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Mobilfunkmarkt in Frankreich
"Unaufgefordertes Angebot" sorgt für Unruhe

Der französisch-israelischen Milliardär Patrick Drahi will sein Firmenimperium vergrößern und hat mit seinem Mobilfunkunternehmen Numericable-SFR ein Gebot für den Konkurrenten Bouygues Telecom abgegeben. Der spricht von einem "unaufgeforderten Angebot" und auch Wirtschaftsminister Emanuel Macron hält nichts von einer Fusion der Unternehmen.

Von Ursula Welter | 22.06.2015
    Frankreichs Wirtschaftminister Emmanuel Macron, im Hintergrund eine Fahne
    Frankreichs Wirtschaftminister Emmanuel Macron hat sich gegen Fusionen ausgesprochen. (dpa / picture alliance / Etienne Laurent)
    Numericable-SFR ist die Nummer zwei im französischen Telekommunikationsmarkt und gehört zum Imperium des französisch-israelischen Milliardärs Patrick Drahi. Unter dem Dach seiner Holding Altice verfährt der umtriebige Unternehmer gerne nach dem Motto, "Klein kauft Groß" - so erwarb er mit seinem Unternehmen Numéricable im vergangenen Jahr die Mobilfunksparte SFR für 13 Milliarden Euro - in dem Bieterrennen damals hatte der Mischkonzern Bouygues das Nachsehen und nun ist er mit seinen elf Millionen Mobilfunkkunden selbst Übernahmeziel.
    Von einem "unaufgeforderten Angebot" spricht Bouygues heute und betont, es liefen derzeit keine Verhandlungen mit SFR-Numéricable. Hingegen berät Drahi bereits mit dem dritten großen Spieler am französischen Telekommunikationsmarkt namens Free darüber, wie die Übernahme von Bouygues wettbewerbsrechtlich abgesichert werden könnte - der Kauf von Frequenzen und Teilen des Bouygues-Netzes durch Free steht im Raum, die Holding von Drahi bestätigte offiziell, dass Gespräche mit Free geführt würden.
    "Der Staat interessiert sich per se für all diese Gespräche", sagte Finanzminister Michel Sapin im französischen Radio RFI. Schließlich gehe es um drei der vier großen Konzerne am Markt. Aber nur beim vierten, bei Orange, hat der Staat mit knapp 25 Prozent der Aktien ein Wort mitzureden, allerdings steht Orange beim aktuellen Spiel an der Außenlinie.
    Wirtschaftsminister Emanuel Macron hatte in den vergangenen Monaten mehrfach klar gemacht, dass er gegen Fusionen im französischen Telekommunikationssektor sei und Macron wiederholte das nun in einer schriftlichen Stellungnahme: "Konsolidierung derzeit nicht erwünscht", schreibt er und verweist auf negative Folgen andernorts in Europa. "1.600 bis 3.000 Arbeitsplätze seien schon durch die Übernahme von SFR durch Numéricable im vergangenen Jahr bedroht", klagt auch Fabrices Pradas von der Gewerkschaft UNSA.
    Dass der Milliardär Drahi seine Aquisitionen meist fremdfinanziert, stößt den Arbeitnehmern dabei ebenso auf, wie dem Fiskus. "Man muss aufpassen, dass das Imperium nicht auf einem Sandberg aus Schulden steht", warnt Finanzminister Sapin den Unternehmer Drahi. Aber, dessen Imperium wächst: Presse, Mobilfunk, Internet, Kabel – die Holding hat sich breit aufgestellt. Altice ist bei Kabel-Anbietern in den USA, in Portugal, in Belgien und in Luxemburg im Boot, besitzt in Israel einen Nachrichtensender, kaufte in Frankreich zuletzt die Blätter der Zeitschriftengruppe "L'Express" und war vergangenen Jahr bei "Libération" eingestiegen.