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Monsanto-Übernahme
Der Deal ist besiegelt

Bayer ist nach langer Wegstrecke am Ziel: Die Übernahme des Saatgutriesen Monsanto ist abgeschlossen. 1,2 Milliarden Euro verspricht sich Bayer ab 2022 durch die Fusion. Doch der Zusammenschluss hat auch viele Kritiker auf den Plan gerufen.

Von Mischa Ehrhardt | 07.06.2018
    Das Bild zeigt das Bayer-Werk in Leverkusen im August 2016. Die Anlage ist beleuchtet, denn es ist Abend.
    Bayer übernimmt den Saatgutkonzern Monsanto - verabschiedet sich allerdings aus Imagegründen vom Namen. (dpa-Bildfunk / Oliver Berg)
    Mit der Fusion zweier Riesen entsteht ein Gigant im agrar- und agrarchemischen Bereich: Bayer wird durch die Übernahme zum weltweit größten Saatgut- und Pflanzenschutzmittelhersteller der Welt. Das sei gut und nötig angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung, meint der Geschäftsführer von Bayer in Deutschland, Helmut Schramm.
    "Also der ökologische Landbau hat den Nachteil, dass die Erträge natürlich deutlich niedriger liegen, im Schnitt bei circa 50 Prozent weniger. Das heißt also: Mit diesen rein ökologischen Anbaumethoden wird es uns nicht gelingen, die zehn Milliarden Menschen zukünftig zu ernähren."
    Kritik formulieren dagegen Umweltschützer. Beispielsweise Jutta Sundermann vom Verein Aktion Agrar, der sich für eine ökologische, sozialverträgliche und tiergerechte Landwirtschaft einsetzt.
    "Auf unserer Welt wird genug Nahrung für alle produziert und es wird auch in Zukunft genug da sein; wenn wir es schaffen, anders mit den Produkten umzugehen. Und wenn es möglich wird, dass die Menschen, die heute hungern, das sind Menschen auf dem Lande, wenn die Zugang haben zu Saatgut, zu Wasser und zu Land."
    Saatgut und das passende Pestizid im Set
    Ausgesprochenes Ziel und bereits heute gängige Praxis der Konzerne Bayer und Monsanto ist es, Saatgut und die dazu passenden Pestizide gleich mitzuliefern. Die Pflanzenschutzmittel vernichten quasi alles andere als die zu schützende Pflanze – aus dieser Perspektive sind sie äußerst effizient. Zu effizient, sagen andere – denn sie vernichteten dabei nicht nur andere Pflanzen, sondern auch wichtige Insekten und deren Lebengrundlage. Das Problem sieht auch Helmut Schramm von Bayer – wenn er es auch relativiert:
    "Es ist durchaus so, dass Landwirtschaft Einfluss nimmt auf Biodiversität aber es ist nicht nur die Landwirtschaft. Es sind beispielsweise auch Infrastrukturmaßnahmen, Witterungseinflüsse; es sind vielfältige Maßnahmen, die Biodiversität reduzieren können."
    Neben diesen direkten Umweltaspekten sehen Kritiker aber auch das Problem der Marktkonzentration im Agrarsektor. Für kleinere Bauern, so die Befürchtung, drohten Preisdiktate, es entstünden mehr Abhängigkeiten unter anderem dadurch, dass die Großkonzerne auf viele Samen Patente angemeldet haben.
    Übernahme könnte dem Ruf von Bayer schaden
    So sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete und frühere Bundesumweltministerin Renate Künast heute im Deutschlandfunk:
    "Man muss sich doch überlegen, ob diese armen Menschen, wo auch immer auf dieser Welt, eigentlich in der Lage sind, dieses Saatgut dann zu kaufen; oder ob nicht das in der Region vorhandene Saatgut Ihnen viel weiter hilft."
    Durch solche Diskussionen könnte schließlich der Ruf von Bayer durch die Übernahme von Monsanto Schaden nehmen. Zumal der US-Konzern hierzulande vor allem mit gentechnisch verändertem Saatgut in Zusammenhang gebracht wird. Und: Monsanto produziert und verkauft den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat, der im Verdacht steht, Krebs zu erregen.
    Wahrscheinlich auch aus diesem Grund soll der Name Monsanto künftig verschwinden. Nicht zuletzt aber ist die Übernahme auch in finanzieller Hinsicht riskant: Es ist die teuerste Auslandsübernahme eines deutschen Unternehmens in der Wirtschaftsgeschichte. Rechnen wird sie sich die Übernahme erst über einen langen Zeitraum – wenn überhaupt. Denn das setzt voraus, dass diese Art industrieller Landwirtschaft sich wirklich global in Zukunft durchsetzen wird.