Der Vorreiter ist hier der Gemüsebau, und dort werden in den Tomaten- und Gurkenkulturen - das sind die Hauptkulturen, in denen dieses gemacht wird - 60, 70, 80 Prozent, in Holland schon 90 Prozent, mit der biologischen Schädlingskontrolle gearbeitet. Der chemische Pflanzenschutz ist da schon stark zurückgedrängt.
Der Grund, dass man sich in allen Bereichen immer mehr auf die gefräßige Lebensweise von Nützlingen konzentriert, ist die eingeschränkte Wirksamkeit der noch zugelassenen Insektizide. Darunter leiden auch Botanische Gärten. Sie werden häufig von der weißen Fliege befallen, einem besonders gefräßigen Schädling. Er saugt nicht nur Saft aus den Pflanzen, sondern schwächt sie auch so, dass sie von Pilzen befallen werden. Durch die schnelle Generationsfolge entwickelt die weiße Fliege besonders schnell die Resistenzen gegen chemische Mittel. Die Schlupfwespe lässt sich dagegen nicht überlisten. Wichtig für die Nützlinge ist der Lebensraum im Garten und ein Winterquartier. Denn auch Insekten überwintern. Z.B. die Florfliege. Als zartgrünes Gebilde sind sie im Sommer überall zu entdecken. Auch sie machen Jagd auf Blattläuse. Das Laub unter einer Naturhecke liefert den Schutz für einen anderen Nützling, den Marienkäfer. Wer jetzt einmal vorsichtig darunter schaut, entdeckt Tiere vom letzten Jahr, aber auch schon kleine Bündel von Eiern. In jeder Phase seines Lebens, so Professor Urs Wyss vom Institut für Phytopathologie der Universität Kiel, arbeitet dieser Käfer zugunsten des Hobbygärtners.
Die Larven, die durchlaufen vier Stadien. Das erste Larvenstadium, das schlüpft die Larve aus dem Ei. Die haben noch keine Erfahrung. Sie packen dann die -Blattlaus mit Krallen und halten sie fest. Sie frisst sie aber im Gegensatz zu älteren Larven nicht auf. Sie saugt aus. Das selbe Verhalten zeigt auch die Larve, nachdem sie sich gehäutet hat. Und erst beim dritten und vierten Entwicklungsstadium werden dann die Blattläuse so gefressen, wie es durch den erwachsenen Käfer geschieht. Und die Fraßleistung eines erwachsenen Käfers oder einer L4 Larve, die beträgt so um die hundert Blattläuse. Also es sind mehrere Tausend Blattläuse, die vertilgt werden von einem einzigen Marienkäfer.
Auch wenn Garten und Balkon noch so klein sind. Wildformen von Blütenpflanzen , Dill, Kerbel oder Margeriten locken Schwebfliegen, Florfliegen und Marienkäfer an. Allerdings kann man solche Nützlinge auch bei Nützlingszüchtern bestellen. Wer zum Beispiel Ärger mit der weißen Fliege an Zimmerpflanzen hat. 250 Schlupfwespen für 11,50 Euro. Die Produktion ist heute weit entwickelt. Allerdings kommt es für Urs Wyss auf die Qualität an. Und da arbeiten Züchter und Wissenschaft zusammen.
Bei Schlupfwespen sind ja nur die Weibchen aktiv. Und da ist es wichtig, dass man bei der Qualitätskontrolle darauf achtet, dass nur Weibchen verschickt werden. Wir untersuchen bei den Schlupfwespen auch das Orientierungsverhalten, das ist sehr wichtig, dass sie ihre Blattläuse gezielt aufsuchen. Und da ist es so, dass die Schlupfwespenweibchen Erfahrung sammeln beim Anstechen. Sie können sich orientieren nach den Düften, die von Pflanzen emittiert werden. Man kann sie konditionieren, dass sie nicht wegfliegen ins Licht, sondern auf die Blattläuse zu und dort ihr Werk verrichten. Und die Nachfrage wächst von Jahr zu Jahr, wenn das Material, das geliefert wird, auch optimal ist.