Reihen. Darin: Kunststoffkisten mit Einzelteilen - Rädchen, Schrauben, Gummiringe, kleine Gehäuseteile. Nebenan bauen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daraus das Innenleben für die Auszeichner – in Handarbeit, an großen Werktischen. Danach werden die Geräte noch getestet und versandfertig gemacht. Marketingleiter Klaus-Jürgen Ehret zeigt einen kurzen, gummiartigen Schlauch. Er wird in einer Spezialmaschine gelasert und dann zu schmalen Bändern zerschnitten. "Bandsatz" nennen das die Fachleute.
    "Und dann werden die ganzen Zahlen und Nummern da draufgelasert, kommen später ins Druckwerk. Und diese Bänder laufen dann über die Farbrolle und anschließend nach unten aufs Etikett. Dort wird das aufgedruckt, was man oben im Sichtfenster einstellt."
    Wellig und mehrfach geteilt
    Die Etiketten stellt Meto ebenfalls selber her – mit 14 verschiedenen Gummierungen, also Klebeeigenschaften. Schließlich müssen die Schilder auf den unterschiedlichsten Materialien haften – und sich hinterher auch wieder lösen lassen. Außerdem gibt es verschiedene Etiketten-Formate. Sie lassen sich nicht nur per Handauszeichner, sondern zum Beispiel auch mit Digitaltechnik bedrucken. Am bekanntesten ist das, was die Auszeichnungs-Branche "mehrfach geteiltes Wellenrand-Etikett" nennt, weiß Klaus-Jürgen Ehret:
    "Die Welle ist aber eigentlich erfunden worden 1968, als man als Alternative zu dem rechteckigen Etikett noch eine andere Form wollte. Und diese Art der Stanzung hat am wenigsten Basismaterial verschwendet."
    Gleichzeitig ist das Wellenrand-Etikett dank seiner Teilungs-Segmente fälschungssicher – auch wenn man es theoretisch abziehen und an anderer Stelle wieder zusammensetzen könnte, erklärt Ehret:
    "Aber die Verkäuferin oder der Verkäufer an der Kasse würden es merken, dass das Etikett zusammengesetzt ist, weil es schief ist, weil es nicht passt."
    150 Mitarbeiter entwickeln und produzieren allein in Hirschhorn Etiketten sowie Handauszeichner. Hinzu kommen Hilfsmittel wie Preistafel-Rahmen oder Halterungen für digitale Preis-Displays. Einen Großteil des Jahresumsatzes von 30 Millionen Euro erzielt Meto aber mit Etiketten. Dort ist auch die Handauszeichnung – trotz digitaler Lösungen – immer noch stark vertreten.
    Schnäppchen mögen Handauszeichner
    Vor allem, wenn es schnell gehen muss – zum Beispiel im Weihnachtsgeschäft. Oder wenn Sonderangebote locken. Klaus-Jürgen Ehret:
    "Im Bereich Boutiquen oder im Bereich Apotheken, Sonderangebote – dort ist immer das Etikett noch gut. Zumeist auch in einer leuchtenden Farbe und mit einem großen Preis, sodass der Kunde das auch eben schnell sehen kann."
    Und Geschäftsführer Peter Sperl meint, dass auch die Lebensmittelbranche nicht ohne klassische Etiketten auskommen wird.
    "Man denke nur an die Datumsauszeichnung oder eben an rechtliche Vorgaben. Zum Beispiel Haltbarkeitsdaten, um leicht verderbliche Ware kennzeichnen zu können. Das sind Anwendungsfelder, wo wir heute auch den Handel aktiv unterstützen."
    Denn der Handauszeichner sei immer noch der unkomplizierteste Weg, um den Preis auf die Ware zu bringen, ist man bei Meto überzeugt.