Von Wagner bis Widmann
43:41 Minuten
Von Eva-Maria Götz · 13.10.2017
Im Jahr 1770 bekam der Musiker und Kupferstecher Bernhard Schott das privilegium exclusivum, Noten zu drucken und zu verkaufen - die Gründungsstunde des Schott Musik Verlags. Noch heute ist der Verlag in Familienbesitz. Aber braucht man im digitalen Zeitalter überhaupt noch einen Musikverlag?
In dem weitgehend erhaltenen Firmengebäude in der Altstadt gingen und gehen die bedeutendsten Komponisten ihrer Generation ein und aus.
Der Schott Verlag ist untrennbar mit dem Namen Richard Wagner verbunden. Sein gesamtes kompositorisches Schaffen wurde im Hause Schott verlegt. Doch auch Beethoven ließ seine 9. Symphonie schon bei Schott drucken. Und viele weitere illustre Namen folgten: Richard Strauß, Paul Hindemith oder Carf Orff. Engelbert Humperdinck war sogar als Lektor im Hause Schott angestellt, als er seine Erfolgsoper "Hänsel und Gretel" schrieb. Bis heute gilt der Verlag als wichtiges Sprachrohr der zeitgenössischen Musik, von Luigi Nono, Hans Werner Henze bis zu Györgi Ligeti.
Heute gibt der Schott Verlag nicht nur Noten heraus, sondern auch Musikzeitschriften, Bücher und CDs. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich der Musikpädagogik.
Seit 1983 leitet Dr. Peter Hanser-Strecker den Verlag. Er ist der Urenkel von Ludwig Strecker, der von der kinderlosen Familie Schott 1874 als Erbe eingesetzt wurde. Zur Zeit arbeitet Peter Hanser-Strecker unter anderem an einer App, mit der nicht nur die Musik, sondern auch die dazugehörenden Partituren und Texte jederzeit mobil abrufbar sein sollen, ohne dass das Urheberrecht der Komponisten gefährdet würde.
Bis 1989 wurden bei Schott die Noten von Hand gestochen. Das Notenstechen war ein komplexer Vorgang. Die Handwerker mussten nicht nur äußerst akkurat arbeiten, sondern sich auch in die manchmal schwer lesbaren Handschriften und die nicht immer leicht nachvollziehbaren Gedankengänge der Komponisten einarbeiten. Heute übernehmen das Maschinen. Was früher die Arbeit mehrerer Tage war, erledigen sie in 20 Sekunden.
Der Zeugkasten war das Arbeitsmaterial des Notenstechers. Note für Note, Takt für Takt wurden in die Metallplatten gestanzt und anschließend in verschiedenen Arbeitsgängen gedruckt.
Immer mehr Komponisten schreiben ihre Partituren nicht mehr mit der Hand, sondern entwickeln sie am Computer, der die Musik dann auch gleich in ein Schriftbild umsetzt. Wer dann auch den Vertrieb selbst über das Internet abwickelt, braucht eigentlich keinen Verlag mehr. Doch damit verzichtet man auch auf die Expertise eines sorgfältigen Lektorats.
Für den Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann ist der Verleger immer noch ein "Ermöglicher". Widmann, dessen Werke von den großen Orchestern der Welt gespielt werden, ist ein "Meister alter Schule": Er gibt seine Partituren noch handgeschrieben im Verlag ab und schätzt die Zusammenarbeit mit Notensetzern und Lektoren.