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Mit nahezu vollständiger Sicherheit verantwortlich

Klimaforschung. - Heute hat der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimawandel der UN, kurz IPCC, seinen inzwischen fünften Sachstandsbericht in einer für Politiker und andere Laien verdaulichen Zusammenfassung vorgestellt. Die Rolle des Menschen wurde präzisiert, der für 2100 zu erwartende Anstieg der weltweiten Pegel nach oben gesetzt und die Erwärmungspause der vergangenen Jahre erklärt.

Von Georg Ehring | 27.09.2013
    Der fünfte Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC (PDF) bringt noch mehr Sicherheit in dem, was weitaus die meisten Forscher ohnehin vermutet hatten: Der Klimawandel geht weiter und der Mensch ist die Ursache. Der IPCC hat die Sicherheit in dieser Frage noch einmal hochgestuft: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch einen dominierenden Anteil an der Klimaveränderung hat liegt danach bei über 95 Prozent - beim vierten Sachstandsbericht im Jahr 2007 war man sich nur zu über 90 Prozent sicher gewesen. Thomas Stocker, einer der beiden Leitautoren des Berichts:

    "In jeder der drei vorangegangenen Dekaden war die Temperatur auf der Erdoberfläche höher als in jeder vorhergehenden Dekade seit 1850. Es ist also nicht nur ein Jahrzehnt, das wärmer war, sondern eine Folge mehrerer Dekaden und das gibt uns ein klares Signal, dass der Planet sich wandelt."

    Dabei hat auch der Weltklimarat festgestellt, dass die Erderwärmung in den vergangenen 15 Jahren langsamer vonstatten gegangen ist als zuvor. Daraus sollte man nicht die Hoffnung ableiten, dass der Klimawandel auf Dauer glimpflicher ausfallen werde als bisher erwartet, so die Wissenschaftler. Der IPCC sieht vor allem natürliche Faktoren hinter der Verlangsamung. Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, der für Deutschland an dem Bericht mitgewirkt hat:

    "Wir denken, dass diese Abschwächung in der Erwärmung zur Hälfte von der Sonne, vom Sonnenflecken-Zyklus und von Vulkanen, einigen Vulkanausbrüchen und dass die andere Hälfte daher kommt, dass das Klima einfach auch so schwankt."

    Nach Ansicht des IPCC ist es durchaus möglich, dass die Erdatmosphäre doch etwas weniger stark auf das Treibhausgas Kohlendioxid reagiert als bisher vermutet. Eine Verdopplung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre führt nach Schätzung der Forscher zu einer Temperaturerhöhung von 1,5 bis 4,5 Grad – beim letzten Mal lag die Untergrenze etwas höher bei zwei Grad. Eine Woche lang saßen Diplomaten und Politiker im IPCC über der Zusammenfassung des Berichts für Entscheidungsträger, die Arbeit wurde erst heute früh abgeschlossen. In einem weiteren Punkt bringt der Bericht eine Veränderung gegenüber seinem Vorgänger: Der Meeresspiegel steigt wohl schneller als früher vermutet – bis zu 82 Zentimeter könnten es bis Ende des Jahrhunderts sein – mehr als 20 Zentimeter mehr als zuvor geschätzt. Das Zwei-Grad-Ziel, wäre bei einer klimapolitischen Vollbremsung in Bezug auf den CO2-Ausstoß durchaus noch erreichbar, meint der Weltklimarat. Es ist eine Frage des politischen Willens und daran zweifelt wohl nicht nur Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut in Hamburg.

    "Ich bin sehr skeptisch, dass die politischen Verhandlungen so schnell zu einem Erfolg kommen, dass wir das mit den zwei Grad noch hinkriegen."