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Mona Lisa auf dem Mond

Raumfahrt. - "Deutschland will zum Mond fliegen", so die Schlagzeilen vor einigen Tagen in der bundesweiten Presse. "Mona Lisa" nennt sich die Mission, deren Prototyp ab heute auf dem Symposium "To Moon and Beyond" in Bremen zu sehen ist. Noch bis Freitag debattieren dort Wissenschaftler über Europas Pläne für den nächsten Begleiter der Erde.

Von Guido Meyer | 14.03.2007
    Auch wenn das rot-weiß-blaue Sternenbanner bislang die einzige Flagge auf dem Mond ist - der Erdtrabant soll nicht allein den Amerikaner gehören - findet der Rest der Welt. So planen Russland, China, Japan und Indien eigene Mondmissionen, und auch die Alte Welt möchte diese Welt verlassen und eine neue erobern. Das wohl bekannteste Werk Leonardo da Vincis soll Namensgeber sein - ML wie Mond und Luna, ML wie Mona Lisa.

    "Wir stehen hier vor dem Modell eines Landefahrzeuges, das wir Mona Lisa nennen. Wir sehen hier eine große Struktur mit vier Landebeinen, einem großen, zentralen Triebwerk, vielen Tanks, Solargeneratoren und einigen Ausrüstungsgegenständen. Dieses Fahrzeug ist dazu konzipiert, um Nutzlasten von der Erde zum Mond, auf die Mondoberfläche zu transportieren und dort zu betreiben."

    Rolf Janovsky, Direktor der Explorationsabteilung für Mond und Mars beim Raumfahrtunternehmen OHB-System in Bremen. Fürs Auge gibt Mona Lisa nicht viel her. Die Sonde macht ihrer Namensgeberin optisch keine Ehre, sieht unspektakulär aus und ist wesentlich kleiner als der Eagle, mit dem die Amerikaner zu Apollo-Zeiten bemannt auf dem Mond gelandet sind. Mona Lisa ist eine Trägerstruktur, ein Beförderungsmittel, das entsprechend bestückt werden muss.

    "Wir haben dieses Fahrzeug so konzipiert, dass also die Missionsdauer bis zu sechs Wochen betragen kann. Und in dieser Zeit stellt dieses Fahrzeug alle Ressourcen zur Verfügung, die diese Nutzlast benötigt, das heißt, eine Thermalkontrolle, Energieversorgung, Kommunikation, Datenauswertung - all diese Infrastruktur wird von dem Landefahrzeug für die Nutzlast zur Verfügung gestellt. Wir haben dieses Fahrzeug für eine Nutzlastmasse von 100 Kilogramm konzipiert. Eine dieser Nutzlasten könnte zum Beispiel ein AstroHab sein."

    Dieses AstroHab soll ein kleines, autonomes Forschungslabor sein für Experimente aus den Bereichen Lebenswissenschaften, Geologie und Astrobiologie. Es wird auf dem Mond freigelegt, quasi ausgepackt, wenn sich die vier Solarpanele der Trägersonde entfaltet haben. Mona Lisa beginnt zu lächeln.

    "Das AstroHab ist eine biologische Einheit, die generell ermöglicht, den Einfluss der veränderten Bedingungen, den wir im Weltraum haben, das heißt, veränderte Strahlung, nicht vorhandene Schwerkraft, für eine längere Zeit zu untersuchen. Das hat einerseits Nutzen für Prozesse auf der Erde, im Zusammenhang mit Medizin, unter anderem das Vestibular-System, also Schwerkraftsystem des Menschen. Und weiterhin werden wir mit diesen Erkenntnissen dann es ermöglichen, zum Mars zu reisen, weil wir auf diesen langen Mars-Reisen eben entsprechende biologische Einheiten brauchen, die das Leben eines Menschen dort überhaupt erst ermöglichen."

    Dazu gehört die Produktion von Nahrungsmitteln und Sauerstoff, die Entfernung von Schadstoffen aus dem Wasser und andere Prozesse und Kreisläufe, die für langfristige Aufenthalte von Astronauten im All nötig sind. Astrobiologen sprechen von der Erforschung und vom Betrieb geschlossener, ökologischer Lebenserhaltungssysteme. Noch einmal Matthias Dünne aus dem Bereich Raumfahrt und Umwelttechnik bei OHB-System:

    "Denkbar sind sozusagen verschiedene Einflüsse auf biologische Komponenten. Es gibt Algenreaktoren zur Sauerstoffproduktion. Da ist es generell erstmal denkbar, dass bei veränderter Schwerkraft, veränderten Strahlenbedingungen, Algen weitaus weniger produktiv sind."

    Mona Lisa und ihr AstroHab könnten im nächsten Jahrzehnt Wirklichkeit werden - entweder als nationale Mission, gefördert vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) oder im Rahmen der Explorationspläne von Europas Weltraumagentur Esa. Die Ideen reichen bereits über eine erste Landermission hinaus. Mona Lisa soll auch zurückfliegen können zur Erde. Rolf Janovsky.

    "Die Weiterentwicklung sieht vor dass man in einer späteren Stufe eine neue Nutzlast auf den Mond bringt, dort betreibt , es einen Aufstieg in einen Mondorbit durchführt, es dort mit einem Orbiter ein Kopplungsmanöver durchführt, zur Erde zurückfliegt , so dass wir die Nutzlast sicher auf die Erde zurückbekommen, um dann zum Beispiel unter den verbesserten Bedingungen auf der Erde, mit den Labormöglichkeiten, die wir dort haben, bestimmte Materialien, biologische Materialproben, zu untersuchen."