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Heute hü, morgen hott?

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Pferd Devastar mit Jockey Adrie de Vries gewinnt den Grossen Preis von Lotto Hamburg
Devastar mit Jockey Adrie de Vries gewinnt den Grossen Preis von Lotto Hamburg © galoppfoto.de
Von Marius Elfering · 10.08.2018
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Es ist das wichtigste Galopprennen in Deutschland: das Deutsche Derby in Hamburg. Jedes Jahr zieht es tausende Besucher an. Sie schließen Wetten auf das schnellste Pferd ab, fachsimpeln über den Wert der Tiere oder genießen die ganz besondere Atmosphäre auf der Tribüne. Doch wie lange noch?
Am Ende der Rennwoche in Hamburg steht das große Rennen: das Deutsche Derby. Jedes Jahr im Sommer treten auf der Horner Rennbahn in Hamburg die besten Pferde Deutschlands im Wettkampf gegeneinander an. Dabei geht es um viel Geld: Das Gestüt des Siegerpferdes bekommt 390.000 Euro ausgezahlt. Natürlich ist da der Ehrgeiz groß.
Wetten gehören dazu
Während sich die Jockeys auf die Rennen vorbereiten, gibt das Publikum Wetten ab. Man fachsimpelt über das Pferd mit den besten Chancen und über die Außenseiter, auf die auch gerne gewettet wird. Denn die Gewinnmöglichkeiten sind größer bei Pferden, auf die nicht so viele Menschen wetten. Doch obwohl die Kasse beim Deutschen Derby klingelt, gehen die Wetteinnahmen insgesamt zurück. Online-Wettbüros drängen auf den Markt und werben den Rennveranstaltern die Kundschaft ab.
Rennbahn in Frankfurt am Main: im Vordergrund sieht man die Pferde mit den Jockeys vorbeigaloppieren, im Hintergrund die imposanten Hochhäuser der Stadt.
Galopp-Rennbahn in Frankfurt am Main© picture alliance / dpa / Sabine Maurer
Ohne Regeln geht's nicht
Der Rennverlauf folgt strikten Regeln. Die Jockeys müssen stets auf ihr Gewicht achten. Hundert Gramm zu viel oder zu wenig können zur Disqualifikation führen. Und auch der Einsatz der Peitsche wurde in den vergangenen Jahren reglementiert. Der Tierschutz hat an Stellenwert in der Debatte rund um die Pferderennen gewonnen. Tierschützern gehen die Maßnahmen aber noch immer nicht weit genug.
Wer will das noch sehen?
Viele Zirkusbetreiber trennen sich von ihren Tieren. Delfinarien stehen in der Kritik, weil sie die Tiere nicht artgerecht halten können. Entspricht der Pferderennsport, bei der die Tiere bis an die Grenzen des physisch Möglichen gebracht werden, überhaupt noch dem Zeitgeist? Jan Antony Vogel, der Vorstand der German Racing, dem Dachverband des Deutschen Galopprennsports, sieht das gelassen:
"Eine Gruppe Leute, die mit Pferden nichts zu tun hat, steht diesen Pferdesportdisziplinen immer kritisch gegenüber. Die Leute sind nur deutlich wahrnehmbarer, obwohl die Gruppe nicht größer wird."
Finanzierungsnot
Aber auch aus wirtschaftlicher Sicht steht das Galopprennen unter Druck: Eine Pferderennbahn in Stand zu halten ist teuer und Politik und Gesellschaft sind nicht immer gewollt, diese Kosten zu tragen. Deshalb stehen viele Rennbahnen in Deutschland vor dem Aus. Die Rennbahn in Frankfurt schloss bereits ihre Pforten und in Bremen muss die Bahn dem städtischen Wohnungsbau weichen.
Die Faszination bleibt
Auf der Horner Rennbahn herrscht trotzdem gute Stimmung. Ein Rahmenprogramm soll möglichst viele Menschen möglichst lange auf dem Renngelände halten und auch weniger Pferdeverrückten Unterhaltung bieten. Denn ein wettendes, glückliches Publikum rettet dieser Sportart vielleicht das Überleben. Und schließlich ist es schwer, sich der Faszination von Geschwindigkeit und Eleganz der Zuchtpferde komplett zu entziehen.
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