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Metro Group
Schöngeredete Zahlen

Der Metro-Konzern hat seine Bilanz vorgelegt. Die sieht alles andere als rosig aus - auch wenn das ertragreiche Weihnachtsgeschäft noch nicht eingerechnet wurde. Das bekommen vor allem die Aktionäre zu spüren. Im Geschäftsjahr 2013 wird das Unternehmen keine Dividende ausschütten.

Von Andreas Kolbe | 12.12.2013
    Der Metro-Großmarkt in Köln als Symbol für den Wandel: 1967 eröffnet zählt er zu den ältesten Standorten des Konzerns. Jetzt frisch renoviert ist sogar die Führungsriege aus Düsseldorf angereist, um zwischen Bad-Textilien und Babywindeln die Bilanz von Deutschlands größtem Handelskonzern zu präsentieren.
    "In Summe kann man sagen, dass wir in diesem Rumpfgeschäftsjahr - von dem wir ja wussten, dass es nicht ganz einfach wird von den Rahmenbedingungen her - gut vorangekommen sind. Man kann eigentlich sogar sagen: sehr gut vorangekommen sind,"
    … bemüht sich Vorstandschef Olaf Koch die Zahlen schönzureden: 45 Milliarden Euro Umsatz in den Kassen von Metro, Kaufhof, Real und den Elektronikketten Media Markt und Saturn. Ein Plus von fast einem Prozent sei das, allerdings nur, wenn man Wechselkurseffekte sowie verkaufte und geschlossene Märkte herausrechnet. Tut man das nicht, bleiben unter dem Strich ein Umsatzrückgang und - einmal mehr - rote Zahlen: ein Verlust von rund 71 Millionen Euro.
    Die Zahlen sind allerdings nur begrenzt aussagekräftig. Denn wie die meisten Handelskonzerne verdient auch die Metro traditionell den Großteil ihres Gewinns im Weihnachtsquartal. Das jedoch ist einer Umstellung zum Opfer gefallen: Künftig will die Metro das neue Geschäftsjahr damit beginnen. Zu spüren werden das auch die Aktionäre bekommen. Finanzchef Mark Frese:
    "Unter Berücksichtigung des erwirtschafteten Ergebnisses, des aktuellen wirtschaftlichen Umfeldes und unserer auch kommunizierten Dividendenpolitik schlägt der Vorstand vor, im Rumpfgeschäftsjahr 2013 keine Dividende auszuschütten."
    Ein Novum in der 50-jährigen Konzerngeschichte. In der Zukunft soll aber alles besser werden, verspricht Metro-Chef Olaf Koch. Alle Vertriebslinien sollen zulegen, vor allem das Kerngeschäft mit den Metro-Großhandelsmärkten. Sie will Koch noch stärker auf professionelle Kunden wie Restaurantbetreiber, Hoteliers oder Kioskbesitzer ausrichten.
    "Unser Geschäft ist es, andere Menschen erfolgreich zu machen. Und wenn wir unsere Kunden erfolgreich machen - das zeigt sich in all den Ländern, in denen wir außerordentliche Marktanteile und Renditen erwirtschaften - haben wir Erfolg und werden noch erfolgreicher über das, was wir kontinuierlich tun.“
    Bei den Kunden im frisch renovierten Großmarkt in Köln kommt das gut an:
    "Jetzt ist ein bisschen mehr Platz, kann man sich auch mit dem Wagen etwas besser bewegen. Ist sehr gut sortiert, sehr übersichtlich. Meine Hoffnung besteht nur darin, dass es jetzt auch mal eine längere Zeit so bleibt und wir nicht immer alles suchen müssen."
    Der Kölner Markt als Blaupause für die neue Metro-Strategie? Will der Konzern alle Standorte so aufrüsten, würden schätzungsweise hohe dreistellige Millionenbeträge fällig. Geld, das der Konzern angesichts der schwachen Zahlen nur schwerlich lockermachen kann.