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Mittwoch gleich Vatertag

Als "neue Helden" bezeichnet in Frankreich die 2009 gegründete Beobachtungsstelle für Familienfreundlichkeit in der Arbeitswelt die jungen Väter im Land, die sich zunehmend im familiären Bereich engagieren. Die Regierung will nach deutschem Vorbild die Erziehungszeit reformieren.

Von Suzanne Krause | 09.05.2013
    Unterwegs zu einem Kurzurlaub hat Familie Moreau gerade noch Reiseproviant besorgt. Jean-Charles, Christine, Yann, neun Jahre, und der sechsjährige Lorick leben auf dem Land, im Osten von Paris. Jean-Charles Moreau ist Mitte 40 und Techniker im Außendienst beim ehemals staatlichen Fernmeldeunternehmen France Télécom. Mit seiner Frau, einer Krankenschwester, teilt er sich die Familienarbeit.

    "Bei der Geburt meiner beiden Söhne habe ich jedes Mal Vaterschaftsurlaub genommen, elf Tage, bei voller Lohnfortzahlung. Im Betrieb gingen die Anträge problemlos durch."

    2002 wurde das Recht auf Vaterschaftsurlaub gesetzlich eingeführt –und das nehmen mittlerweile zwei von drei jungen Vätern in Anspruch. Beim Atomkonzern AREVA sind es gar 96 Prozent.

    "Seit der Ankunft des ersten Kindes bin ich auf Teilzeit, mit einer 80-Prozent-Stelle. Ich habe das Glück, dass mein Unternehmen mir trotzdem 86 Prozent Lohn zahlt. Die Teilzeit ermöglicht mir, am schulfreien Mittwoch für meine Kinder da zu sein."

    Eine Regelung, die seine Frau Christine zu schätzen weiß:

    "Ich profitiere ungemein davon, dass mein Mann mittwochs zu Hause ist. Es kommt billiger und es beruhigt mich, zu wissen, dass die Kinder von ihrem Vater betreut werden. Da haben sie wirklich Zeit füreinander."

    "Mittwoch gleich Vatertag", propagiert ein gleichnamiger französischer Verein, der einen Mentalitätswandel anstrebt. Während die Regierung gerade den Erziehungsurlaub reformierte: Nach deutschem Vorbild sollen Väter künftig familiär mehr eingebunden werden. Seit 2010, immer Anfang Juni, laden mehr und mehr Betriebe die Kinder ihrer Mitarbeiter zu einem Familientag an den Arbeitsplatz von Vater oder Mutter ein.

    Der Atomkonzern AREVA, eine Männerwelt, eröffnete pionierhaft schon 1999 die erste Betriebskita: Dass es dort die Väter sind, die ihren Nachwuchs bringen, gilt heute als alltäglich. Kürzlich allerdings hielt die Beobachtungsstelle für familienfreundlichere Betriebe fest: Die anhaltende Wirtschaftskrise bremst den Elan der Unternehmen, auch Vätern eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Deren Hauptwunsch, um mehr Zeit für den Nachwuchs zu haben: keine Sitzungen frühmorgens oder abends. Eine Maßnahme, die erste Betriebe in Frankreich umzusetzen beginnen.