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Mit kurzen Hosen in den Wahlkampf

Es gibt sie: die jungen Unterstützer Angela Merkels. Sie arbeiten im Berliner Konrad-Adenauer-Haus, vernetzen von dort aus den Wahlkampf der Basis und begleiten die Bundeskanzlerin auf ihrer Sommerreise. Mit Social Media und Kreativbüro kämpfen sie für einen erneuten Wahlsieg.

Von Katharina Hamberger | 01.08.2013
    Irgendwo im Konrad-Adenauer-Haus sollen sie sein, die jungen Merkel-Fans - das teAM Deutschland. teAM geschrieben t-e-, die Buchstaben AM großgeschrieben. Steht für Angela Merkel, die Parteivorsitzende. Im Eingangsbereich ist vom Team nichts zu sehen - nur leere Stühle im neu eingerichteten Café Konrad, der Spendomat für Wahlkampfspenden steht einsam in einer Ecke. Aber wer mit dem Aufzug nach oben fährt und ein paar Schritte geht, der betritt eine andere Welt. Mitten in der konsequent nüchternen Partei-Zentrale der CDU, befindet sich ein - nun wie soll man es nennen – eine Art Kreativ-Büro.

    Im ersten Raum: orangefarbene Stühle, eine schwarze Wand rechts, eine orange Wand hinten. Und vor einer Glaswand steht ein dunkles Regal mit einer Unmenge CDU-orangener T-Shirts. Im zweiten Raum hinter der Glaswand: zwei Schreibtische, eine helle Couch und eine Kaffeemaschine. Hier finden täglich die Morgenbesprechungen statt. Dahinter eine Tafel - für den Kreativ-Prozess. Darauf ist zum Beispiel zu lesen: "teAM Deutschland ist… dynamisch, großartig, auf dem Sprung". Irgendjemand hat eine Pizza hinzugemalt. Hier sind sie tatsächlich zu finden: die jungen Angela-Merkel-Fans. Sie tragen keinen dunklen Anzug wie Philipp Mißfelder oder ein schickes Kostüm wie Kristina Schröder; Sie tragen Jeans und T-Shirt, Ballerinas und Turnschuhe. Ihre Aufgabe: Den Wahlkampf der Christdemokraten voranzubringen:
    "Ältester bin dann wohl ich mit 32 - und jüngster? Bist du dat? Ne Juri mit 23. Juri? 23? Ich schätze mal, im Schnitt sind wir so 26, 27 höchstens","

    sagt Thorsten Rietbrock, Leiter des Teams. Wenn er gefragt wird, ob hier ein etwas lockerer Ton herrscht, dann deutet er wie zum Beweis auf seine nackten Waden. Kurze Hosen sind eher selten im steifen Berliner Politikbetrieb. Wer ihn genau anguckt, sieht ein Zungenpiercing in seinem Mund blitzen. Der 32-Jährige gehört zum sogenannten Kernteam, das aus sieben Leuten besteht. Was aber tun die hier? Die nüchterne Beschreibung klingt so:

    ""Das Team ist die Mobilisierungs- und Unterstützerkampagne der CDU Deutschlands und damit auch ihrer Spitzenkandidatin. Wir sind in erster Linie Dienstleister und Servicestation für alle die Menschen vor Ort oder auch bundesweit, die Wahlkampf die CDU und Angela Merkel machen möchten. Ob mit Parteibuch, ohne Parteibuch - und bieten dafür Service Information, Unterstützung, personell, inhaltlich, für alle Menschen, die irgendwie an unserem gemeinsamen Ziel mitarbeiten wollen."

    Dazu gehört auch: Angela Merkel bei Auftritten in Wahlkreisen mit auf die Bühne zu begleiten - natürlich in orangefarbenen T-Shirts. Die sieben Mitglieder des Kernteams bleiben in der heißen Wahlkampfphase natürlich nicht unter sich.

    "Das sind die Tische, die wir aufgestellt haben, um die ersten freiwilligen Unterstützer auffangen zu können, ihnen einen Arbeitsplatz zu geben."

    16 Freiwillige werden es am Ende insgesamt sein. Und dabei sein darf jeder, der was kann - egal ob er oder sie in der Partei ist oder nicht.

    Jede Idee, jede helfende Hand wird in den letzten sieben Wochen bis zur Bundestagswahl gebraucht. Die meisten Freiwilligen werden rausgehen und die Parteichefin auf ihrer Sommerreise begleiten. Rund 60 Termine stehen an. Im Gepäck: Kletterwand, eine Relax- und Erfrischungszone. Besonders anstrengen will man sich in den, wie Rietbrock sie nennt, Chancenwahlkreisen. Man könnte auch sagen: Heiß umkämpft sind die Wahlkreise, die vor vier Jahren noch nicht dem Watte-Wohlfühl-Wahlkampf der Kanzlerin erlegen sind. Und das Kernteam steuert das alles von Berlin aus. Hier laufen aus allen CDU-Ortsvereinen die Ideen für Aktionen zusammen, die Wahlkreise werden vernetzt. Es gibt eine Facebook-Seite. Und einen Twitter-Account für das Team - ja man höre und staune: Beim Kanzlerinnen-Wahlkampf darf auch Neuland betreten werden.

    "Tweets am Tag haben wir ca. ein bis zwei, so wie auch bei Facebook, manchmal sind's auch drei, ist immer unterschiedlich. Und Follower haben wir aktuell … 4800","

    sagt Anne-Sophie Becker, 24 Jahre alt und für Social Media zuständig.
    Eine gewisse Begeisterung für Merkel muss jeder, der hier länger arbeitet, schon mitbringen. An der Wand hängen orangefarbene Schilder mit einem weißen "Angie"-Schriftzug. Und bei den vielen Arbeitsstunden, um 7 Uhr kommen die Ersten, gegen 20.30 Uhr gehen die Letzten, könnte es sonst schnell zu einem Kanzlerinnen-Koller kommen. Sie war sogar schon mal hier! Ach Angela, so mancher gerät mächtig ins Schwärmen:

    ""Also. Faszinieren tut mich, dass sie in einer immer sich schneller drehenden Welt mit Herausforderungen, die sich einem stellen, eine gewisse Entschleunigung bringt, dass sie öfters nachdenkt, bevor sie handelt und dass sie sich das Pro und Kontra anhört und daraus dann ihre Entscheidung fällt und nicht wie manch anderer Politiker wie das Fähnchen im Wind dreht und sobald sich die Situation ändert, auch die Meinung ändert."

    Und das kommt ausgerechnet vom jüngsten Team-Mitglied - 23 Jahre ist Juri Schnöller alt. Er ist in die CDU eingetreten, da waren andere froh, endlich Bier kaufen zu dürfen:

    "Ich bin CDU-Mitglied, seit ich 16 bin."

    Die Welt von teAM Deutschland ist eine ganz eigene innerhalb der Wahlkampfzentrale Adenauer-Haus. Auf demselben Stockwerk, aber gefühlt kilometerweit weg befindet sich zum Beispiel das sogenannte Deutschlandzimmer. Ein nüchterner Raum mit einem großen Tisch, an dem zum Beispiel Parteichefin Angela Merkel und Generalsekretär Hermann Gröhe Besprechungen abhalten. 16 Stühle stehen um den Tisch - aus jedem Bundesland einer. 16 kleine Bilder hängen an der Wand - auch aus jedem Land. Wem es also beim teAM Deutschland zu wuselig ist, der kann sich weiter umsehen. Irgendwas findet sich schon für jeden. Passt doch zur Kanzlerin.