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Mit Pixelrekorden gegen altes "Korn"

Evolution statt Revolution könnte das inoffizielle Moto der diesjährigen Photokina in Köln lauten. Wenn auch bahnbrechende Neuerungen eher die Ausnahme auf der Schau bilden, können doch die Produzenten digitaler Foto- und Videotechnik inzwischen den uneingeschränkten Sieg über den klassischen Filmstreifen verbuchen. Doch für den Fotoenthusiasten gestaltet sich der Wechsel von der Spiegelreflexkamera für den gehobenen Anspruch in die Technik des 21ten Jahrhunderts mitunter holprig.

02.10.2004
    Wer mit der Zeit gehen möchte und dennoch nicht auf hervorragende Qualität seiner Aufnahmen verzichten will, muss den Wechsel vom Kleinbildfilm auf digitale Technik nicht länger scheuen, denn die Hersteller warten mit immer feineren Auflösungen ihrer Licht sammelnden Chips auf. So sind heute auch Digitalkameras mit stolzen zwölf Millionen Bildpunkten auf den Messeständen der Kölner Photokina, die am Sonntag ihre Pforten schloss, zu finden. Doch während die neue Technik mit verschwenderischem Luxus wie sofort verfügbaren Bildern lockt, verbergen sich ihre kleinen und großen Probleme im Detail. Bislang etwa mangelte es an digitalen Spiegelreflexmodellen, da die optische Spaltung nicht die geforderten, sehr hohen Auflösungen zuließ. Dies hat sich aber inzwischen geändert und verschiedene Hersteller bieten heute Spiegelreflexmodelle mit auch für ambitionierte Fotografen interessanten Auflösungen von bis zu zwölf Millionen Bildpunkten an. Ob solche Feinheit jedoch nötig ist, darüber streiten Experten, denn bereits Geräte ab sechs Millionen Pixeln können ausgezeichnete Fotos liefern.

    Ein anderes wesentliches Merkmal wird gegenüber dem schieren Pixelprotz dagegen oft sträflich vernachlässigt: die Güte des zugehörigen Objektivs. Doch auch der Linsenapparat mit seiner maximal möglichen Trennschärfe spricht auf dem Weg zum ansehnlichen Schnappschuss ein gewichtiges Wörtchen mit. Angesichts der hohen Kosten für hochwertige Objektive und mitunter kompatibler Verschlüsse mag mancher versucht sein, das bestehende Arsenal seiner Analogkamera weiter zu verwenden, doch die Rechnung geht nicht auf. Einmal ist der Lichtkreis solcher Objektive zu groß für heutige Fotosensoren - ein großer Teil des Bildes geht einfach verloren. Überdies zeigt der Vergleich von Bildern, die mit einem für digitale Geräte optimierten Objektiv aufgenommen wurden, mit Aufnahmen, bei denen ein alter "analoger" Linsenapparat vorgeschraubt wurde, dass letztere trotz hoher Güte unschärfer ausfallen als bei den optimierten Objektiven. Der Grund liegt in der Spiegeloptik der CCD-Chips, die erhebliches Streulicht produziert. Digital-Objektive besitzen daher eine besondere Vergütung zur Filterung des Störlichts, die älteren Objektiven der Analogära fehlt. Allerdings bieten Hersteller auch Hybridoptiken an, die diesen Effekt kompensieren. So kann es sich mitunter doch lohnen, ein altes und besonders gutes Objektiv auf einer Digitalkamera einzusetzen, statt es einzumotten.

    [Quelle: Max Schönherr]