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Mit "Clean Air" bessere Luft im Hafen

Schiffsabgase - ob von Traumschiffen oder Containerriesen - belasten die Umwelt. Sowohl auf hoher See als auch an den Häfen. Ein neues EU-Projekt mit Namen "Clean Air" will diese Umweltbelastung verringern.

Von Maike Strietholt | 08.02.2013
    Ein Hafen erzeugt in erster Linie Lärm - verschmutzte Luft hingegen lässt sich nicht so einfach wahrnehmen. Und so bringen viele Hamburger dieses Problem auch erst gar nicht mit dem Hafenbetrieb in Verbindung:

    "Ich glaube, dass sich das in Grenzen hält."

    "Ist mir gar nicht so bewusst, dass Hamburg eine so starke Luftverschmutzung hat."

    "Wird viel CO2 in die Luft geblasen, nehme ich mal an und Feinstaub."

    "Durch die ganzen Kreuzfahrtschiffe sind diejenigen, die hier wohnen, extrem betroffen."

    "Also, die Partikel sind ja allgegenwärtig, auch in der Luft und die setzen sich ja dann auch ab, im Mund, Rachen, Bronchien."'

    Tatsächlich besteht in Sachen Schadstoffbelastung in Hafenstädten Handlungsbedarf - das zeigt die breite Beteiligung an einer Konferenz, zu der der Naturschutzbund Deutschland (NABU) heute in Hamburg eingeladen hat: Im Rahmen des Projekts "Clean Air", das über einen Zeitraum von drei Jahren die Luftqualität in europäischen Städten verbessern will, kommen Verkehrsexperten, Mediziner, Firmen des Hafenbetriebs, Politiker und Umweltschützer zusammen. Julia Balz vom NABU koordiniert das Projekt:

    "In Deutschland gibt es ein Unterprojekt zu sauberer Luft in Häfen. Dabei es geht darum, alle Beteiligten an einem Hafen zusammen zu bringen und gemeinsam zu diskutieren, welche Maßnahmen möglich sind, um die Luft aus Häfen zu verbessern"."

    In Hamburgs Wohngebieten wurden zuletzt bei den Stick- und Schwefeloxiden Werte gemessen, die die zulässigen Grenzen überschreiten. Laut Malte Siegert, ebenfalls vom NABU Hamburg, liegt dies vor allem an der stadtnahen Lage des Hafens:

    ""Häfen in Städten haben erhebliche Auswirkungen auf die Luftqualität, in Hamburg beispielsweise ist der Hafen, der nur zehn Prozent der Hamburger Fläche belegt, für 40 Prozent der Schwefelemissionen verantwortlich."

    Große Mengen Schwefeloxid in der Luft befördern Herz- und Lungenkrankheiten und führen innerhalb der EU zu schätzungsweise 50.000 Todesfällen pro Jahr. Für Wolfgang Becker von der Hamburg Port Authority, einem der großen Hafenbetreiber in Hamburg, ist das Thema Emissionsschutz daher auch nichts Neues:

    "Wir haben ein Anreizsystem eingeführt, wo Schiffe, die bestimmte internationale Standards unterbieten, einen Rabatt aufs Hafengeld bekommen. Wenn die Schiffe zum Beispiel Kraftstoff benutzen, der schwefelfreier ist, als es von der Internationalen Maritimen Gemeinschaft eingefordert wird. Oder Eisenbahnunternehmen, die ihre Loks mit Rußfiltern ausstatten."

    Und für die Zukunft ist noch einiges mehr geplant:

    "Wir versuchen Verkehrsmanagementsysteme einzuführen, sowohl bei der Bahn als auch bei der Schifffahrt und im Straßenverkehr. Wir sind in der Forschung und in Pilotprojekten unterwegs um neue Kraftstoffe auszuprobieren, E-Mobilität zu fördern, zu schauen ob wir hier im Hafen erneuerbare Energien in größerem Umfang erzeugen können als bisher."

    Diese Pläne decken sich größtenteils mit den Erwartungen, die auch der NABU formuliert. Allerdings weisen die Umweltschützer zusätzlich auf das Thema Landstromversorgung hin - ein Vorhaben, das in Hamburg seit Jahren geplant ist, bislang jedoch nicht umgesetzt wurde.
    Andere Hafenstädte könnten hier Vorbild sein - Malte Siegert:

    "In Los Angeles gibt es in Zukunft eine Mindestmenge von Schiffen, die mit Landstrom versorgt werden müssen - und zwar nicht nur Kreuzfahrtschiffe, sondern auch Containerschiffe. Das sind Vorgaben, die die Häfen machen."

    Doch sind Hafenbetreiber und Reedereien nicht die einzigen Verantwortlichen - auch auf internationaler Ebene sind Maßnahmen gefragt. Zum Beispiel vonseiten der EU, die jüngst das Jahr 2013 als "Jahr der Luft" ausrief. In den vergangenen Jahren wurden zwar die Schadstoff-Grenzwerte in der Schifffahrt bereits verschärft, doch darf beispielsweise im offenen Meer jenseits von Hoheitsgebieten immer noch mit giftigem Schweröl gefahren werden - und die hier ausgestoßenen Giftstoffe wehen dann in Teilen zum Festland zurück.