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Millionen-Deals in der Fußballfamilie

Im Oktober will FIFA-Präsident Joseph Blatter bahnbrechende Antikorruptionsmaßnahmen vorstellen. Die handverlesene, so genannte FIFA-Ethikkommission soll es auch nach dem Willen interner Kritiker zwar nicht mehr lange geben. Doch nun könnte diese Kommission eine neue Aufgabe erhalten und gegen Worawi Makudi ermitteln, FIFA-Exekutivmitglied aus Thailand.

Von Jens Weinreich | 13.09.2011
    Worawi Makudi von der FIFA
    Worawi Makudi von der FIFA (picture alliance / dpa / Rungroj Yongrit)
    Der unter Korruptionsverdacht stehende Makudi soll der FIFA-Administration zunächst Auskunft über die Verwendung von Entwicklungshilfe-Geldern im so genannten GOAL-Programm erteilen. Sollten sich daraus Anhaltspunkte ergeben, dass Makudi den Ethik-Code verletzt habe, würde der Fall umgehend an die Blatter-hörige Ethikkommission übergeben, teilte die FIFA am Dienstag mit. Offizielle Ermittlungen gegen Makudi seien jedoch noch nicht eingeleitet, behauptet die FIFA.

    Der 59-jährige Makudi zählt zu den Skandalnudeln im Exekutivkomitee. Wie ehemalige WM-Bewerber vertraulich berichten, nicht nur der einstige englische Verbandschef Lord Triesman, soll Makudi bis zur Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 unverblümt Millionenzahlungen verlangt haben. Makudi, seit 14 Jahren im Exekutivkomitee, kassiert bei jeder Gelegenheit ab und wurde einst auch von den deutschen Bewerbern für die WM 2006 bedient – von der Firma CWL aus dem Reich des kürzlich verstorbenen Leo Kirch. Am Deal beteiligt war der damalige CWL-Manager Günter Netzer. Seit jener Zeit verkauft die Familie Makudi in Thailand auch Mercedes-Fahrzeuge – als Eigentümer der Firma "Benz Muangmeen" ist Sumatra Makudi eingetragen, Makudis Gemahlin. "Benz Muangmeen" hat laut Auskunft der Daimler-Zentrale in Stuttgart jedoch nicht den Status eines offiziellen Händlers.

    Worawi Makudi, selbst Moslem, zählt zur Fraktion des auf Lebenszeit gesperrten ehemaligen FIFA-Präsidentschaftskandidaten Mohamed Bin Hammam aus Katar, dessen Einspruch am Donnerstag in Zürich verhandelt wird. Absurderweise hat FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke, selbst in Skandale verstrickt, Makudi vor einigen Wochen öffentlich als "absolut sauber" bezeichnet. Die FIFA erklärt dazu nun auf Anfragen, Valcke hätte sich seinerzeit nur auf die während einer Parlamentsanhörung in London erhobenen Korruptionsvorwürfe gegen Makudi bezogen.

    In Thailand war Makudi nach zahlreichen Vergehen und Affären als Parteigenosse der neuen Regierungschefin Yingluck Shinawatra wieder auf sicherem Boden gelandet. Yingluck hat ihn gerade zum Chefberater des Handelsministers ernannt.

    In den Jahrzehnten als Funktionär hat Makudi das Niveau des Fußballs in seinem Lande nicht gehoben, wohl aber märchenhafte Reichtümer angehäuft. So besitzt er entgegen der Regeln offenbar die Mehrheit an Thailands Profiliga. Mit Millionen der FIFA, wie etwa den Summen aus dem GOAL-Programm, und Thailands Regierung lässt er bis heute eigene Ländereien in seiner Heimatregion Nong Jok ausbauen - und hat dabei die Besitzverhältnisse vertuscht. Bauaufträge gingen, natürlich ohne Ausschreibung, an seinen Bruder. So wie das in der Fußballfamilie üblich ist.

    Als der Deutschlandfunk Makudi vor einigen Wochen zu Beginn der Frauen-WM in Berlin zu Korruptionsvorwürfen befragen wollte, hatte die FIFA die Pressekonferenz abbrechen lassen.