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Milliarden-Staatshilfe
Adidas-Chef: "Werden Kredit so schnell wie möglich ablösen"

Adidas war der erste Dax-Konzern, der um staatliche Hilfe bat. Offenbar verfügt der Sportartikelhersteller über keine großen Finanzreserven. Den KfW-Kredit von 2,4 Milliarden Euro will er schnell wieder ablösen - trotz des Gewinneinbruchs zu Jahresbeginn um 97 Prozent wegen der Corona-Pandemie.

Von Michael Watzke | 27.04.2020
24.04.2020, China, Shanghai: Adidas-Logo an einer Filiale
Die Mehrheit der Adidas-Geschäfte ist noch immer geschlossen (dpa / picture alliance / HPIC / Zhou Junxiang)
Kein Fußball, keine Olympischen Spiele, kein Wimbledon: Es sind harte Zeiten für Adidas. Der fränkische Sportartikel-Hersteller verlor allein in diesem April bisher eine Milliarde Euro. Seit Mitte März stünden 60 Prozent der Geschäftstätigkeiten komplett still, sagt Adidas-Chef Kasper Rorsted. 70 Prozent der Adidas-Flagship-Stores, also der Läden rund um die Welt, sind derzeit geschlossen.
Nur in China und Korea sind die Geschäfte schon wieder rund um die Uhr geöffnet. Deshalb sei der Online-Handel jetzt besonders wichtig, sagt Rorsted. Denn E-commerce sei auch in Corona-Zeiten immer und überall geöffnet.
Für Adidas, so CEO Rorsted, werde der Online-Handel gerade zum existenziellen Fundament des Überlebens. Und das werde auch langfristig gelten. Für die 60.000 Adidas-Mitarbeiter wollte der Chef in der Telefon-Konferenz keine Jobgarantie aussprechen. Aber man versuche alles, um jeden und jede zu halten und durch die Krise zu bringen.
Peter Altmaier (CDU), Bundesminister für Wirtschaft und Energie
Altmaier: Große Unternehmen müssen wettbewerbsfähig bleiben
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) verteidigt Milliardenhilfen für die Wirtschaft – auch für Konzerne wie Lufthansa. Unternehmen, die staatliche Hilfe bekämen, müssten jedoch auf die Ausschüttung von Dividenden verzichten und mit Boni "zurückhaltend" umgehen, sagte Altmaier im Dlf.
Klar ist allerdings: wegen der hohen laufenden Kosten braucht Adidas dringend Geld. Zumal der Konzern keine großen Finanzreserven hat. Unglücklicherweise haben die Herzogenauracher nicht mal ein Kreditrating – das habe man bisher einfach nicht gebraucht, sagt Finanzvorstand Harm Ohlmeyer.
Lockerung der Corona-Maßnahmen eine Existenzfrage
Umso schneller griff Adidas zu einem Hilfskredit der staatlichen deutschen Wiederaufbau-Bank KfW, die zusammen mit Partnerbanken drei Milliarden Euro leiht – mit 15 Monaten Laufzeit und zu marktüblichen Zinsen. Wie hoch diese genau sind, wollte Adidas nicht verraten.
Chef Rorsted ist der deutschen Regierung aber dankbar. Man habe das Geld dringend gebraucht: "Wir werden den Kredit so schnell wie möglich ablösen – entweder durch eine neue Anleihe oder noch besser durch gute Geschäftsentwicklung."
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Was Rorsted Hoffnung macht: Nichts sei den Menschen derzeit wichtiger als ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Davon könne Adidas auch in Zukunft profitieren. Einen Ausblick auf die Geschäftszahlen will der Adidas-Chef aber nicht geben. Im ersten Quartal 2020 sei der Gewinn um 97 Prozent zurückgegangen. Und für das zweite Quartal sieht es ähnlich düster aus.